Kapitalisierung Bd. 1 & 2. Einleitung. (original) (raw)

Die Kapitalisierung des finanziellen Kapitals

Mit der Darstellung der vier Wertformen bei Marx wollten wir zeigen, dass man durch den Versuch der »Entfaltung« der einfachen Wertform nicht zum allgemeinen Äquivalent gelangt und in der Folge auch nicht zur Geldform vordringt, insofern sie als existent ausgewiesen werden soll. Die Analyse steht nun vor der dringlichen Aufgabe, nach den Bedingungen der Geltung des Geldes zu fragen. Geld kommt von gelten, spielt darauf an, dass etwas Bedeutung erlangt, egal was es bedeutet. Das Geld nimmt die Funktion des Maßes (von Warenwerten) nicht nur einfach passiv in Anspruch, sondern es nutzt die Kraft einer Geltung, die seine Funktion auszeichnet, und zwar so, als hätte es diese Funktion der Gleichsetzung je schon erlangt, und dies kann es, weil seine Funktionen -des Maßes und des Zirkulationsmittels -selbst Resultate des Geldes als Kapital sind. (Hier ist das "Es gibt" einzuführen, aber nicht im Sinne eines Abgebens eines Maßes ("Es gibt Geld"). Wir sprechen mit Laruelle dagegen von der letzten Instanz. ("Es gibt Kapital") In der letzten Instanz ist das Kapital gegeben, und zwar als eine auktoriale Existenzaussage, die aber in einem radikal de-onotologierten Kontext verbleibt. Oder um es anders zu sagen, die Kapitalfrage (Kapital als Realität) wird dem Theoretiker aufgezwungen als in der letzten Instanz determinierende Bedingung, genauer gesagt als eine unter-determinierende Bedingung, als eine unter-fundierte Kausalität. Dies ist die Voraussetzung, um eine unilaterale Logik in Gang zu setzen. Laruelles unilaterale Logik geht nicht davon aus, dass zwei Terme durch einen dritten Term synthetisiert werden, sondern durch den ersten Term determiniert werden. Oder um es anders zu sagen, der zweite Term und die Relation zwischen dem ersten und dem zweiten Term sind immanent in Beziehung zum ersten Term. Der zweiter Term ist der unilaterale Klon des ersten Terms. Letztendlich werden sowohl Analyse als auch Synthese durch die Methode der unilateralen Dualysis ersetzt. Das Eine ist das endliche a priori des Realen. Für eine begriffliche, nicht-dialektische Bestimmung des Kapitals könnte dies heißen, das Kapital als eine radikal unilaterale »Logik« zu begreifen, bei der zwei Terme nicht durch einen dritten Term (abstrakte Arbeit) vereinheitlicht werden, sondern durch den ersten Term (Geld als Kapital) determiniert werden. Der beiden Terme (der zweite Term ist eine Ware, Produktion, Arbeitskraft etc.) und die Relation Geld-Ware-Produktion-Ware-Geld` sind dem ersten Term (Kapital) immanent. Der zweite Term ist immer schon ein unilateraler Klon des ersten Terms, was nichts anderes bedeutet, als dass man je schon von einer monetären Werttheorie bzw. Kapitaltheorie auszugehen hat. Und dies als Determination-in-der-letzten-Instanz, sodass das Kapital a priori als Gesamtkapital zu denken ist (und nicht vom individuellen Kapital auszugehen ist). Es gibt Kapital heißt dann, es gibt das Kapital nur als Gesamtkapital, das wir als quasi-transzendental bezeichnen, quasi. insofern es nicht nur bedingend ist, sondern auch bedingt wird (qua Einzelkapitale). Und dem Begriff des Kapitals wäre das Mathem des Kapitals hinzuzufügen, das heißt das (begriffliche) Kapital und sein ökonomisches Mathem (Differenzkalküle) wäre auch zu superponieren. Die vektoriale Dimension des Kapitals wird also durch das Mathem der Ökonomie komplementiert. Die informatorische Entropie, die der Gesamtheit der Produktion von Einzelkapitalen oder der Bildung von Durchschnittsgrößen (Profitrate) entspringt, muss einer Reduktion unterliegen, die unweigerlich das ökonomische Mathem als Codierung ins Spiel bringt, eine Formalisierung, die mit Wahrscheinlichkeiten rechnet; damit, dass Systeme der Wahrscheinlichkeit die Gleichwahrscheinlichkeiten von Größen korrigieren, indem Messungen durch das Geld vorgenommen werden, die verifizieren, dass eben Durchschnitte hergestellt werden wie eben auch Abweichungen vom Durchschnitt stattfinden. Es wird dabei mit dem Geld als Code gerechnet, der die Durchschnittsbildungen ausdrückt, d. h., man rechnet mit einer spezifischen Syntax der Austauschrelationen, in der die besonderen Arbeiten ganz und gar nichtig sind. Dbnei gilt es festzuhalten, dass der Kult um »die« Dialektik als Ariadnefaden zur Beherrschung des Labyrinths des Kapitals im Grunde immer versucht hat, das Algebraische als vom Sprachlich-Begrifflichen abgeleitet zu denken. Darin liegt zwar eine gewisse Notwendigkeit des Zugangs, doch wurde dabei die Polarität dieser Opposition zugunsten des logos verschoben. Seine Geltung erreicht das kapitalistische Geld als eine symbolische Markierung, die reine Kaufkraft darstellt -mit einem Schlag (Konvertabilitat an sich) verweist Geld auf die unterschiedlichsten Waren, die dem Geld als sämtliche Inhalte gegenüberstehen, und damit sind Waren eben nicht Geld und Geld nicht sie. Der Geldbegriff lässt sich also nicht aus der Warenform/Wertform ableiten, er holt auch nicht die Wertformen ein, vielmehr zeichnet sich das kapitalistische Geld, das von vornherein als ein Resultat des Kapitals zu verstehen ist, at once als symbolisches Geld aus (allein der Name reicht dann schon hin, um seine Wirksamkeit zu setzen) und zieht dafür ein allerdings nicht beliebiges Material aus den Warensammlungen zu seiner Verkörperung heran. Dieses Schlagartige des Einschlagens, mit dem das symbolische Geld, das zugleich messendes Geld ist, allen Waren gegenüber steht, womit diese in die unmittelbare Austauschbarkeit versetzt sind, wird supplementiert, wenn das Geld sich in ein quasi tautologisches Verhältnis (Verwertung) zu sich selbst setzt (Der einzige Sinn dieser Relation kann nur in der quantitativen Vermehrung bestehen. Unilateration, die der quantitativen Addition fähig ist.).

