Psychosoziale Interventionen in der Suchttherapie: Forschungsstand und wissenschaftliche Perspektiven (original) (raw)

Psychosoziale Behandlungen bei Suchterkrankungen – Suchtspezifische Psychotherapieformen und ihre Wirksamkeit

Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie, 2015

steht grundsätzlich für eine in ihren Alternativen deutlich eingeschränkte Verhaltensweise mit kompulsiven und unkontrollierten Anteilen, die die Eigenschaften einer "Störung" zeigt [1]. Dies ist nicht allein auf den Konsum psychotroper Substanzen beschränkt. Nicht-substanzgebundene Suchtprobleme wie pathologisches Glücksspiel oder Internetsucht können auch mit dem Begriff der "Verhaltenssucht" beschrieben werden. Im Zusammenhang mit dem Konsum psychotroper Substanzen spricht man auch von Abhängigkeitserkrankungen oder Sub-stanzstörungen, während der übergeordnete Begriff "Suchterkrankungen" sowohl die Verhaltenssucht als auch die Substanzstörungen umfasst. Suchterkrankungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Sie sind mit schwerwiegenden gesundheitlichen und psychosozialen Konsequenzen für die betroffene Person sowie für ihr Umfeld verbunden, verursachen hohe Kosten und gehen mit erhöhten Morbiditäts-und Mortalitätsraten einher. Stigmatisierung und Kriminalität sind mit diesem Krankheitsbild assoziiert und erschweren Diagnostik und Behandlungserfolg. Der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Suchterkrankungen liegen mehrdimensionale bio-Übersicht 201

Wirkfaktoren psychosozialer Behandlungen bei Sucht und komorbiden psychischen Störungen

Nervenheilkunde

Zusammenfassung Gegenstand und Ziel: Es werden die wichtigsten Wirkfaktoren erfolgreicher psychosozialer Behandlungen von Patienten mit einer Komorbidität von psychischen Störungen und Sucht (Doppeldiagnosen) herausgearbeitet. Material und Methoden: In den wissenschaftlichen Datenbanken PubMed, PsycINFO und Web of Science wurden neuere Metaanalysen und umfassende Übersichtsarbeiten zur Wirksamkeit psychosozialer Behandlungen bei Doppeldiagnose-Patienten gesucht und aus deren Ergebnisse das vorliegende „narrative review“ erarbeitet. Dabei wird näher auf die Studienergebnisse zu schweren und zu leichten Formen von Komorbidität eingegangen. Ergebnisse: Integrative, gestufte Behandlungsprogramme, die störungsspezifische Interventionen kombinieren, sind Kontrollgruppen (z. B. Wartegruppen, Standardbehandlungen) meistens, bzw. anderen aktiven Behandlungen (z. B. Psychoedukation) manchmal in den drei Ergebnisbereichen (Sucht, psychische Störung und Funktionsniveau) überlegen. Erfolgreiche ...

Psychologische Betreuung bei Suchterkrankungen

Psychologie in Notfallmedizin und Rettungsdienst, 2004

Unter den Notfallein satzen bei psychiatrischen Krankheitsbildern stellen Suchtpatienten die groBte Zahl.Atkoholabhanqiqkeit ist neben der Abhangigkeit von Nikotin das hauflqste Suchtproblem unserer Gesellschaft: Nach aktuellen Studien konnen 1,6 Millionen Deutsche als abhanqiq gelten, rund 2,7 Millionen fallen unter die Diagnose Alkoholmissbrauch bzw. schadlicher Gebrauch (Definitionen~s.Abschnitt 13.1; Mann 2002). Hinzu kommen etwa 5 Millionen Personen mit einem riskanten Konsummuster. Insgesamt leiden also ca. 9,3 Millionen BundesbOrger (12% der Gesamtbevolkerunq) an alkoholbezogenen Stbrungen. Derdadurch bedingte volkswirtschaftliche Gesamtschaden wird auf 25-40 Milliarden Euro jahrlich geschatzt (Junge 1999). In zahlreichen Studien konnte tiberdies der Zusamrnenhang zwischen Alkohol und korperlichen Schaden eindrucksvoll demonstriert werden: So ergibt sich ab einer taglichen Alkoholmenge von 30-40 g ein signifikanter Anstieg des Risikos, z. B. fur einen Schlaganfall (Singer u. Teyssen 2001). Gravierend sind auch die Auswirkungen im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, endokrine Erkrankungen und Erkrankungen des 13.4 Einleitung und Forderunq von Veranderungen-172

Trauma und Sucht: Implikationen für die Psychotherapie

SUCHT - Zeitschrift für Wissenschaft und Praxis / Journal of Addiction Research and Practice, 2012

Ziel: Die vorliegende narrative Übersichtsarbeit geht der Frage nach, welche Rolle traumatische Lebenserfahrungen und damit assoziierte Traumafolgestörungen bezüglich der Ätiologie und Pathogenese von Suchterkrankungen spielen und welche Implikationen sich daraus für die therapeutische Praxis ableiten. Ergebnisse: Die aktuelle empirische Befundlage belegt ein gehäuftes gemeinsames Auftreten von traumatischen Erfahrungen und substanzbezogenen Störungen sowie eine erhöhte Komorbidität von Posttraumatischer Belastungsstörung und Suchterkrankungen. Befunde aus Interview- und Fragebogenstudien sowie aus experimentellen Untersuchungen mit komorbiden Patienten zeigen, dass Betroffene psychotrope Substanzen als Selbstmedikation einsetzen, um ihre traumabedingte Symptomatik zu lindern. Es entsteht ein komplexes, sich gegenseitig aufrechterhaltendes Wechselspiel zwischen Traumafolge- und Suchtsymptomatik, welches die Behandlung deutlich erschwert. Schlussfolgerungen: Zur Unterbrechung dieses ...

Psychiatrische Komorbidität und Suchtbehandlung

Suchttherapie, 2000

Der vorliegende, den Themenschwerpunkt "Komorbidität" einleitende Beitrag liefert einen Überblick zur Entwicklung der Komorbiditätsforschung und die in diesem Gebiet relevanten Fragestellungen. Ferner wird auf theoretische Zusammenhänge verwiesen, und es werden Konsequenzen für weitere Forschungsaktivitäten diskutiert.

Sozialmedizinische Interventionen in der Richtlinienpsychotherapie

Psychotherapeut, 2020

Hintergrund Viele psychische Störungen nehmen einen Langzeitverlauf und gehen daher mit sozialen und beruflichen Teilhabeeinschränkungen einher. Dies gilt auch für Patienten in der Richtlinienpsychotherapie. Um eine ganzheitliche Versorgung zu gewährleisten, sind u. a. sozialmedizinische Interventionen erforderlich, wozu die Koordinierung mit anderen Therapeuten, Kontakte zum Arbeitgeber oder zu arbeitsrelevanten Institutionen, häusliche und freizeitbezogene Hilfen oder soziale Unterstützungsmaßnahmen gehören. Es stellt sich die Frage, welche derartigen sozialmedizinischen Interventionen zum Repertoire von Richtlinienpsychotherapeuten in ihrem Arbeitsalltag gehören. Material und Methoden Es wurden 131 psychologische Psychotherapeuten gebeten, anhand eines Glossars mit 38 sozialmedizinischen Interventionen anzugeben, welche davon sie in ihrer täglichen Praxis anwenden. Ergebnisse Alle Maßnahmen kamen zur Anwendung. Im Durchschnitt gaben die Therapeuten an, dass ihnen von den 38 Inter...