T. L. Kienlin, Fremdheit – Perspektiven auf das Andere. Zur Einführung. In: T. L. Kienlin (ed.), Fremdheit – Perspektiven auf das Andere. Cologne Contributions to Archaeology and Cultural Studies 1 / Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 264. Bonn: Habelt 2015, 1–8. (original) (raw)
"Bald nun werde ich wissen, wie der Orient sich im Auge einer Tochter des Occidents abspiegelt," 1 schreibt die Schriftstellerin Ida von Hahn-Hahn am 22. August 1843, am Vorabend ihrer zehnmonatigen Reise in den Nahen Osten. In diesem Satz offenbart sich bereits in Ansätzen die für Hahn-Hahn charakteristische Wahrnehmung des Anderen. 2 Ihr antizipiertes Bild des Orients wird einerseits von ihrem europäischen Blickwinkel bestimmt; denn Hahn-Hahn sieht sich als weiblicher Abkömmling der Kultur und Tradition des Abendlandes. Andererseits wird genau diese europäische Sicht in Frage gestellt. In Hahn-Hahns Äußerung drückt sich auch die Ungewissheit darüber aus, wie sie das Andere sehen wird; ihr voreingenommenes Bild des Orients scheint aus dem europäischen Rahmen ausbrechen zu wollen. Hahn-Hahns Augen schauen quasi gleichzeitig in zwei Richtungen-nach dem bekannten Europa und nach dem unbekannten Orient.
Abstract: Owing to its specific archaeological record, the Greek sanctuary of Olympia is one of the most important sites of geometric and orientalising Greece (9th/8th and 7th century BC). Of particular significance is the extraordinarily high number of bronzefindings, which since Furtwängler’s presentation of the finds of the old excavation in 1890 have held exemplary significance for the description of the change from the geometric bronzes of the Greek craft tradition to the bronzes of the orientalising period imported or created according to oriental models at the end of the 8th century. In the first section it is argued that the evaluations of Greek art made at the end of the 19th century on the one hand and oriental art on the other still today determine the discussion surrounding the cultural change from the geometric to the orientalising and archaic period. In order to avoid the danger of making stereotypical assessments, arguments will then be put forward in favour of analysing the bronze findings from the shrine of Olympia as media of communication and cultural knowledge. Using the example of figuratively decorated receptacles and statues, both primary media for the transfer and negotiation of cultural texts, an attempt is made using the findings and their contexts in Olympia to record the reception, but also the devaluation of oriental knowledge in archaic Greece.
1964,5.248f. 2 Vgt. die Kritik von M. Bevir an dem Ausdruck >logic of discovery(: The Role of Contexts in Understanding and Explanation, Human Studies 23 (2000), S. 395-411. 36 Silke-Petra Bergjan ner Begebenheit aus dem 16. Jahrhundert einsetzen, und zwar mit dem Briefivechsel aus dem Jahr 1556 zwischen Matthias Flacius und François Baudouin über die Magdeburger Centurien'3 Als hierarchisch organisiertes, wissenschaftliches Kollektiv-Untemehmen, geführt von éinem Team, war das Projekt der Magdeburger Centurien eine moderne Einrichtung, und es entsprach dem Projekt, daß man über Anlage, Plan und Methode korrespondierte. Man nahm auch Kontakt mit Baudouin auf. Einige Briefe wurden gewechselt, aber es kam nicht zu einer Zusammenarbeit. Die Differenz im Grundsätzlichen wurde schnell sichtbar.
Der »Orient« als kulturgeografische Kategorie ist zugleich diffus und überdeterminiert: changierend zwischen den Klischees von Tyrannei und Despotismus einerseits, Sinnlichkeit und Weisheit andererseits. Obwohl die Idee einer orientalischen Entität ideologiekritisch hinterfragt worden ist, wird der Topos heute nicht nur verklärend als touristisches Reiseziel in Katalogen gepriesen, sondern auch in der aktuellen politischen Situation als Bild des arabischen, orientalischen Anderen massenmedial fortgeschrieben. In diesem Kontext erhalten Kunst und Literatur eine wichtige Funktion als Reflexionsmedien, mit denen Fremdbilder kritisch hinterfragt werden können. In zehn interdisziplinären Beiträgen analysiert der vorliegende Sammelband künstlerische und literarische Praktiken der Differenzsetzung der »orientalischen Fremde«.
Jahrbuch Preussischer Kulturbesitz, Band XLVII, Berlin: 318-335., 2011
Die Sammlungsbestände des Ethnologischen Museums bilden in mehrfacher Hinsicht einen Spiegel interkultureller Phänomene des Zusammenwachsens unserer Welt. Dem Aspekt des Wechsels der Erzählperspektive und der Vielfalt der Stimmen kommt in der wissenschaftlichen Arbeit und Ausstellungspraxis des Museums daher eine zentrale Rolle zu. Zur Erforschung komplexer »Geschichten« eignen sich in ganz besonderem Maße die umfangreichen Sammlungen von der Nordwestküste Amerikas, da sie bereits im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in größerem Umfang nach Berlin gebracht wurden, um hier einen Überblick über die angeblich "vom Auslöschen bedrohten Völker" zu bezeugen. Diese Sammlungen bieten darüber hinaus Voraussetzungen für die kooperative Entwicklung neuer Präsentationsformen mit Künstlern, Künstlerinitiativen sowie den so genannten source communities dieser Region, da auf aktive lokale Netzwerke zurückgegriffen werden kann. Sie stehen im Zentrum des Forschungsprojekts »Eine Geschichte – Zwei Perspektiven«, das im Rahmen der Erarbeitung eines Gesamtkonzepts des Ethnologischen Museums zur Präsentation seiner Sammlungen im Humboldt-Forum angeregt und von 2009 bis 2012 gemeinsam mit dem John-F.Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin durchgeführt wurde.
