Disziplin Interdisziplinarität (original) (raw)

Disziplinarität und Transdisziplinarität

2019

Der Beitrag skizziert vier Gesichtspunkte zur Bestimmung des Verhaltnisses von Diziplinaritat und Transdisziplinaritat: a) die begriffs- und schulgeschichtliche Entwicklung von ‚disciplina‘, b) die Entwicklung in den Wissenschaften, c) die erkenntnis- und lernpsychologischen Differenz der Wissensarten und d) der Funktion und Leistung disziplinarer Wissens- und Fachordnungen. Er diskutiert die strukturellen Grenzen des facherubergreifenden Lernens fur den Aufbau eines grundlegenden Verstandnisses wissenschaftlichen Wissens.

Interdisziplinäre Gestaltung

Haare hören - Strukturen wissen - Räume agieren

Vor genau 10 Jahren hat ein Goldrausch in ein ebenso neues wie altes Reich des Zweidimensionalen begonnen. Nach Jahrtausenden des Trainings, die räumliche Welt durch symbolische Operationen von Bild, Schrift und Zahl auf 2D-Ober flächen zu bringen, geschah 2004 etwas, das bis dahin für unmöglich gehalten worden war: Die bloße Fläche tauchte endlich selbst im Reich der Dinge auf, als eine materiale zweidimensionale Ebene mit der minimalen Dicke einer Carbonatomschicht-ein geradezu euklidischer Traum, ein hauchdünnes, durchsichtiges und flexibles Gitter aus Hexagonen und dennoch hundertmal fester als Stahl. Materiale Geometrie und verkörperte Quantendynamik: Graphen ist ein Ereignis, das in der Physik eine Revolution auslöste, als Blatt schlechthin, in dem Physik und Kultur in eigentümlicher Weise zusammenfallen (Abb. 1). Denn, so schreibt einer seiner beiden Entdecker Andre Geim, »what is probably more unexpected is the news that every time someone scribes a line with a pencil, the resulting mark includes bits of the hottest new material in physics and nanotechnology: graphene«. 1 Es ist die dünne »[m]other of all graphitic forms«, da mit nur wenigen Faltungen daraus so irrwitzige Dinge wie nanotubes und buckyballs entstehen (Abb. 2). All dies resultiert also aus einem einfachen Verfahren, »nothing more sophisticated than drawing by a piece of 1 Geim/Kim 2008, 90. 200 Wolfgang Schäff ner graphite or its repeated peeling with adhesive tape until the thinnest fl akes are found«. 2 Bei dieser überraschend simplen Technik jedoch lag eine besondere Schwierigkeit darin, die produzierte minimale Schicht tatsächlich sichtbar zu machen und aufzufi nden wie eine Nadel in einem Heuhaufen von Tausenden dickeren Grafi tfl ocken: Denn weder in Rastersonden-noch in Rasterelektronenmikroskopen ist sie zu sehen, nur in einem optischen Mikroskop, wenn man sie auf einen Siliziumwafer als Grundplatte legt, oder neuerdings auch über die Raman-Spektroskopie. Verborgen in der Bleistiftschrift also ruhte diese Revolution, eine Art Physik des Schreibens, die damit auch ein Ereignis im Feld der Geisteswissenschaften und des Grafi kdesigns darstellt. Grafi t, das man bei seiner Entdeckung im 16. Jahrhun dert in England noch für das Bleimineral Plumbago hielt, wurde zur Grundlage des modernen Bleistifts (Abb. 3). Erst gegen Ende des

Interdisziplinarität braucht Organisation!

Umweltpsychologie, 2003

Es ist nötig und möglich, Interdisziplinarität aktiv zu organisieren. Dies zeigt der Beitrag am Beispiel der umweltwissenschaftlichen Ausbildung. Diskutiert werden Unterschiede zwischen Multi-, Inter- und Transdisziplinarität. Multidisziplinär bedeutet das gleichberechtigte Nebeneinander verschiedener Disziplinen in einem Projekt oder in einem Studiengang. Interdisziplinär bedeutet die partielle Zusammenarbeit von Disziplinen und ist ein Quell der Innovation in der Entwicklung der Disziplinen. Transdisziplinär bedeutet den Einbezug der Anwender in die Forschung und ist in besonderem Maße in der Umweltforschung relevant geworden.

Disziplinäre Identität als Voraussetzung von Interdisziplinarität?

