Der Gott Mensch und das Gottesreich (original) (raw)

Gottmenschentum und Menschgottum

Das Wesen der gottmenschlichen Einheit im Gottmenschen 163 9.4. Die Vergöttlichung 9.4.1. Die Vermittlung der gottmenschlichen Verbindung durch die Kirche 9.4.2. Vergöttlichung als Vervollkommnung 9.4.3. Vergöttlichung als Theurgie 9.5. Die Auseinandersetzung mit dem Menschgottum in Form des Übermenschentums 170 9.5.1. Nietzsches Lehre vom Übermenschen. Übermenschentum als Gottmenschentum und als Menschgottum-5 ‫-‬ ‫-‬ 13 ‫-‬ 0 0060844 nicht in Gottes Reich eingehen"^^^. Das ist genau das Verhalten, das Skovoroda "Gott toten" nennt. Je mehr es uns gelingt, uns unseres Eigensinns zu entledigen und unseren Willen dem göttlichen anzugleichen-und den göttlichen Willen anzunehmen heißt schon, ihn zu seinem eigenen zu machenje mehr wir uns also in Übereinstimmung mit Gott befinden, desto ruhiger und glücklicher werden wir sein. Dieser Vorgang der Reinigung (очищение) von allem Irdischen, von "gemeinen, weltlichen 48 ' Meinungen" ist der Weg der Verwandlung, Verklärung (преображение) Diesen Terminus gebraucht Skovoroda im Sinne von "Vergöttlichung". Das bedeutet jedoch nicht die vollständige Elimination all dessen, was Skovoroda mit z.T. äußerst harten Ausdrücken wie "Lüge", "Schlar ge'1 (змий) u.ä. bezeichnet hat, sondern schließt die Umwandlung auch dieser Elemente mit ein, die dadurch ihre Eigenschaft als Lüge, Schlange usw. verlieren. Hier wird klar, wieso Skovoroda beispielsweise sagen kann, die Bibel sei zugleich Gott und die Schlange bzw. ‫ל‬ 49 die Schlange sei zugleich Gott. Sie vereint in sich alle Gegensätze des Guten und Bösen, sie ist sowohl Lüge als auch Wahrheit, sowohl verrückt (юрод) als auch allweise (премудр), böse und auch gut. Solange wir in ihr nur das Negative, Böse sehen, wird sie nicht aufhören, uns zu verletzen. Wir müssen auch sie ergreifen und nach oben führen, erheben. Das ist möglich durch die Kraft des Glai bens. , *Wer ist es, der Berge versetzt und die Schlange emporhebt? Der Glaube." Das geschieht auf dem Wege der eigenen Vervollkommnung, der Erhebung zunächst des eigenen Herzens **zum Ewigen". Die Schlange wird dann freiwillig nachfolgen, und dann wird sich "ihre erlösende Kraft offenbaren", denn **sie ist nur solange schädlich, wie sie auf der Erde herumkriecht"^^. Die "Schlange" (змий) ist der Inbegriff alles Nichtgöttlichen, bloß Irdischen, Materiellen, der Abkehr von Gott, also all dessen, was die Vergöttlichung verhindert. Aber sie ist dennoch dualistisch aufgefaßt, nicht als ausschließlieh Böses, sondern als etwas, das der Wandlung, Läuterung fähig ist, also zumindest die Anlage dazu in sich trägt, so wie der Mensch durch die in ihm verborgene Fähigkeit zur Vergöttlichung (auch wenn sie gleichsam noch *'brach liegt") bereits * ,göttlich" ist. Wer diese Anlage in sich realisiert und sich, gleich Paulus nach seinem Damaskus-Erlebnis, bekehrt, "sein altes Herz wegwirft**, wird zu einem "neuen Menschen**. Ziel ist die Überwindung des Dualismus, ein rein 0 0060844

