Japan aus Sicht der Evolution der religiösen Deutungssysteme (original) (raw)
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Religiöser Nationalismus in Japan
Verfassung in Recht und Übersee, 1970
Eine immer prominentere Rolle im öffentlichen Leben Japans spielen seit eInIgen Jahren eine junge religiöse Bewegung, Söka Gakkai, und die von ihr gegründete politische Partei Kömeitö. Der steile Aufstieg zu einem Machtfaktor von Bedeutung liegt erst so kurze Zeit zurück, daß die bisher in englischer Sprache vorliegende Literatur diese Entwicklung noch nicht verzeichnet. So erwähnen Scalapino-Masumi in ihrem 1962 erschienenen Buch "Parties and Politics in Japan" die Söka Gakkai lediglich ein einziges Mal, in einem Nebensatz (S. 92). Aber auch auf japanisch sind nur wenige Werke er schienen, die sich mit diesem Phänomen befassen. Hierbei handelt es sich zumeist um freundliche beschreibende Darstellungen wie beispielsweise MURAKAMI Shigeyoshi1, Söka Gakkai = Kömeitö, Tökyö 1967�. Kritische Analysen fehlen noch. Der wachsende Einfluß von Söka Gakkai und Kömeitö macht eine Beschäftigung mit Entstehungsgeschichte und Aussagen dieser Bewegung erforderlich. Ihr politi sches Gewicht wirft inzwischen Probleme sowohl politischer als auch verfassungs rechtlicher Natur auf, deren Diskussion in der japanischen öffentlichkeit bevor steht.
Kapitel 3. Religion und Ritual in Japan
Erfolgsmuster langlebiger Familienunternehmen in Japan
Nach der Skizzierung historischer Meilensteine in Politik und Wirtschaftist es erforderlich, sich eingehender mit den religiösen Anschauungen zu beschäftigen, die im vorherigen Kapitel erwähnt wurden. Für die Entwicklung vonFamilienunternehmeni st dieses Kapiteli nm ehrerleiH insicht relevant. Die religiösen Anschauungen haben Rituale hervorgebracht, die über Jahrhunderte die Moralvorstellungen 1 geprägt haben, an denen sich Familien und auch die japanische Gesellschafta usrichten. Sie bilden die Grundlage für die Formen des Miteinanders innerhalb der Familie und im Unternehmen, jenseits religiöser Bedeutungen und Bindungen, als Ausdruck der spezifischen japanischen Kultur. Die Unterscheidung zwischen Ritual und Religion ist für den japanischen Kontext zentral. Seit der Öffnungdes Landes und dem Kontakt mit dem Westen gegen Ende des 19. Jahrhundertshat die jeweilige japanische Regierung genau diesen Punkt stets betont und auch rechtlich umgesetzt. Besonders beim Shintō handelt es sich nach japanischer Auffassung um Rituale mit moralischem Charakter und nicht um Religion im Sinne der europäischen Bekenntnisreligionen 2. 3.1 Die Bedeutungvon Ritualen Wieunter 3.2 nochauszuführen sein wird, gehen etliche der Rituale, die im Alltag gerade langlebiger Familienunternehmen anzutreffen sind, auf shintō istische Vorstellungen zurück, die auf den Jahreszyklusder Natur und den Lebenszyklus des Menschen Bezug nehmen. Diese waren im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder mit Einflüssen vonGlaubensvorstellungenaus dem Ausland konfrontiert, konnten aber im Kern ihrer Durchführung als traditionelle japanische Kultur 1K awano (2005), S. 54f, spricht vonder »moral order« der Rituale, bei denen der Aspekt der kultischen Reinigung zentral ist, da er zur Hygiene in den sozialen Beziehungen der Menschen untereinander und der Menschen in der Gesellschaftbeiträgt.
2007
Über die Vielfalt der religiösen Landschaft des modernen Japan ist viel geschrieben worden. Speziell die seit Jahrzehnten anhaltende Hochkonjunktur der Neureligionen (shinshūkyō bzw. shinshinshūkyō), in denen Schätzungen zufolge bis zu 20% der japanischen Bevölkerung organisiert sind, beschäftigt zahlreiche in- wie ausländische Beobachter. Ein den Neureligionen in mancher Hinsicht verwandter Typus religiöser Bewegungen ist hingegen erst in jüngerer Zeit in den Blickpunkt der Forschung gerückt: die ‚indigenen christlichen Bewegungen’. Das mag an der im Vergleich zu anderen Strömungen geringen Mitgliederstärke liegen, dürfte allerdings zum Teil auch ihrem ambivalenten Charakter geschuldet sein. Denn sie vereinen in ihrer Sozialstruktur, ihren religiösen Lehren und ihrer rituellen Praxis Elemente sowohl der neureligiösen Bewegungen und anderer traditioneller japanischer Religionen als auch solche des kirchlichen Protestantismus in sich - und fallen so durch alle typologischen Raster der Forschung. Die vorliegende Arbeit möchte in ihrer Untersuchung des Lebens und Werkes des Religionsführers Teshima Ikurō, des Stifters der religiösen Gruppierung ‚Makuya’, eben diese ambivalente Natur der indigenen christlichen Bewegungen in den Mittelpunkt stellen. Unter den vielen möglichen Gesichtspunkten, unter denen sich Teshima und seine Anhänger betrachten ließen, interessiert sie sich vor allem für deren hybriden ‚christlich-japanischen’ Identitätsentwurf.
