Das Medium hat ein Geschlecht: Fünf Thesen zum besonderen Verhältnis zwischen Frauen und 'angemaßter Heiligkeit' aus kulturwissenschaftlicher Sicht (original) (raw)

Mannermythos, Frauenmythos, und Danach? Anmerkungen Zum Mythos Ingeborg Bachmann

German Life and Letters, 2004

Der Essay setzt sich kritisch mit zwei Aspekten des gegenwärtigen Bachmann-Bildes auseinander, mit der Rückkehr des 'Männermythos' Ingeborg Bachmann in der literarischen Öffentlichkeit und mit der Fortschreibung des feministischen Bachmann-Mythos in der deutschen Literaturwissenschaft. Zunächst zeigt ein Blick auf das Bachmann-Bild in der neueren Zeitungskritik, dass dort inzwischen wieder präfeministische Vorstellungen und Klischees reaktiviert werden, die den Bachmann-Mythos der 1950er Jahre im neuen Gewand des ausgehenden 20. Jahrhunderts auferstehen lassen. Aber auch das Bachmann-Bild der feministischen Literaturwissenschaft hat sich noch nicht von Konstruktionen der 1980er Jahre gelöst, vor allem insofern, als nach wie vor an der Vorstellung von Bachmann als einer feministischen Vordenkerin festgehalten wird. Damals galt die Schreibweise der Autorin als vorweggenommene Konkretisierung poststrukturalistischer Thesen, heute werden ebenfalls wieder die neuesten geistes-und kulturwissenschaftlichen Errungenschaften in ihre Texte hineingelesen. Demgegenüber wird im folgenden darauf bestanden, daß es, will man Bachmann mit neueren Gender-Theorien in Verbindung bringen, keineswegs ausreicht, wenn ihre Texte die herrschenden Geschlechterverhältnisse kritisch in Frage stellen. Auch wenn Bachmann die Frage der Geschlechtsidentität zunehmend beschäftigt hat: den radikalen Gedankenschritt, der in der Verabschiedung von essentialistischen Begriffen von Geschlechtsidentität besteht, hat die Autorin noch nicht vollzogen. Der folgende Essay versteht sich also als Plädoyer dafür, die Leistungen, aber auch die Grenzen von Bachmanns Texten im Horizont ihrer historischen und gesellschaftlichen Bedingtheit zu sehenund nicht zuletzt die Macht der Geschlechtermythen ihrer Zeit ernst nehmen.

„Der Sexualforscher unter den Opernkomponisten?“ - Religionshistorische Bemerkungenzur Thematisierung von ‚Geschlecht und Geist‘ in Franz Schrekers Die Gezeichneten

MThZ 55 (4), Themenheft Ästhetik - Religion - Kunst, 343- 353. , 2004

AbstractAnhand des Librettos von Schrekers Oper Die Gezeichneten werden Beziehungen zwischenKunst, Religion und Geschlechtlichkeit am Anfang des 20. Jahrhunderts beleuchtet. Das verbindende Element dieser drei Bereiche sind unterschiedliche Konzepte von Sinnlichkeit undGeistigkeit. Im Medium von Kunst werden so Bedingungen einer ‚Geschichte der Religion in der Moderne‘ sichtbar. “The sexologist among the opera composers?” - Notes on ‘gender and mind’ in Schreker’s opera Die Gezeichneten from a religious studies perspective By analysing the libretto of Schrekers opera Die Gezeichneten, the intercourse of art, religion and sexuality/gender at the beginning of the 20th century is pointed out. The common element of the three topics are different concepts of sensuality and spirituality. At this juncture art as a medium visualises conditions of a ‚history of modern religion‘

Aschera oder die Ambivalenz des Weiblichen : Anmerkungen zum Beitrag von Georg Braulik

2019

Ich empfinde es als wohltuend, daß G. Braulik in seinem pointierten, facettenreichen, viele neue Einzelthesen und-beobachtungen bietenden und hermeneutisch-theologisch entschiedenen Referat, vermittelt über seine Deuteronomiumexegese, ein deutliches Plädoyer für eine geschwisterliche Kirche gehalten hat, in der auch der Zutritt der Frauen zum Altar kein Tabuthema sein darf. Wir sind uns ebenfalls einig darin, daß, ganz gleich im Namen welcher Instanz er geschieht, und sei es auch eine Göttin, sexueller Mißbrauch von Frauen anzuprangern ist. Und schließlich möchte ich an dieser Stelle betonen, worum es mir in der Göttin-Diskussion theologisch geht: Theologisch brauche ich die Göttin nicht, gebrauche aber ihre Bilder gleichsam im Sinne eines Bildersturzes, um sichtbar zu machen, wo speziell unsere, d.h. christliche bzw. katholische theologische und kerygmatische Tradition der Selbstvergötzung des Männlichen erlegen ist, statt sich der Wirklichkeit Gottes, wie unvollkommen auch immer, anzunähern 1 • Ich bin daher letztlich auch durchaus nicht auf den positiven religionsgeschichtlichen Nachweis angewiesen, zu irgendeiner Zeit einmal wären Göttinnen oder eine Göttin unbestritten im Alten Israel verehrt worden. Dies alles vorweggesagt, stellt sich mir die historische und wirkungsgeschichtliche Sachlage um die Ascheraverehrung aber doch komplexer und uneindeutiger dar, als Braulik sie entwickelt hat, insbesondere dann, wenn sie unter gen der-spezifischer feministisch-theologischer Perspektive betrachtet wird 2. Nach einigen kritischen Blicken auf den Gesamt-1

Von humanimals, Einhörnern und Meerjungfrauen in Between the waves: A fable in five chapters – Re-aktualisierung von Weiblichkeitsmetaphern als subversive Praxis?!