Von Gott und den Göttern

1999

Von Gott und den Göttern Eine komparative Untersuchung der neuheidnischen Germanischen Glaubens-Gemeinschaft(en) Neuheidnische Religionskonzepte und darauf basierende Gruppierungen sind kein neues Phänomen der in den 1970er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland einsetzenden New Age-, Esoterik-oder Naturreligionsbewegungen, sondern waren bereits Teil der um die Wende zum 20. Jahrhundert entstandenen Völkischen Bewegung. Der Aufsatz befasst sich mit der 1991 vereinsrechtlich eingetragenen Germanischen Glaubens-Gemeinschaft e.V. (GGG e.V.), die sich in eine unmittelbare Nachfolge zur 1912/13 von Ludwig Fahrenkrog initiierten Germanischen Glaubens-Gemeinschaft (GGG) stellt und darauf stützend als "die älteste noch bestehende heidnische Religionsgemeinschaft in Europa" 1 definiert. Diese Selbsteinschätzung der Gemeinschaft um ihren Leiter Géza von Neményi bildet den Ausgangspunkt der Untersuchungsfrage, ob unmittelbare, über 100-jährige Kontinuitäts-und Traditionslinien tatsächlich bestehen oder der These der Skandinavistin Stefanie von Schnurbein zuzustimmen ist, dass Neményi mit der Neugründung lediglich das Ziel verfolge, "seinen Aktivitäten eine längere Tradition und damit größere Legitimität zu verleihen und durch eine übergreifende heidnische Organisation mit bekannten Namen im gesamten neugermanischen Lager größeren Einfluss zu erlangen." 2 Beiden Gemeinschaften wird interdisziplinär eine recht große Aufmerksamkeit in der wissenschaftlichen Forschung gewidmet 3 , doch mangelt es an komparativen Forschungsbeiträgen. 4 Neopagan religious concepts and organisations appeared in the German Reich around the turn of the 20th century and were closely linked with the Völkische Bewegung. This article focuses on the Germanische Glaubens-Gemeinschaft e.V., first listed in the Register of Associations in 1991, which locates itself within the tradition of völkisch-religious organisations and questions their claim to a direct associative continuity with the earlier, similarly named Germanische Glaubens-Gemeinschaft founded in 1912/13.

Menschenbild, Gottesbild und Menschenwürde

Was ist der Mensch? In sich ein rätselhaftes Gebilde von Hoheit und zugleich Verlorenheit, zu verstehen nur von dem her, der ihm in unbegreiflicher Weise in seiner Begegnung die Treue hält." 1 Mit diesen Worten umreißt Walter Zimmerli in seiner Rede zum Antritt des Rektorats an der Georg-August-Universität in Göttingen im Mai 1964 ein christliches Verständnis des Menschen. Die Würde des Menschen gründet demnach in der Zuwendung Gottes. So vertritt Zimmerli es vor der universitas litterarum und setzt sich dabei ausdrücklich von zwei anderen Positionen ab. Die Würde des Menschen bestehe weder in seiner Geistigkeit oder Vernunftbegabung noch werde sie in jenem l'homme revolté ansichtig, der sich gegen seine Endlichkeit und Schwäche auflehne, um sie so zu transzendieren. 2 Nähert man sich mit diesen drei Bestimmungen der Menschenwürde, wie sie in der Diskussionslage der 60 er des 20.Jahrhunderts vorgebracht wurden, dem Hiobbuch, so wird schlagartig die Brisanz dieser alttestamentlichen Schrift für die Anthropologie deutlich. Mit der Hiobsgestalt präsentiert sie ein Urbild von Leid und Verfall, angesichts dessen die erhellende Kraft menschlicher ratio mehr als nur befragt wird. Die Freunde, Eliphas, Bildad und Zophar, als ihre wortreichen Vertreter schweigen am Ende. Die Infragestellung schließt darüberhinaus einen Gott mit ein, der mal als Garant menschlicher Würde und mal als ihr Vernichter vorgeführt wird. Und so münden nicht erst die Leiderfahrungen unseres Jahrhunderts in die Aufforderung, den Urheber dieser besten aller möglichen Welten zu verfluchen. 3

Von fremden Göttern und Menschen

Auch Gott ist ein Fremder. Fremdsein - Toleranz - Solidarität (Linzer philosophisch-theologische Beiträge, LPTB 24), 2012