Hat das "Kapital" einen Schluss? Teil II

Beiträge zur Marx-Engels-Forschung, 2002

Hier bricht das Manuskript ab.« (Engels) Hat das Kapital einen Schluss? Teil II * 5. Der VII. Abschnitt des dritten Bandes oder die dritte Darstellung des Gesamtprozesses Im dritten Buch soll es nach Marx' kurzer Vorrede im ersten Kap itel um die Untersuchung der "konkreten Formen" gehen, "welche aus dem Bewegungsprozess des Kapitals, als Ganzes betrachtet", sich ergeben müssten (MEGA² II/4.2, S. 7; MEW 25, S. 33). Also kann man das gesamte dritte Buch als eine Darstellung des "Gesamtprozesses" lesen. Im Schlusskapitel 7. Revenuen (Einkommen) und ihre Quellen werden die besonderen, konkreten Formen wieder aufgenommen und zusammengeführt -zu einer nochmaligen Betrachtung des Kapitals als Prozess und "als Ganzes". Hier findet sich daher die komplexeste, zugleich die konkreteste Darstellung des Gesamtprozesses. Leider auch die am wenigsten ausgearbeitete. In diesem Schlussabschnitt bzw. -kapitel kommt Marx noch einmal auf die Analyse des Reproduktionsprozesses des gesellschaftlichen Gesamtkapitals vom Ende des zweiten Buchs zurück (2. Unterabschnitt im Marx' Manuskript bzw. Kapitel 49 in Engels' Redaktion) und nimmt die Untersuchung der Konkurrenz aus dem dritten Buch (2. Kapitel bzw. 2. Abschnitt) wieder auf (3. Unterabschnitt im Manuskript bzw. Kapitel 50 in Engels' Redaktion). Wie "gedankenlos" auch immer -die politischen Ökonomen haben eine Vorstellung vom Gesamtprozess. Viele der Autoren, die sich mit der Analyse des Nationalreichtums, des Nationalprodukts und des Nationaleinkommens im Kapitalismus befasst haben -wie Storch, Rossi, Sismondi, Ramsay, John Stuart Mill und Adam Smith natürlich -zitiert oder erwähnt Marx im Manuskript. 1 Die Art und Weise, wie die * Teil I siehe Neue Texte, neue Fragen. Zur Kapital-Edition in der MEGA (Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. NF 2001), Hamburg 2002, S. 7-43. 1

Das Ende des Kapitalismus 2021 1

Das Ende des Kapitalismus. Das Ende des Kapitalismus meint: 1. Ende aller Lohnarbeit/Erwerbsarbeit auf dieser Erde. Meint also, daß die Arbeit, der gesamte Stoffwechselkreislauf des Menschen mit der Natur auf eine freie, dem Menschen frei und bewußt verfügbare Grundlage gestellt wird. Dadurch/Darin wird: 2. Der Mensch in seiner ganzen bisherigen Geschichte zum Subjekt seiner selbst. Der Mensch emanzipiert sich darin von allen Banden des Kapitals und der Fremdbestimmung. Der Mensch wird Mensch darin, in dem Sinne, daß er sich in die Lage versetzt, seine genuin menschlichen Fähigkeiten wie Vernunft und Verstand, wie Ratio und Technik, wie Abstraktion und Definition, wie Figurationsfähigkeit und Fähigkeit zur Begriffsbildung, wie Kognition und Emotion, wie Psychologie und Ontologie, wie Antizipation und Reflexion wesentlich für sich und für seine Zwecke zu gebrauchen. 3. Der Mensch wird dadurch Mensch, indem er das, was bislang als "Schicksal" über ihm schwebte, oder als "Verhängnis" über ihm schwebte in weiten Teilen minimiert. Nur gewaltige Naturkatastrophen können ihn dann noch einholen, das, was auch heute als "Höhere Macht" bezeichnet wird. Aber die gesamte Lebenswelt des Menschen, das Häuserbauen, das Brückenbauen, das Schulwesen, das Gesundheitswesen, die öffentliche Verwaltung, der Sport, die Technik werden dann wirklich in den Händen des Menschen liegen, und nicht mehr unter einem auswendigen Diktat wirklich "höherer Mächte." Diese "höhere Macht" heute ist das Kapital. 4. Der Mensch wird also erst wirklich Mensch im Vollsinne des Wortes, wenn er sich von der scheinbar ehernen Macht des Geldes befreit, wenn er Arbeit und Bildung, wenn er Gesundheit und Wissen sich so aneignet, daß am Ende wirklich auch das erscheint, was im vorhinein auch so geplant war. 5. Diese Menschwerdung des Menschen heißt aber nicht, daß es keine Unfälle mehr gibt, daß der Tod abgeschafft wird, daß alles Leid abgeschafft wird. Sondern heißt nur, daß das vom Menschen selber und von der Unbotmäßigkeit der Natur produzierte Leid abgeschafft, minimiert wird. 6. Diese Menschwerdung des Menschen heißt nicht, daß alles nach einem festen und ehernen Plan verläuft, daß eine Nomenklatura oben sitzt und alles bestimmt, sondern heißt, daß die innere Demokratie der ganzen Gesellschaft so weit ausgedehnt und realisiert ist, daß Transparenz entsteht, daß ein Politiker weiß, was der andere tut, und daß ein Land weiß, was das andere tut, daß die Agrarindustrie weiß, was die Metallindustrie tut, daß die Wissenschaft weiß, was die Politik tut.

