Globalisierung und demokratische Regression (original) (raw)
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Demokratie im Zeitalter der Globalisierung
Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
Der Diskussionsbeitrag beschreibt den Megatrend Demokratisierung in Verbindung mit einer permanenten Ausweitung des „demos“ in Form der Inklusion von gesellschaftlichen Teilen, die davor aus Gründen des Geschlechts, der Ethnizität („Rasse“) und/oder der religiösen oder auch politischen Überzeugung exkludiert waren. Demokratien – definiert nach den konzeptionellen Kriterien Schumpeters und Dahls – werden aber nunmehr durch die Implikationen des wachsenden Ungleichgewichts zwischen einer globalisierten Ökonomie und der abnehmenden Fähigkeiten einer staatlich limitierten Demokratien herausgefordert. Die Folge ist eine abnehmende Politikfähigkeit der Nationalstaaten und damit einer ausschließlich staatlich definierten Demokratie.
Zur Zukunft der Demokratie unter Globalisierungsbedingungen
2013
Der Text benennt die wesentlichen Herausforderungen der Demokratie unter Globalisierungsbedingungen. Die Globalisierung fördert die weltweite Verbreitung der Demokratie, höhlt sie jedoch zugleich aus und unterminiert ihren Bestand. Der Beitrag geht zunächst den Gründen für diese paradoxe Situation nach. In einem weiteren Schritt wird das Konzept der global governance als wichtigster Versuch der letzten Jahrzehnte, neue globale Steuerungsmechanismen zu erfinden, analysiert und die Frage nach seiner Leistungsfähigkeit gestellt. Wiewohl Netzwerkstrukturen auf der Mesoebene der Weltgesellschaft eine wichtige Rolle spielen, bieten sie doch-so die These-keinen Ersatz für eine Weltordnung. Dieser Befund führt zu der Frage, ob und inwiefern eine Demokratie auf Weltebene als Gegengewicht zu einer globalisierten Wirtschaft denkund realisierbar ist. Abschließend werden die so gewonnenen Einsichten sozialethisch gebündelt, und es wird gefragt, welchen Beitrag die katholische Kirche, die seit längerem die Errichtung einer politischen Weltautorität fordert, leisten kann.
Wie wird Demokratie im Zeitalter der Globalisierung möglich
Politik der globalisierung, 1998
Nicht der Kommunismus, ein Cartoon geistert um die Welt: Die spanischen Conquistadores betreten im Glanze ihrer Rüstungen und Waffen die Neue Welt. Ihr Hauptmann, hoch zu Roß und fahnenschwingend, ergreift das Wort: "Wir sind zu euch gekommen, um mit euch über Gott, Zivilisation und Wahrheit zu sprechen." Und eine Gruppe verdutzt blickender Eingeborener antwortet: "Gewiß doch, was wollt ihr wissen?" Die Szene ist leicht zu aktualisieren: Eine Gruppe global capitalists -vielleicht Manager von Siemens, vielleicht von Coca-Cola, das bleibt unerkennbar -steigt aus einem Interkontinental-Flugzeug und begrüßt die vom örtlichen Tourismusbüro organisierte Tanzgruppe in ihren Blumengewändern: "Wir sind zu euch gekommen, um mit euch über Menschenrechte, kosmopolitische Demokratie und globale Nachbarschaft zu reden." "Gewiß doch", antworten die Beblümten, "welche Rechte haben die Türken in Deutschland?" Was meint Weltbürgergesellschaft? Eine Welt, in der diese Szene nicht länger ein Witz ist, sondern die Wirklichkeit beschreibt. Meine Idee der Weltbürgergesellschaft nimmt die versteckte Bedeutung des Cartoons beim Wort: Die westlichen Eroberer sind dazu verdammt, in den globalen Dialogen, die kommen werden, fürs erste die Rolle des Zuhörers und Lernenden einzunehmen.
