Rezeption und Interpretation als Handlungen : zum Verhältnis von Rezeptionsästhetik und Hermeneutik (original) (raw)
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Rezeption in der philosophischen Hermeneutik
Klostermann eBooks, 2011
Gadamers philosophische Hermeneutik ist ganz wesentlich Heideg gers Denken verpflichtet, Der Ursprung des Kunstwerkes findet im Hauptwerk Wahrheit und Methode jedoch keine eigene Behandlung. 1 In Gadamers Einführung zur Reclam-Ausgabe von Der Ursprung des Kunstwerkes aus dem Jahre 1960 aber lässt sich eine indirekte Wirkungsgeschichte erkennen. 2 Hier identifiziert Gadamer in Heid eg gers Aufsatz eine Reihe von Gedanken, die für seine eigene Arbeit von entscheidender Bedeutung waren. Bei späterer Gelegenheit vermag Gadamer in einer Einleitung zu einer Sammlung von Texten über Heid eg ger auch eine gewisse Verwandtschaft zwischen Der Ursprung des Kunstwerkes, seiner eigenen Einführung und einigen der zentralen, in Wahrheit und Methode behandelten Fragen einzugestehen. 3 Mit Kenntnis seines Werkes lässt sich deshalb schildern, wie Gadamer in seiner philosophischen Hermeneutik 1 John Sallis unternimmt einen ansonsten sehr fruchtbaren Vergleich zwischen Der Ursprung des Kunstwerkes und dem Kapitel über die Ontologie des Kunstwerk in Wahrheit und Methode, vermag jedoch nicht nachzuweisen, dass es sich in diesem Kapitel um eine eigentliche und ausdrückliche Rezeption von Der Ursprung des Kunstwerkes handelt, da Gadamer Heid eg gers Aufsatz nicht erwähnt oder sich mit seinen Grundbegriffen auseinandersetzt und auch im Übrigen nirgends anführt, dass dieses Kapitel einen Dialog mit Der Ursprung des Kunstwerkes bilden würde. Vgl.
Zuschauer-Partizipation, anfänglich besonders in der Performance- und Installationskunst sowie im Theater forciert, wurde seit den 1970er Jahren zu einer gängigen künstlerischen Praxis. Gerade heute sind interaktive Arbeiten wieder stark im Aufschwung. In der Theorie allerdings findet eine Reflexion darüber nur partiell und in den unterschiedlichen Disziplinen nicht gleichermaßen statt. Die versammelten Beiträge zeigen nicht nur, wie vielfältig Partizipation in den verschiedenen Künsten zum Ausdruck kommt. Sie diagnostizieren auch, dass die Aktivierung der Rezipienten an einen prekären Punkt gelangt ist. So machen sich gerade ‚offene‘ Werke mitunter der manipulativen Anfälligkeit verdächtig. Im Ausloten der Differenz zwischen Improvisation und Instrumentalisierung eröffnen sich aber offenkundig auch neue Formen der Gesellschaftskritik.
Die Macht der Rezeption. Eckpunkte der patristischen Juditinterpretation
Die Rezeption eines literarischen Werkes ist immer ein produktiver und kreativer Prozess, der wesentlich von den Interessen, aber auch den kulturellen Kontexten der Rezipienten und Rezipientinnen mitbestimmt ist. Wer welche Texte auf welche Weise rezipiert und welche Interpretationen tradiert bzw. nicht tradiert werden, ist immer auch eine Frage der herrschenden Verhältnisse. 1 Rezeption setzt Macht voraus, die eigene Stimme hörbar zu machen, und zugleich wird durch Rezeption Macht ausgeübt. Gerade die Interpretation biblischer Texte zielt darauf ab, Denken und Verhalten von Menschen zu beeinflussen und zu lenken. So wurden (und werden) Vorstellungen über Frauen und das von ihnen erwünschte oder erwartete Verhalten auch aus Bibeltexten herausgelesen bzw. in Bibeltexte hineingelegt. Rezeption reproduziert und produziert Bilder nicht nur über die Texte, sondern auch über die Realität der Rezipierenden und wirkt sich wiederum auf ihre Realität aus. Die hinter bestimmten Rezeptionen liegenden Interessen bestimmter Träger-(gruppen) sind daher sichtbar zu machen und kritisch zu hinterfragen.
"Wahrnehmen heißt antworten" - Ästhetik therapeutischer Beziehungen
Transformation – Künstlerische Arbeit in Veränderungsprozessen / Grundlagen und Konzepte
Dem Konzept der Responsivität in der zwischenmenschlichen Kommunikation, von dem hier die Rede sein soll, geht eine lange philosophische Tradition voraus, die sich mit dem Dialog als besonderer Form der Begegnung beschäftigt hat. In dem vorliegenden Beitrag soll der Versuch gemacht werden, die therapeutische Beziehung transdisziplinär aus der Perspektive der Ästhetik und der Dialogphilosophie zu beleuchten. Dabei stellt sich zunächst die Frage, wie sich vorgegebene Rollen in der Therapie, die die therapeutische Beziehung in einer bestimmten Weise strukturieren, zu einer dialogischen Beziehung verhalten.
Von der Theorie zur Praxis: Benthams Helvétius-Rezeption
It is widely accepted that Bentham was intensely influenced by the thoughts of Helvétius. But the fact that Bentham copied some elements from Helvétius leads to more interesting questions, such as how he changed Helvétius’ ideas, and in what respect he aspired to go further than Helvétius. Taking as a starting point Bentham’s claim that Helvetius was the Bacon of moral science, whereas he himself was to be the Newton, I argue for the following claims: Firstly, Bentham’s theory can chiefly be understood as an attempt to work out in detail the theoretical program that Helvétius outlined in order to radically reform moral philosophy. Secondly, in contrast to Helvétius, Bentham's theory is guided by considerations of feasibility, and this leads to claims that are clearly more moderate that Helvétius’ claims. Thirdly, whereas Helvétius did not indicate how utilitarian principles should enter political decisions, Bentham’s approach should be considered as an attempt to combine theory and practice, highlighting the role of the middle class in political progress.