Das Medien-Klima Fragen und Befunde der kommunikationswissenschaftlichen Klimaforschung (original) (raw)
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Die Rahmenanalyse in der kommunikationswissenschaftlichen Betrachtung des Klimawandels
Schlüsselwerke der sozialwissenschaftlichen Klimaforschung
Der Klimawandel wirkt auf uns oft unfassbar und grenzenlos-sowohl auf kognitiver, psychologischer, ökonomischer, politischer, kultureller sowie auch auf wissenschaftlicher Ebene. Als Bewältigungsstrategie haben Menschen dezidierte Praktiken der Bedeutungsfindung und-zuschreibung entworfen, um das Phänomen so besser greifbar und sozial verhandelbar zu machen. Hierdurch mag sich auch der Erfolg von Framing-Konzepten und-Analysen im Feld der Klimawandel-Kommunikation erklären, welche versuchen, diese Bedeutungsfindungen sozialwissenschaftlich zu formalisieren. Dabei können Rahmentheorie und-analyse auf eine längere Geschichte zurückblicken, deren Anfänge bereits in der Gestaltpsychologie und qualitativen Soziologie des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts zu finden sind. Expliziert wird die Rahmenanalyse erstmals von dem Interaktionssoziologen Erving Goffman (1974) in seinem Werk Frame Analysis, worauf weitere Operationalisierungen in verschiedenen Feldern der Sozialwissenschaften folgten. In den frühen 1990er Jahren erreichte die Rahmenanalyse die Kommunikations-und Medienforschung und entwickelte sich dort zu einem zentralen Ansatz zur Untersuchung politischer Kommunikation und Berichterstattung (Matthes 2014; Scheufele 1999). Dabei diagnostizierte der Kommunikationswissenschaftler Robert Entman (1993) bereits früh, dass es sich bei Framing eher um ein »fractured paradigm« handelt als um einen stringenten Ansatz oder gar eine kohärente Theorie. In einem der Rahmenanalyse gewidmeten Buch definiert der Kommunikationswissenschaftler Jörg Matthes (2014: 10) Frames als »Sinnhorizonte von Akteuren, welche gewisse Informationen und Positionen hervorheben und andere ausblenden«. Matthes unterscheidet dabei zwischen Framing als dem aktiven Prozess des selektiven Hervorhebens, und Positionen gegenüber den Frames als Ergebnis dieses Prozesses (Matthes 2014: 10f.). Nach Entman (1993: 52) lassen sich Frames in verschiedene Frame-Elemente unterteilen, namentlich Problemdefinitionen, Ursachenzuschreibungen, moralische Bewertungen und Lösungszuschreibungen. Framing-Ansätze und-Analysen beschäftigen sich dementsprechend mit der Genese, Veränderung und den Effekten von
Climate Feedback: Wissenschaft kommentiert Journalismus und entwickelt Mehrsystemkompetenz
Publizistik, 2020
Wissenschaft und Journalismus beruhen auf unterschiedlichen Logiken. Aus Sicht der Systemtheorie überrascht es also nicht, wenn WissenschaftlerInnen Wissenschaftsjournalismus kritisieren. Gleichzeitig wird aber auch eine Medialisierung von Wissenschaft postuliert. Demnach würde sich Wissenschaft zunehmend an Medienlogiken orientieren. Diese Studie prüft explorativ, welche Kriterien WissenschaftlerInnen bei der Beurteilung journalistischer Artikel heranziehen und welche Aspekte sie loben und kritisieren. Dazu werten wir die Kommentare auf dem Blog „Climate Feedback“ qualitativ inhaltsanalytisch aus. Induktiv werden zunächst die angelegten Evaluationskriterien der WissenschaftlerInnen kategorisiert und dann den Überkategorien „journalistische Vermittlungsleistung“ oder „wissenschaftliche Informationsleistung“ zugeordnet. Unsere Ergebnisse, basierend auf 82 Blogeinträgen und den Kommentaren von 184 WissenschaftlerInnen im Zeitraum von 2015 bis 2017, zeigen, dass sich die WissenschaftlerInnen intensiv und sogar häufiger mit Aspekten der journalistischen als der wissenschaftlichen Leistung beschäftigen. Sie sehen die journalistischen Kriterien eher als erfüllt an, während sie das Fehlen wissenschaftlicher Standards kritisieren. Die beteiligten WissenschaftlerInnen kombinieren die Kommunikationsnormen beider Systeme. Für den Ansatz der Medialisierung von Wissenschaft ergibt sich der Befund, dass die Diffusion von Medienlogiken keineswegs zur Aufgabe von Logiken der Wissenschaft führen muss, sondern dass kompetente Akteure an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Wissenschaft Mehrsystemkompetenz erwerben und anwenden können.
Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaft
2008
Kulturen sind heute nicht mehr jenseits von Medien vorstellbar: Ob wir an unsere eigene Kultur oder ,fremde' Kulturen denken, diese sind umfassend mit Prozessen der Medienkommunikation durchdrungen. Doch welchem Wandel sind Kulturen damit ausgesetzt? In welcher Beziehung stehen verschiedene Medien wie Film, Fernsehen, das Internet oder die Mobilkommunikation zu unterschiedlichen kulturellen Formen? Wie verändert sich Alltag unter dem Einfluss einer zunehmend globalisierten Medienkommunikation? Welche Medienkompetenzen sind notwendig, um sich in Gesellschaften zurecht zu finden, die von Medien durchdrungen sind? Es sind solche auf medialen und kulturellen Wandel und damit verbundene Herausforderungen und Konflikte bezogene Fragen, mit denen sich die Bände der Reihe "Medien-Kultur-Kommunikation" auseinander setzen wollen. Dieses Themenfeld überschreitet dabei die Grenzen verschiedener sozial-und kulturwissenschaftlicher Disziplinen wie der Kommunikations-und Medienwissenschaft, der Soziologie, der Politikwissenschaft, der Anthropologie und der Sprach-und Literaturwissenschaften. Die verschiedenen Bände der Reihe zielen darauf, ausgehend von unterschiedlichen theoretischen und empirischen Zugängen, das komplexe Interdependenzverhältnis von Medien, Kultur und Kommunikation in einer breiten sozialwissenschaftlichen Perspektive zu fassen. Dabei soll die Reihe sowohl aktuelle Forschungen als auch Überblicksdarstellungen in diesem Bereich zugänglich machen.
Bilder in der Klimawandel-Kommunikation. Ein Überblick über die sozialwissenschaftliche Forschung
Zahlreiche Studien zeigen, dass Berichte zum Klimawandel weltweit in den Medien relativ ähnlich bebildert werden. Häufigste Motive sind Extremwetterereignisse oder Politiker, etwa auf UN-Gipfeln. Weniger Forschungsergebnisse liegen darüber vor, wie die Motive auf das Publikum wirken. Demnach erregen Bilder von Klimawandel-Folgen (z.B. schmelzendes Eis, Überschwemmungen) zwar große Aufmerksamkeit und haben eine emotional starke Wirkung – erzeugen allerdings eher Ohnmachtsgefühle. Bilder von Personen («Talking Heads») sind weitgehend wirkungslos. Im Gegensatz zu diesen beiden Motivtypen wirken alltagsnahe Bilder konkreter Handlungsoptionen (z.B. Nutzung erneuerbarer Energien, klimaschonende Mobilität) zwar motivierend und vermitteln ein Gefühl von Selbstwirksamkeit – allerdings erregen sie wenig Aufmerksamkeit und werden wohl deshalb von Medien selten eingesetzt. Möglicherweise lässt sich der Zielkonflikt durch Motivkombinationen auflösen. Pictures in Climate Change Communication – An overview of the current state of social research Media coverage on climate change is often contains pictures – and studies have shown that this imagery is relatively similar all over the world. Most common are pictures of climate change impacts (e.g. extreme weather events) or politicians (often at UN climate summits). Compared to content analyses, however, less is known about the effects of different types of images on audiences. Some findings can be extracted from the literature, however: Pictures of climate change impacts (e.g. floods) attract attention and trigger emotions – but invoke feelings of power-and helplessness. Pictures of politicians («talking heads») do not engage at all. In contrast, pictures of concrete options for action (e.g. renewable energy sources, low-emission mobility) create a feeling of self-efficacy and have a strongly motivating effect – but draw little attention and are therefore rarely used by the media. To combine motives may be a solution for these conflicting goals.
Wie lassen sich Jugendliche für Klimathemen begeistern? Chancen und Hürden in der Klimakommunikation
GW-Unterricht, 2016
Wie können Klimathemen motivierend an junge Menschen kommuniziert werden? Wodurch wird klimafreundliches Verhalten gehemmt bzw. gefördert? Diesen Fragen geht das Projekt AUTreach nach. Aus einer Literaturanalyse, einer Onlinebefragung und einer Workshop-Serie werden Barrieren und Erfolgsfaktoren für gelungene Klimakommunikation abgeleitet. Eine Good-Practice Plattform und eine praxisnahe Anleitung sollen zur Nutzung bzw. Erstellung motivierender und zielgruppenorientierter Klimakommunikationsformate anregen (autreach.boku.ac.at).
Die bisherige kommunikationswissenschaftliche Forschung hat aufgezeigt, welchen Einfluss die mediale Kommunikation über den Klimawandel auf Einstellungen und Handlungsweisen hat. Dabei wurde deutlich, dass viele der typischen Darstellungs- und Inszenierungsformen – wie Katastrophenszenarien – kontraproduktiv auf das klimaschonende Handeln wirken. Das vorliegende Buch widmet sich deswegen der Herausforderung, dramaturgische Modelle zu entwickeln, die so konzipiert sind, dass sie klimaschonendes Handeln fördern. Als theoretische Grundlage wird dazu eine Lehr- und Lerntheorie und ergänzend ein dramentheoretischer Ansatz nutzbar gemacht. Die entwickelten Gestaltungsempfehlungen werden beispielhaft als Online-Spiel zum Thema Stromsparen umgesetzt und die Wirkungshypothesen mit Hilfe eines Mehrmethodenansatzes im Rahmen einer quantitativen Online-Evaluationsstudie (n = 287) geprüft. Die Ergebnisse verdeutlichen die zentrale Bedeutung des Alltagsbezugs. Statt den Klimawandel als unabwendbare Katastrophe darzustellen, ist es wesentlich erfolgversprechender, konkrete Handlungsalternativen im Alltag spielerisch erfahrbar zu machen und Charaktere darzustellen, die in realistischen Entscheidungsszenarien zwischen Klimaschutz und kurzfristigem Komfortbedürfnis schwanken. Dadurch wird eine kritische Reflexion eigener Handlungsspielräume ermöglicht.