Demokratie — eine Kultur des Westens?, 1998
Noch nicht einmal ein Jahrzehnt nach dem Ende des Kalten Krieges, das von vielen als Siegesstunde liberal-demokratischer Systeme gefeiert wurde, bestimmen Ernüchterung, Enttäuschung und Skepsis die aktuelle Debatte. Statistisch gesehen hat die "dritte Welle der Demokratisierung" (Huntington 1991) seit den 70er Jahren zu einem beeindrukkenden Zuwachs von demokratischen Verfassungsstaaten geführt; je nach Interpretationsmodell und Zählweise lassen sich für das Jahr 1996 in 76 bis 118 der insgesamt 190 Länder liberale Demokratien identifizieren (Kühnhardt 1996, 95). Allerdings geht in vielen nicht-westlichen Gesellschaften die Einführung von repräsentativen Regierungsformen mit der Wiederkehr ethnischer und religiöser Konflikte, mit politischer Instabilität, wachsendem Elend und gewalttätigem Partikularismus einher. In Mittelost-und Osteuropa sind verkrustete politische und ökonomische Strukturen machtvoll geblieben und Demokratien "niedriger Intensität" (Gills 1993) entstanden. Vor allem in den Nachfolgestaaten der GUS und in Südosteuropa bleiben demokratische Institutionen auf staatliche Gewaltandrohung angewiesen; denn die Geltung solcher Institutionen ist hier nicht durch die kulturelle Verankerung in zivilen Gesellschaften informell abgesichert (Tatur 1997). Doch auch für die westlichen Industriegesellschaften werden Zweifel vorgetragen, ob die tradierten Normen und Konzepte zur Begründung einer demokratischen politischen Ordnung im 21. Jahrhundert Bestand haben können. Weil unter den Bedingungen marktorientierter Globalisierung die partizipativen Bürger der Zivilgesellschaft gegenüber den sachzwanghaften Marktkräften immer weniger zu sagen haben, kann eine Rückentwicklung der modernen Massendemokratien zu autoritären Mustern nicht ausgeschlossen werden. Vor allem aus Frankreich, wo liberale Freiheit traditionell mit Gleichheit assoziiert wenn nicht gar identifiziert wird, sind in letzter Zeit viele Stimmen zu vernehmen, die vor den demokratiefeindlichen Wirkungen eines "autoritären Liberalismus" (Duclos 1997, vgl. auch Bourdieu 1996, MerleNatin 1995, MorinlNair 1996) warnen. Dieser scheint die Tendenzen der Globalisierung zu ergänzen und zu komplementieren: Politik und Gesellschaft haben sich der globalen Ökonomie zu beugen. Jacques Attali, der langjährige Berater des französischen Präsidenten Mitterand, sieht gar die westliche Zivilisation als ganze bedroht-durch die Gefahr einer "Marktdiktatur", die alle Elemente des öffentlichen Lebens beherrscht, demokratische Institutionen hinweg fegt und den Weg freigibt für aggressive, nicht-staatliche Einheiten insbesondere große Unternehmen und illegale Kräfte wie die Mafia, Drogenkartelle und Atomschmuggler (Attali 1997, 60f).
Zur Zukunft der Demokratie unter Globalisierungsbedingungen Eine sozialethische Problemanzeige
2013
Zusammenfassung Der Text benennt die wesentlichen Herausforderungen der Demokratie unter Globalisierungsbedingungen. Die Globalisierung fordert die weltweite Verbreitung der Demokratie, hohlt sie jedoch zugleich aus und unterminiert ihren Bestand. Der Beitrag geht zunachst den Grunden fur diese paradoxe Situation nach. In einem weiteren Schritt wird das Konzept der global governance als wichtigster Versuch der letzten Jahrzehnte, neue globale Steuerungsmechanismen zu erfinden, analysiert und die Frage nach seiner Leistungsfahigkeit gestellt. Wiewohl Netzwerkstrukturen auf der Mesoebene der Weltgesellschaft eine wichtige Rolle spielen, bieten sie doch – so die These – keinen Ersatz fur eine Weltordnung. Dieser Befund fuhrt zu der Frage, ob und inwiefern eine Demokratie auf Weltebene als Gegengewicht zu einer globalisierten Wirtschaft denkund realisierbar ist. Abschliesend werden die so gewonnenen Einsichten sozialethisch gebundelt, und es wird gefragt, welchen Beitrag die katholische...
Sozialdemokratische Wirtschaftspolitik im Zeitalter der Globalisierung
GWP – Gesellschaft, Wirtschaft, Politik, 2019
In einem Lehrprojekt von Professorin Dr. Kerstin Pohl an der Universität in Mainz haben sich Studierende in Kontroversen in der Fachdidaktik eingearbeitet. Sie haben Politikdidaktiker(innen) mit unterschiedlichen Positionen um Interviews gebetendie im Juni 2018 in Mainz durchgeführt wurden. Aus den Interviews wurden Podcasts erstellt, die auf der website der Universität und auch der Bundeszentrale für politische Bildung (ab Januar 2019) eingestellt worden sind (https://fachdidaktik.politik.uni-mainz.de/lehrprojekt-kontroversen-in-der-politikdidaktik). Die Leitfrage für das Interview mit Prof.’ Dr. Sibylle Reinhardt lautete: Soll Politik den Kern der politischen Bildung darstellen, oder brauchen wir eine integrative sozialwissenschaftliche Bildung? Dieses Interview drucken wir hier in leicht redigierter Fassung ab. Sibylle Reinhardt wurde von Felix Schweitzer, Michele Gillmann, Kevin Klee und Lisa Mandau interviewt.
Refeudalisierung vs Demokratie
Neue Gesellschaft / Frankfurter Hefte, 2020
Lateinamerika durchlebt zurzeit eine Krise der Demokratie, die im Hinblick auf die Veränderung der politischen Kultur in der jüngsten Geschichte der Region durchaus mit der Periode der Militärdiktaturen vergleichbar ist. Dabei ist diese erneute Krise mit der intersektionalen Exklusion großer Teile der Bevölkerung verbunden.