Das Denknetz-Modell zur Langzeitpflege und -betreuung: Eine Skizze (Think-Tank Working Paper) (original) (raw)

Die Denknetz-Fachgruppe Langzeitpflege und -betreuung publiziert nach einem zweijährigen Diskussionsprozess die Skizze eines Denknetz-Modells zur Sicherung und Weiterentwicklung der Langzeitpflege und -betreuung. Eine Vielzahl von Fachleuten aus dem In- und Ausland haben mit ihrem Input und ihren Rückmeldungen zur Erarbeitung des Modells beigetragen, wofür wir uns herzlich bedanken. Das Modell will einen gesellschaftlichen Suchprozess und eine politische Diskussion anstossen zur Zukunft der Langzeitpflege und -betreuung in der Schweiz. Das Ziel eines solchen Prozesses ist es, kohärente Eckwerte für eine zukunftsfähige, demokratische und menschenwürdige Ausgestaltung der Langzeitpflege und -betreuung zu entwickeln und in der Öffentlichkeit eine entsprechende Debatte dazu anzustossen. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass die Langzeitpflege und -betreuung (nicht nur) in der Schweiz sukzessive in eine Krise gerät. Es fehlt an einer stimmigen Grundausrichtung, Betreuungs- und Unterstützungsleistungen werden vernachlässigt, die bestehenden Angebotsstrukturen sind veraltet und die Finanzierung ist unbefriedigend. Die Entgeltung nach Zeit basierten, lediglich medizinisch-technische Handlungen umfassenden Einzelleistungen („Minütele“) behindert den ganzheitlichen Pflegeprozess und entfremdet die LeistungsbezügerInnen von den Pflegenden. Wir plädieren unter anderem für die Schaffung einer neuen nationalen Gesetzesgrundlage, für einen breiten Pflegebegriff unter Einschluss von Betreuungs- und Unterstützungsleistungen, für die Stärkung öffentlicher Dienste unter Einschluss des betreuten Wohnens und für einen richtungsweisenden Ausbau der Spitex. Auf eine neue Pflegeversicherung soll verzichtet werden: Der nötige Ausbau muss mit Steuermitteln finanziert werden. Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist das Wohl der unterstützungsbedürftigen Personen und ihrer Angehörigen, Freunde und Bekannten. Es gründet in einem umfassenden Ansatz, während der Angelpunkt der heutigen Pflegepolitik bei der Pflegefinanzierung und damit insbesondere die Kosten(-begrenzung) liegt. Dieser Ansatz verkennt, dass sich bei Pflege und Betreuung eben gerade icht sparen lässt. Solange wir davon ausgehen, dass wir die Menschen nicht verelenden lassen, dass also jede unterstützungsbedürftige Person auch die Hilfe erhält, die sie benötigt, solange lassen sich die Lasten und Kosten nur verschieben – zum Beispiel zu den Angehörigen - und nicht vermeiden. Die Erfahrung zeigt dabei, dass gute öffentliche Pflege-, Betreuungs- und Unterstützungsdienste die beste Grundlage bieten für das Wohl der aller Betroffenen.