Besprechung von: Claudia Polzin-Haumann/Alberto Gil (Hgg.): Angewandte Romanistische Linguistik: Kommunikations- und Diskursformen im 21. Jahrhundert (original) (raw)
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Dunkle Rede, helle Köpfe: Historische Dialogforschung in der Romanistik
Historische Mündlichkeit. Beiträge zur Geschichte der gesprochenen Sprache., 2016
Based on an Old Spanish text, the Libro de Apolonio, the study analyzes riddles as a cultural technique using a methodological framework which distinguishes three types of pragmatics and offers a clear-cut distinction between language change and cultural change within the realm of discourse traditions.
Nachdem Padua dem Proto-Signore Ezzelino III. da Romano entrissen worden war und derselbe wenige Jahre später den Schlachtentod gefunden hatte, verfasste der Paduaner Rolandino eine Chronik, in der er die Ereignisse in der Trevisaner Mark vom späten 12. Jahrhundert bis ins Jahr 1260 schildert. Der vorliegende Aufsatz veranschaulicht, bei weiter Auslegung des Kommunikationsbegriffs, vier Kommunikationsebenen in der und über die Chronik. Anhand ausgewählter Beispiele werden einige Kommunikationskontexte im spätmittelalterlichen Ostoberitalien sowie Darstellungsabsicht, Vorgehensweise und Gegenwartsinteresse des Chronisten und auch die frühe Rezeption des Werkes seitens der paduanischen Bürgerschaft aufgezeigt. After Padua had been snatched away from proto-signore Ezzelino III da Romano and the same had found death a few years later, the Paduan Rolandino wrote a chronicle, in which he describes the events in the Trevisan March from the late 12th century to 1260. My article illustrates, in a broad interpretation of the term 'communication', four levels of communication in and about the chronicle. Using selected examples the article points out communication contexts in late medieval northeastern Italy as well as intentions, approach and contemporary interests of the chronicler and the early reception of his work by the Paduans.
The first two paragraphs deal with the question of how the term dialogue is to be understood and how the terms dialogue and monologue are related. Then arguments for and against the assumption that written communication is a kind of interaction are discussed. Paragraph 4 points out the typical features of written interaction, using the example of WhatsApp – an internet-based instant messaging service which can be installed on a smartphone. In this context the following questions are discussed: how are the characteristics of such dialogues to be described? What distinguishes them from spoken dialogues? And why – compared to text messaging via mobile phones – do they constitute a new kind of dialogue? Paragraph 5 deals with Linell's (1998) concept of dialogism and investigates in what ways this concept is applicable to written interaction. Finally it is shown that not only spoken but also written dialogues may be described in the context of interactional linguistics and other well established research contexts. However, new descriptive methods are needed to do justice to the specific features of written interaction.
Romanische Forschungen 134.4, 2022
Zeitschrift für romanische Philologie, 444). Benjamin Peter widmet sich in der hier zu rezensierenden Monographie den aktuellen Prozessen der "Revalorisierung" und "Reifikation" der andalusischen Varietäten und geht der Frage nach, "auf welche Weise in Andalusien das Andalusische im postfranquistischen Spanien als Varietät mittels salienter Merkmale konstruiert und in den letzten Jahrzehnten neu bewertet wird" (S. 1). Das Buch stellt eine aktualisierte Version seiner im Juni 2018 vorgelegten Dissertation dar, 1 die im Jahr 2019 mit dem Werner-Krauss-Preis des Deutschen Hispanistenverbandes ausgezeichnet wurde. Es handelt sich um eine Studie, die den Untersuchungen von Jannis Harjus (2018) und Ígor Rodríguez Iglesias (2019) zur Seite gestellt werden kann und damit durchaus eine neue "Welle" der Andalusistik miteinleitet. Diese drei Studien grenzen sich gegenüber dem objektivistischen wissenschaftlichen Diskurs um die "Devianz des Andalusischen vom Standardspanischen" (S. 4) ab und beschreiten neue Wege, indem die Trennung der Sprachtätigkeit von den Sprecher*innen überwunden wird und neue Perspektiven und Methoden im Rahmen der konstruktivistischen und postkolonialistischen Paradigmata, u. a. der perzeptiven Varietätenlinguistik sowie der kritischen Soziolinguistik (Sprachideologien, Ethnographie der Kommunikation, Glottopolitik), Anwendung finden. Die Studie ist übersichtlich und logisch strukturiert: Der theoretisch-methodologische Teil (Kapitel 2-5) umfasst eine Darstellung der relevanten Ansätze und Grundannahmen innerhalb der Diskurs-, Sozio-, Varietätenlinguistik und Sprachsoziologie. Die Positionierung des Kapitels 3 mit dem Titel "Das Andalusische als strukturelle Varietät" relativ zu Beginn des theoretischen Teils (denkbar wäre z. B. eine engere Anbindung an das Kap. 7 "Das Andalusische als diskursive Varietät") wird durch die Notwendigkeit der Darstellung der wichtigsten in der Forschung festgehaltenen Merkmale begründet, die in den darauf folgenden Kapiteln im Hinblick auf ihre Konstruktion als Indices analysiert werden. Bereits bei der Komposition der Studie geht der Verfasser neue Wege, z. B. verzichtet er bewusst auf die standardmäßige und häufig starre Darstellung des Forschungsstandes in einem eigenen Kapitel. 1 Die Rezensentin fungierte als externes Mitglied der Promotionskommission. Ein Betreuungsverhältnis bestand zu keinem Zeitpunkt. Stattdessen werden Angaben zu den relevanten Forschungsansätzen und Methoden an passenden Stellen in den theoretischen Kapiteln eingebettet. Auf den gewichtigen Analyseteil (Kap. 7, 214 S.) folgt die abschließende Evaluation (Kap. 8 "Das re-enregisterment des Andalusischen und seine Revalorisierung als diskursive Varietät"). Die theoretischen Prämissen der Arbeit bilden ein Amalgam aus einer Vielzahl von soziound diskurslinguistischen Ansätzen (Indexikalität, enregisterment, Sprachideologien, 2 anthropologische Linguistik, Ethnographie der Kommunikation, interpretative Soziolinguistik, Critical Discourse Analysis, Diskurslinguistik nach Spitzmüller/Warnke, soziodiskursiver Ansatz, Sprachsoziologie, Glottopolitik usw.), um entsprechend den Fragestellungen der Studie eine eigene Vorgehensweise zu entwickeln. Dabei zeigt der Verfasser einen sicheren Umgang mit einer bewundernswerten Fülle an Forschungsliteratur. Er hat u.a. einen guten Überblick über die zeitgenössische romanistische (