2020

This paper analyses Between the waves, a 5-channel-video-installation produced in 2012 by the indian artist Tejal Shah. Channel 1, A fable in 5 chapters, presents a poetic, heterotopic and very sensual world within which Shah places their humanimals, half woman*, half unicorn. Multiple historic and mythological references are woven into the narrative: Most obvious is the reference to Rebecca Horns Einhorn which refers to Frida Kahlos Die gebrochene Säule. These references are the base for the following questions: In which way does Shah develop a performative theory which embodies the strategy of Revolving Histories? What role does artistic and cultural Sisterhood play? What influence does the situated knowledge of the viewer have to get access to the video-installation? Alongside the idea of Freuds Prothesengott this paper analyses the moving moments of the acting of the humanimals to formulate a critic against a phallocentric sexuality and a heteronormative embodiment.

Literaturbericht: Religiöse Sozialisation von Mädchen und Frauen

Praktische Theologie, 2006

Thema: Gender Operationalisierung, für das Verfahren und für die Umsetzung (Vollzugs-und Erfolgskontrolle)-notfalls muss sie auch gewillt und in der Lage sein, Ob struktion zu sanktionieren. Insofern gibt es eine dialektische Verbindung zwi schen dem top-down-und dem bottom-up-Prinzip, die im übrigen auch in sti tutionell in den evangelischen Kirchenverfassungen angelegt ist. Zum Schluss: Die Wahrung und Verteidigung der Menschenwürde und der Men schenrechte unabhängig vom Geschlecht und zugleich unter Berücksichti gung möglicher geschlechtsspezifischer Verletzungen und Diskriminierungen haben die Kirchen stets zu ihrer Aufgabe gemacht. Sie werden das umso glaubwürdiger tun können, je mehr sie diese Grundsätze selbst befolgen und realisieren. Die gendersensible Wahrnehmung kann ein ethisches Orientie rungsprinzip für die anstehenden Reformen der Kirche sein. Zu dieser ethischen Dimension gehört die Einsicht, dass die geschlechterge rechte Sichtweise auf den Alltag der Kirche nicht in erster Linie eine Methode ist, sondern eine Haltung, übrigens eine Haltung, die Frauen nicht per se an eignet, sondern die sie oft auch erst lernen müssen.

Feministische Perspektiven in der deutschsprachigen Medizinethik: eine Bestandsaufnahme und drei Thesen

Ethik in der Medizin

ZusammenfassungIm internationalen Diskurs sind feministische Perspektiven auf die Medizinethik bereits etabliert. Demgegenüber scheinen diese bislang nur vereinzelt in den deutschsprachigen medizinethischen Diskurs eingebracht zu werden. In diesem Artikel untersuchen wir, welche feministischen Perspektiven im deutschsprachigen medizinethischen Diskurs vertreten sind, und schlagen weitere Ansätze für eine feministische Medizinethik vor.Zu diesem Zweck zeichnen wir mittels einer systematisierten Literaturrecherche feministische Perspektiven im deutschsprachigen medizinethischen Diskurs seit der Etablierung der Medizinethik als eigenständiger institutionalisierter Disziplin nach. Wir analysieren, welche Themen bereits innerhalb der Medizinethik aus einer feministischen Perspektive untersucht worden sind, und identifizieren Leerstellen. Basierend auf der Literaturrecherche, unseren eigenen Vorarbeiten sowie der Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe in der Akademie für Ethik in der Medizin...

Medien – Körper – Geschlecht. Diskursivierungen von Materialität, hrsg. mit Birtgit Riegraf & Sabine Mehlmann

2012

Die westliche Moderne hat eine Gesellschaft erschaffen, in deren Zentrum der Anspruch auf Emanzipation steht. Diese Freisetzungsprozesse erweisen sich jedoch als ambivalent: Einerseits produziert die gewonnene Freiheit Unsicherheit, andererseits entstehen neue Kontrollkreisläufe und subjektivierende Machtdispositive. Auch die Geschlechterordnung unterliegt diesen Prozessen. Die Kategorien »männlich«/»weiblich« verweisen immer weniger auf »natürliche« soziale Orte und Rollen. Die Beiträge des Bandes forschen Prozessen nach, in denen Selbst- und Körperbilder, Rollen, Normen und Handlungsweisen (re-)produziert werden. Dabei erweist sich, dass diese Prozesse in einem komplexen Verhältnis zu medialen Darstellungen und Diskursen stehen.