Japanstudien, 1990
Nishida war einerseits stark vom Zenbuddhismus, das heißt also von einer japanischen Tradition beeinflußt, schuf aber andererseits als erster japanischer Philosoph ein eigenes philosophisches System nach westlicher Art. Nishidas Philosophie baut unter anderem auf dem metaphysischen Begriff des "Absoluten Nichts" (zettai mu) oder der "Absoluten Verneinung" (zettai hiteisei) auf, mit dem er die westliche (griechische) Philosophie des "Seins" kritisiert (vgl. Tetsugaku jiten 1987: 1048). Nishitani, ein direkter Schüler Nishidas, gilt seit langem als bedeutendster lebender Philosoph Japans. Er ist auch in Deutschland bekannt geworden vor allem durch die Übersetzung seines Buches Shükyö to wa nani ka (jap. 1961, dt. 1982 als Was ist Religion).l Nishitanis Religionsphilosophie ist stark beeinflußt von Nishidas "negativer" Philosophie, was sich vor allem in seinen Spätwerken, aber auch schon 1941 in Sekaikan to kokkakan (,Weltanschauung und Staatsanschauung') zeigt. Dieses Buch ist eine Sammlung von 5 Aufsätzen, die Nishitani in den Kriegsjahren bis 1941 einzeln in Zeitschriften veröffentlicht oder als Vortrag gehalten hatte. Der erste Aufsatz, "Weltanschauung und Staatsanschauung", hat dem ganzen Buch den Titel gegeben; es folgen "Die Gegenwart als Zeit der Wende in der Welt", "Ostasien und die Weltgeschichte",,,Über die Weltanschauung des neuen Japan" und "Staat und Religion". (Die Aufsatzsammlung als ganzes werde ich von nun ab mit "WS" abkürzen; man beachte, daß mit dieser Abkürzung nie der gleichnamige erste Aufsatz allein gemeint ist.) "Weltanschauung" steht an erster Stelle im Titel von WS, und Weltanschauung bedeutet bei Nishitani vor allem Religion. Jedoch ist die "Staats
Marburg Journal of Religion, 2002
The title of this contribution may be translated as: "Thinking about identity construction with special reference to the 'German Christians' and Japanese Shintō as examples." After a brief introduction the main facts concerning the two examples are presented with appropriate quotations. In both cases religion was mobilized in the service of a nationalist and even a militarist identity. However in the conclusion the author points out that in one sense apples and pears are being compared here. Would the comparison not be stronger if two universal religions such as Christianity and Buddhism were compared in connection with their use in the support of national hybris? And Shinto, as a questionable reconstruction of an allegedly autochthonous religion, would conceivably find a better correspondance in Germanic Neo-Paganism. However the point of the lecture was to show that religions which are structurally quite different from each other can have very similar effects und...
Reaktionen des japanischen Buddhismus auf die Modernisierung
2019
Im Jahr 1854 ereignete sich ein Vorfall, der Japan zutiefet erschütterte. Der amerikanische Marineoffizier Commander Perry (1794-1858) erzwang mit sei nem Geschwader die Öffnung der Häfen Shimoda und Hakodate für amerika nische Schiffe, wodurch eine gut 250 Jahre währende, fast vollständige Isolie rung 2 Japans beendet wurde. Damit begann in Japan ein Prozeß der Moderni sierung, der in Sachen Geschwindigkeit und Umfang weltgeschichtlich einma lig ist. Die Öffnung des Landes sowie innenpolitische Krisen bewirkten schließ lich den Sturz der repressiven Militärherrschaft der Tokugawa-Shogune, die von 1603 bis 1868 gedauert hatte. An ihrer Stelle wurde der Tenno, der japanische Kaiser, wieder zum nomi nellen Staatsoberhaupt erklärt, und es begann ein großes Aufräumen, das ge meinhin als Meiji-Reform bezeichnet wird. Unter dem Motto "Bereichert das Land-Stärkt die Armee" wurde nach innen eine radikale Reform aller Berei che des gesellschaftlichen Lebens durchgeführt und nach außen eine aggressi ve Expansionspolitik eingeleitet. Ziel war es, durch eine umfassende Adaption westlicher Vorbilder in Sachen Militärwesen, Schulwesen, Rechtswesen usw. baldmöglichst mit den hoffnungslos überlegenen Westmächten gleichzuziehen, dabei aber die japanische Eigenständigkeit zu wahren. 2. Die Buddhismus-Verfolgung (haibutsu kishaku $Q und buddhistische Reaktionen Für den Buddhismus brachen damit harte, ja existenzbedrohende Zeiten an. Unter der Tokugawa-Herrschaft hatten die buddhistischen Institutionen zahl-1 Aus Zeitgründen war es mir leider nicht möglich, das Vortragsmanuskript sorgfältig zu überarbeiten und in eine veröffentlichunsgwürdige Form zu bringen. Dadurch läßt auch der Anmerkungsapparat stark zu wünschen übrig. Verwiesen werden sollte z.B. wenigstens noch auf folgende Arbeiten zum Thema: Davis, Winston. "Buddhism and the Modernization of Japan." History of Religions 28, no. 4 (1989): 304-39-Ienaga, Saburo. "Japan's Modernization and Buddhism." Contemporary Religions in Japan 6, no. 1 (1965): 1-41. Ich bitte die Unzulänglichkeiten dieses Beitrags zu entschuldigen. 2 Offzielle Beziehungen in stark eingeschränkter Form bestanden in dieser Zeit nur mit Holland und China.