Vom Schreckensort zum Sehnsuchtsraum. Der Wald in der deutschen Romantik (original) (raw)
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Männer! Nackt! Im Wald! Kann uns die Romantik helfen, die Welt zu retten?
DIE ZEIT, Vol. 27, 2024
Kann uns die Romantik helfen, die Welt zu retten? Das behaupten drei aktuelle Kunstausstellungen VON THOMAS THIEMEYER Vor drei Jahren setzte der chinesische Künstler Zheng Bo fünf nackte Tänzer für eine Woche in einem schwedischen Wald aus, auf dass sie sich mit der Natur verbanden. Da schritten und rekelten sie sich, umschlangen im Handstand Baumstämme mit ihren blanken Beinen oder lehnten den bloßen Po gegen die raue Kiefernrinde. Zheng filmte das Ganze und stellte die Aufnahmen danach auf den Kopf respektive die Krone. So verdrehte er die gewohnten Verhältnisse: Der Mensch steht nicht länger im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern teilt es mit den Bäumen, mit denen zusammen er ein Kunstwerk co-kreiert und eine neue, intime Symbiose eingegangen ist.
Studia Theodisca, 2014
This essay examines the literary portrait of the forested Southern Carinthian border region as a place of Austrian Slowenian historical experience and cultural memory in Maja Haderlap's novel Engel des Vergessens. The autobiographical and documentary novel published in 2011 asks what it means to live on in a landscape contaminated by historical violence. At issue here is the novel's representation of individual and collective Austrian Slowenian history in its depiction of the narrator's forest walks as a child and the Carinthian Slowenian partisans' life in the woods.
Fluchten aus dem Alltag. Räume der Sehnsucht zwischen Idylle und Tourismus
Sprache und Literatur
Fluchten aus dem Alltag. Räume der Sehnsucht zwischen Idylle und Tourismus Auf den ersten Blick scheint die Corona-Pandemie das Ende des Tourismus zu bedeuten. Kreuzfahrten werden abgesagt, Reisen mit dem Flugzeug sind nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich, und die Tatsache, dass zwischen der Zerstörung ursprünglich in sich abgeschlossener Ökosysteme, dem Klimawandel und der Ausbreitung von COVID-19 ein ursächlicher Zusammenhang besteht, scheint aus Sicht von Umweltschützern längst überfällige Strukturveränderungen notwendig zu machen, die auch bislang wenig hinterfragte Formen des Tourismus nicht unangetastet lassen. Die Corona-Pandemie, die uns zu "Zeugen eines multiplen Systemschocks" macht und die Frage aufwirft, wie die "Welt jenseits von Corona" aussehen kann und/ oder sollte,1 zeigt aber auch, wie stark der Wunsch ist, auszubrechen aus dieser Welt der Einschränkungen, zurückzukehren in einen Erlebnisraum ‚vor Corona' und liebgewonnene Alltagspraktiken-zu denen auch die regelmäßigen Fluchten aus dem Alltag gehören-wiederaufnehmen zu können. Auch wenn es so viele Menschen wie noch nie zu Spaziergängen in die heimischen Wälder drängt, der Urlaub im eigenen Land boomt und Camping die Urlaubsform der Stunde zu sein scheint, wird die so mächtige Sehnsucht nach Auszeiten in ferngelegenen Urlaubsidyllen nicht plötzlich zu stillen sein. Die Gefahren der Ansteckung, die-wie bereits Wilhelm Raabes Roman Unruhige Gäste (1885) gezeigt hat, der den Ausbruch von Typhuserkrankungen in einem Harzer Badeort als Inversionsgeschichte seiner Touristifizierung erzählt-2 zwar zu einer existentiellen Bedrohung für den Tourismus werden können, führen jedoch-wie die ungebrochene Erfolgsgeschichte des Tourismus von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart vermuten lässt-nicht zwangsläufig an sein Ende, und schon gar nicht an ein Ende jener für ihn konstitutiven Idyllensehnsucht. Warum dies so ist, lässt sich nicht zuletzt mit Blick auf die Geschichte der Bewältigung von Ansteckungskrankheiten wie Lepra, Pest oder Pocken begründen. In der Liste der immer wieder ergriffenen Gegenmaßnahmen stehen mit der Isolierung und Abschottung sowie der