Von fremden Göttern und Menschen … Erfahrungen des Fremdseins in der Bibel Die Bibel, Altes und Neues Testament, spricht immer wieder von Erfahrungen mit dem Fremdsein: vom eigenen Fremdsein in einer Welt, in der sich alle eingerichtet haben; von fremden Menschen bei uns, die in prekärer Lage Schutz und Anschluss suchen; von fremden Mächten und Systemen, denen wir uns unterwerfen müssten. Die Bibel spricht von einem Gott, der uns gleichzeitig vertraut und doch unerhört befremdlich sei. Und von Jesus wird erzählt, dass er ganz einer von uns und doch zutiefst anders als wir wäre: gekommen aus einer anderen Welt; und davon, dass jene Menschen, die sich von Jesus berühren lassen, neu und anders werden bis zu einem Punkt, dass sie ihren Mitbürgern als Fremde erscheinen. Der Vortrag wird versuchen, diese unterschiedlichen Erfahrungen von Fremdheit nachzuzeichnen und dabei vor allem auf die damit verbundenen Weisen des Umgehens mit dem Fremden achtgeben. Dies geschieht in der Erwartung, dass dadurch auch für heutige Herausforderungen überraschende Einsichten möglich sind. Es wird sich zeigen: Wie wir mit dem Fremden und den Fremden umgehen, ist ein Spiegel, in dem deutlich wird, wie wir mit dem Eigenen und uns selbst umgehen. Theologisch gesprochen: Fremde sind eine Zumutung Gottes.

Menschen Ebenbild Gottes

Mit steter Regelmäßigkeit reden Theologen vom Menschen. Sie suchen gemeinsam mit ihren Zeitgenossen dessen Wesen zu verstehen -oder bescheidener: die Menschenkenntnis zu vermehren. Das "Vertrauteste der Lebewesen" 1 , wie noch Demokrit 2 und Aristoteles den Menschen nennen konnten, ist gerade im Vergleich mit unserem explosionsartig anwachsenden Wissen im Bereich von Natur und Technik ein geradezu verborgenes Wesen. Man fühlt sich dabei an Augustin und seinen vom toskanischen Humanisten Petrarca (1304-1374) überlieferten Ausspruch erinnert: "Die Menschen gehen ihres Weges und bewundern die Gipfel der Berge, die ungeheure Flut des Meeres, das Abwärtsgleiten der breiten Ströme, den Ozean in seiner Unermeßlichkeit und die Kreisbahn der Sterne -von sich selbst jedoch entfernen sie sich mehr und mehr." 3 Der Bedarf an anthropologischer Orientierung erscheint dringlicher denn je -zumal die Vielfalt der Lebens-und Weltentwürfe eine Konsensbildung erschwert und das in einer Zeit, in der Technik und Wissenschaft die Gestaltungsmittel und Verantwortlichkeiten rasant vermehren. Und doch kann der Theologe nur vom Menschen reden, wenn er zugleich von Gott redet. Er wird deutlich und klar die Prämisse in den Raum stellen: Vom Menschen reden, ohne von Gott zu reden, verfehlt den Menschen. Und der Exeget wird die Theologie darüber hinaus daran erinnern: Von Mensch und Gott kann der christliche Theologe nur vom biblischen Zeugnis des Alten und Neuen Testamentes her reden. Entsprechend dieser Prämissen verstehe ich auch meine Aufgabe in diesem einführenden Vortrag, der mit Konzentration auf das Alte Testament biblische Grundlagen zum Menschenverständnis vorstellen soll. Im Zentrum stehen dabei anthropologische Leittexte, die unter drei Perspektiven angesprochen werden sollen: als Teile des Kanons, als Elemente der Literatur-und Traditionsgeschichte sowie mit Blick auf Grundstrukturen der alttestamentlichen Rede vom Menschen. Das Vorgehen signalisiert zweierlei: Die protestantische Selbstverpflichtung, nach der die biblischen Texte das theologische Nachdenken über den Menschen steuern. Und: Meine Sicht auf die gegenwärtigen Herausforderungen, die auch dem Exegeten das Wagnis theologischer Zusammenschau abfordern, um so die Gesprächsfähigkeit der wissenschaftlichen Exegese hin zu anderen Disziplinen zu erhöhen.