Schmeink, Lars (Hg.): Fremde Welten. Wege und Räume der Fantastik im 21. Jahrhundet. Berlin: De Gruyter, 2012, 423-441.
Bild des Neandertalers in der Prehistoric Fiction MERET FEHLMANN Estranged but Recognizable. The Image of the Neanderthal in Prehistoric Fiction Prehistoric fiction and science fiction can be considered similar genres, with one being set in the future and the other, prehistoric fiction, in the distant past. Functionally, the Neanderthals play an important role in prehistoric fiction as the 'Other' to the modern humans. There are three ways of presenting the meeting of Neanderthals and modern humans. One possibility is to show that Neanderthals are less human; some fictions even go so far as to portraying them as dangerous monsters. In these cases influences of scientific discourses of the early 20th century are evident. An alternative view depicts the Neanderthals as peaceful and their extinction as the first genocide committed by humanity. The third representation deals with Neanderthals having secretly survived in enclaves that are now on the verge of being discovered, leaving the Neanderthals in need of rescue from the destructive force of humanity. This essay will analyse the three different depictions of Neanderthals, the influence that scientific discourse of the time plays in determing their use and the blurring of all three ways in different aspects of the genre.
Jochen Burgtorf/Christian Hoffarth/Sebastian Kubon (Hg.), Von Hamburg nach Java. Studien zur mittelalterlichen, neuen und digitalen Geschichte. Festschrift zu Ehren von Jürgen Sarnowsky (Nova Mediaevalia 18), Göttingen 2020, 2020
Exploring the background, meaning, and functions of ascriptions of cannibalism to East Asian peoples in late medieval European travel writing.
nen. ‚Gefühl' meint die verschiedensten, auch unscharfen Stimmungslagen, in denen sich ein Mensch befinden kann. Die beiden Worte sollen nicht als Synonyme verstanden sein, denn sie werden im alltäglichen Sprachgebrauch auch nicht als solche verwendet. 1 Das lateini-Da sich andere Fächer seit Jahrzehnten mehr oder weniger zufriedenstellend um eine interdisziplinär akzeptierte Definition von ‚Emotion' bemühen (Tarlow 2000, 714; Plamper 2012, 20-34), wollen wir uns nicht anmaßen, diese Aufgabe hier übernehmen zu können. Der Begriff ‚Emotion' wird in diesem Rahmen gebraucht, um das Thema wissenschaftlicher Betrachtung zu bezeichnen, ohne einen spezifischen Gemütszustand zu mei-1 Z. B. kann in "Bauchgefühl" oder "ich hatte das Gefühl, beobachtet zu werden"‚Gefühl' nicht durch "We assume the existence of basic emotions in the sense of basic emotional abilities that have evolved adaptively to promote survival. These specific basic emotional dimensions … innate and emerge very early in phylogenesis in all known cultures as well as in some of the higher mammals, particularly the nonhuman primates. They are triggered by appraisal processes whose course must also be innate in a rudimentary form; that is there are certain basic appraisal processes as well." (Eva-Maria Engelen et al. 2009, 39) "I postulate the existence of ‚emotional communities': groups in which people adhere to the same norms of emotional expression and value -or devalue -the same or related emotions. More than one emotional communtiy may exist -indeed normally does exist -contemporaneously, and these communities may change over time." (Barbara Rosenwein 2006, 2) "Archaeologists can take a wider and deeper view, exploring emotional significance as something inherent in the designed properties of a thing as well as exploring the accretion of emotional meaning through object biographies and context." (Sarah Tarlow 2012, 180) ‚Emotion ' ersetzt werden, vgl. N. Fries (2003, 104-105) und ähnlich A. Wierzbicka (1999, 2-3) für das Englische, die ‚Emotion' im Deutschen als aus der englischen Wissenschaftssprache übernommen erklärt. 5 Hinterfragung des genellen Konzepts der "Basis" der Basisemotionen: Ortony / Turner 1990, bes. 315-317 mit Tab. 1; 327-329. Zu Ekman und Kritik an seiner Methode s. unten. Abb. 4: Kommentar-und Statusfunktion bei Facebook mit Emoticons.
Der 'Blick von außen auf das Andere'
Pegasus, 2012
Entdecker und Eroberer über fremde Menschen und ihre Kulturen: Amerigo Vespuccis Mundus Novus (1503), Caesars Ethnographische Exkurse und die Disputation zwischen Sepúlveda und De las Casas (1550) über den Umgang mit indigenen Völkern.