Responsive Regulierung, Tübingen, 2002

Die Wissenschaftsgeschichte ist eine Geschichte ständiger Ausdifferenzie rung. Laufend entstehen neue Spezialgebiete und Forschungseinrichtungen. Zugleich leben ältere Disziplinen und Subdisziplinen fort. Dieser Prozess be gann bereits mit Gründung der ersten Universitäten im 13. Jahrhundert. Zwar gab es auch vorher akademische Schulen, die sich um einzelne Gelehrte und be stimmte Fragen gebildet hatten. Sie genossen aber nicht den korporativen Sta tus von Universitäten, der im Unterschied zu den antiken Akademien organisa torische Befestigung und im Unterschied zu kirchlichen und klösterlichen Lehrstätten eine vergleichsweise freie Forschung verbürgen konnte. Jede histo rische Abhandlungen über eine alte Universität nennt die Schaffung neuer Lehrstühle und Institute für bislang nicht vertretene Fachgebiete als herausra gende Begebenheit.

Undisziplinierte Disziplin

Studies in the Arts - Neue Perspektiven auf Forschung über, in und durch Kunst und Design

Literatur über künstlerische Forschung-oder Kunst und Forschung, forschende Kunst oder welcher Begriff auch immer aufgerufen wird-zu finden, ist trotz der für wissenschaftliche Verhältnisse kurzen Existenz dieses Fachgebietes mittlerweile ein leichtes Unterfangen. Als weitaus schwieriger gestaltet sich die Suche nach Materialien und Dokumentationen, die selbst künstlerische Forschung sind. Wohl existiert mit dem Journal for Artistic Research seit einigen Jahren ein spezifisch dieser Forschungskultur gewidmetes, international abgestütztes Publikationsorgan, das seit wenigen Monaten nebst englischen Beiträgen auch Texte in Spanisch, Portugiesisch und Deutsch veröffentlicht. 1 Eine diversifizierte und dynamische Landschaft von entsprechenden Veröffentlichungen ist aber kaum zu fassen, vielmehr verteilen sich die Einzelbeiträge, je nach thematischer Ausrichtung, auf unterschiedlichste Felder und Disziplinen, deren Auffinden eher zufällig geschieht. Dieser Umstand scheint mir sprechend für eine Debatte, deren Stellenwert im großen Ganzen-gemeint ist damit das Feld der Wissenschaft-trotz mehreren Jahrzehnten umtriebigen Tuns noch in keiner Weise als gefestigt, klar oder sicher bezeichnet werden kann. Es ist aber auch eine Folge und Ausdruck der besonderen Konstellation, innerhalb der diese noch junge Forschung institutionell verortet und legitimiert werden soll. Die Etablierung der künstlerischen Forschung im Feld der wissenschaftlichen Forschung ist maßgeblich mit politisch motivierten Entwicklungen der Hochschullandschaft verknüpft, denen die bestehende Forschungscommunity weiterhin mit großer Skepsis begegnet. Gemeint sind Bestrebungen

Interdisziplinarität in der Hochschullehre

wbv, 2023

Die Gesellschaft befindet sich im ständigen Wandel und neue Anforderungen bedingen andere Sichtweisen und Prozesse. Besonders die Praxis der Interdisziplinarität wird oftmals als gewinnbringende Lösung benannt. Doch welche Bedeutung hat die Interdisziplinarität eigentlich im Hochschulkontext? Wie kann eine interdisziplinäre Lehre funktionieren? Diesen Fragen gehen die Autor:innen dieses Sammelbandes nach. Während im ersten Teil theoretische Begrifflichkeiten im Bereich Interdisziplinarität diskutiert und ethische Aspekte reflektiert werden, folgen im zweiten Teil Berichte über praktische Erfahrungen und verschiedene Hochschulprojekte. Die behandelten Themen wie z. B. Umwelt, Nachhaltigkeit und Digitalisierung spiegeln dabei aktuelle Schwerpunkte aus gesellschaftlichen Debatten wider. Zum Schluss werden im dritten Teil noch Übungen und Methoden zur Förderung interdisziplinären Reflektierens und Denkens beschrieben. Das Buch gibt Anregungen und Hilfestellungen für die Umsetzung der interdisziplinären Lehre an Hochschulen. Es dient als Auftakt der Reihe „Interdisziplinären Lehre“, welche die Vielschichtigkeit und Diversität des Gebiets unterstreichen soll.