Gottessorge -Menschensorge

Bausteine einer induktiven, an Erfahrungstatsachen orientierten Theologie 5 Die folgenden Ausführungen nehmen Anmerkungen von Thomas Mann zu seinem "Joseph-Projekt" zum Anlass, einige Überlegungen zur Selbst-und Identitätsentfaltung menschlicher Subjekte anzustellen. Diese Überlegungen sind von dem Erkenntnisinteresse geprägt, Anknüpfungspunkte theologischen Denkens in 10 Kernbereichen menschlicher Erfahrung auszumachen, die den ideologischen Streit zu versachlichen helfen und den interkulturellen Dialog im Interesse der Wahrheitsfindung und des "Fortschritts im Geistigen"(Thomas Mann) befördern helfen. "Das Gefühl für den Weg, das Weiterschreiten, die Änderung, die Entwicklung ist 15 sehr stark in diesem Buch (Joseph und seine Brüder, hta), seine ganze Theologie ist mit dieser verbunden und daraus abgeleitet: nämlich aus seiner Auffassung des alttestamentlichen´Bundes´zwischenalttestamentlichen´Bundes´alttestamentlichen´Bundes´zwischen Gott und Mensch, aus dem Gedanken also eines Angewiesenseins Gottes auf den Menschen, das sich mit dem des Menschen auf Gott zu gemeinsamem Höherstreben verschränkt. Denn auch Gott unterliegt der 20 Entwicklung, auch er verändert sich und schreitet fort: aus dem Wüstenhaft-Dämonischen ins Geistige und Heilige; und er kann es sowenig ohne die Hilfe des Menschengeistes, wie dieser es vermag ohne Gott. Sollte ich bestimmen, was ich persönlich unter Religiösität verstehe, so würde ich sagen: sie ist Aufmerksamkeit und Gehorsam; Aufmerksamkeit auf innere Veränderungen der Welt, auf den 25 Wechsel im Bilde der Wahrheit und des Rechten; Gehorsam, der nicht säumt, Leben und Wirklichkeit diesen Veränderungen, diesem Wechsel anzupassen und so dem Geiste gerecht zu werden. In Sünde leben heißt gegen den Geist leben, aus Unaufmerksamkeit und Ungehorsam am Veralteten, Rückständigen festhalten und fortfahren, darin zu leben. Und von der gerechten Furcht vor dieser Sünde und 30 Narrheit ist jedesmal die Rede in dem Buch, wo von der "Gottessorge" die Rede ist. Überall ist sie zu Hause in meinem Roman: auf den Weiden Kanaans und auf dem ägyptischen Königsthron. Sie ist nicht allein die Sorge um das "Hervordenken", die Bestimmung und Erkenntnis Gottes, sondern namentlich die um seinen Willen, mit dem der unsere übereinstimmen muss; um das, was die Glocke geschlagen hat, die 35 Forderung des Äons, der Weltstunde. Die "Gottessorge" ist die Besorgnis, das, was einmal das Rechte war, es aber nicht mehr ist, noch immer für das Rechte zu halten und ihm anachronistischer Weise nachzuleben; sie ist das fromme Feingefühl für das Verworfene, Veraltete, innerlich Überschrittene, das unmöglich, skandalös oder, in der Sprache Israels, ein "Greuel" geworden ist. Sie ist das intelligente Lauschen auf 40 das, was der Weltgeist will, auf die neue Wahrheit und Notwendigkeit, und ein besonderer, religiöser Begriff der Dummheit ergibt sich dabei: die Gottesdummheit, die diese Sorge nicht kennt oder ihr so täppisch Rechnung trägt wie das geschwisterliche Elternpaar Potiphars, das die Mannheit des Sohnes dem Lichte opfert. Ein Gottesdummkopf ist Laban, der noch glaubt, sein Söhnchen schlachten 45 und im Fundament des Hauses beisetzen zu sollen, was einmal ganz segensreich war, aber aufgehört hat, es zu sein. Das eigentliche und ursprüngliche Opfer war Menschenopfer. Wann kam der Augenblick, wo es zum Greuel und zur Dummheit wurde. Die Genesis hält ihn fest, diesen Augenblick, im Bilde des verwehrten Isaak-Opfers, der Substituierung des Tieres. Hier löst sich ein in Gott fortgeschrittener