Hat das "Kapital" einen Schluss? Teil I

Hier bricht das Manuskript ab.« (Engels) Hat das Kapital einen Schluss? Teil I * Die Entwicklung dessen, was freie Konkurrenz ist, ist die einzig rationelle Antwort auf die Verhimmelung derselben durch die Middle-Class-Propheten oder ihre Verteufelung durch die Sozialisten. Karl Marx Quia non ad speculandum sed ad opus inventum est totum et pars. Dante Alighieri 1. Das unvollendete Projekt Das Kapital ist ein Torso, eine große Unvollendete. Doch wird es zu den Epoche machenden Werken der Sozialwissenschaften gezählt, wie Max Webers Wirtschaft und Gesellschaft oder Joseph Schumpeters Geschichte der ökonomischen Analyse, mit denen es den Charakter des unvollendeten, nachgelassenen und postum veröffentlichten Manuskripts teilt. Max Weber hat es mit der Sixtinischen Kapelle und der Matthäus-Passion in einem Atemzuge genannt. Ein Torso ist für den Kunsthistoriker ein beschädigte Statue, der Gliedmaßen und/oder Kopf fehlen, die früher einmal da waren. Oder es ist eine Plastik, die bewusst nur einen Teil des menschlichen Körpers, den Oberkörper (Torso) eben, abbildet. Die Rede vom Torso, die es in der Marx-Literatur seit langem gibt (vgl. z.B. Wilbrandt 1920, S. 96), ist daher missverständlich. Unfertig, unabgeschlossen ist Das Kapital trotzdem, auch wenn nachträglich keine Hände, Füße oder Köpfe abhanden gekommen sind, soweit wir wissen. Unfertig, unabgeschlossen ist nicht dasselbe wie inkonsis-* Überarbeiteter Vortrag, gehalten auf der Konferenz "Neue Erkenntnisse zum Kapital" in Werftpfuhl b. Berlin vom 22.-24. September 2000. Aufgrund des Umfangs wird hier der Teil I abgedruckt. Teil II enthält die Abschnitte: 5. Der VII. Abschnitt des dritten Bandes oder die dritte Darstellung des Gesamtprozesses; 6. Das Kapitel von den Klassen und 7. Der Schluss des Kapital und der Fortgang der kritischen politischen Ökonomie. Das Literaturverzeichnis folgt im Anschluss an Teil II, der in NF 2002 veröffentlicht wird. Hat das Kapital einen Schluss? 9 _______________________________________________________________________________________

Einleitung: Monster und Kapitalismus

Zeitschrift für Kulturwissenschaften, 2017

Der Kapitalismus ist von Bildern des Monströsen umgeben. Sie reichen von Figuren wie Konsummonstern und kommunistischen Attentätern über Metaphern ungeheuerlicher Produktionsmaschinen bis hin zu Zombie- und Vampir-Motiven in der ökonomischen Rhetorik. Diese Ausgabe spürt der monströsen Ikonographie des Kapitalismus nach. Sie untersucht ihre Geschichte und die Szenarien ihrer Darstellung ebenso wie ihre diskursiven und ideologischen Funktionen. Dabei werden Monster als Problemfiguren lesbar, anhand derer sich die Lebens- und Wissensformen kapitalistischer Verhältnisse befragen lassen. Der Debattenteil lotet das politische Potential der aktuellen Kulturwissenschaften aus und stellt die Frage nach einem „socio-political turn“.