2024
Cornelia Funkes 2019 erschienener Fantasy-Roman „Das Labyrinth des Fauns“, der auf der Basis von Guillermo del Toros Film „Pan’s Labyrinth“ (2012) entstand, spielt in der Zeit der Franco-Diktatur und handelt von Ereignissen, die größtenteils in einem Wald stattfinden. Im Text, so könnte die These lauten, entsteht gleichsam eine Synthese zwischen Politik und Ökologie oder, anders ausgedrückt, Faschismus und Umweltzerstörung. Dabei wird die anthropozentrische Umweltauffassung auf kritische Weise zur Anschauung gebracht. Ziel des Beitrags ist es, das damit verbundene Reflexionspotential auf tiefenökologischer Ebene zur Entfaltung zu bringen. Da räumliche und dementsprechend auch charakterliche Gegensätze zwischen den Faschisten und Rebellen ein wesentliches Strukturelement des Textes bilden, werden raumsemantische Überlegungen Jurij M. Lotmans die Untersuchung methodisch ergänzen.
Der Wald als liminaler Raum in Wolf G. Heimraths "Werther, der Werwolf" (2010)
Germanistik in Ireland 13, 2018
Bis heute gilt der Wald als Raum abseits der Gesellschaft; er vereint sowohl die romantische Vorstellung ursprünglicher Natur als auch die Dimension der Bedrohlichkeit. Diese ambivalente Sichtweise wurde unter anderem durch Märchen geprägt, in denen der Wald als „ein Ort außergewöhnlichen Geschehens und unheimlicher Begegnungen“ dargestellt wird. Zu den Gestalten, die man im (Märchen-)Wald regelmäßig antrifft, gehört auch der Wolf. Er spielt die Rolle des Verführers, der die Märchenprotagonisten in einer liminalen Phase herausfordert und zu moralisch verwerflichen Handlungen verleiten will. Dass der Wald auch in der zeitgenössischen phantastischen Literatur nichts von seiner Liminalität verloren hat, und der (Wer-)Wolf nach wie vor ein charmanter Verführer ist, zeigt sich in Wolf G. Heimraths Mash-up Novel Werther, der Werwolf (2010). In diesem Beitrag gilt es herauszuarbeiten, wie durch die Wahl des Settings – dem Wald als liminalem Raum – einerseits der Zwiespalt des Werwolfs widergespiegelt und andererseits das grenzüberschreitende Verhalten der Figuren begünstigt wird.
2020
Bei der bisherigen geisteswissenschaftlichen Erforschung des Thuringer Waldes als Reiseziel lag der Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert. Dabei liegen die Anfange des Thuringer Wald-Tourismus noch weiter zuruck. Anstos dieses Promotionsvorhabens war diese Forschungslucke. In dieser Arbeit wurden 136 historische Reisebeschreibungen, Reisefuhrer, Reisehandbucher und Reiseromane, die zwischen 1700 bis 1899 publiziert wurden, als Quellenmaterial aufbereitet und ausgewertet. In Vordergrund stehen die Themenkomplexe Tourismus und Identitaten des Thuringer Waldes. Der umfangreichste Teil der Arbeit konzentriert sich auf die Wurzeln und die Weiterentwicklung des Fremdenverkehrs sowie die Klarung der Leitfragen. Wer sind die Reisenden, welche Motivation fuhrt sie in das Gebirge und fur welche Art der Reise entscheiden sie sich. Welche Ortschaften und Attraktionen sind im Untersuchungsraum beliebt und welche nicht. Der zweite Komplex beschaftigt sich mit der grundlegenden Frage, welche Identit...