Der Dichter, der Künstler, das Leben und der Krieg. Männliche Gebärphantasien bei Ernst Weiß, Ernst Jünger, Franz Kafka und Max Beckmann. In: Frank Krause (Hg.): Expressionism and Gender/Expressionismus und Geschlecht. Göttingen: Vanden-hoeck & Ruprecht 2010, S. 21–44. (original) (raw)
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German Life and Letters , 2022
Während die deutschen Expressionisten ein Ende der bürgerlichen Kunst ausriefen, wurden auch in der Arbeiterbewegung Hoffnungen auf eine literarische Revolution laut. Seit den 1910er Jahren verkündeten dichtende Arbeiter wie Gerrit Engelke und Karl Bröger, Literaturkritiker wie Julius Bab und politische Leitfiguren der Sozialdemokratie wie Clara Zetkin einen poetischen Durchbruch des Proletariats, der die bürgerliche Dichtung unter Druck setzen werde. Dieser Beitrag nimmt die Wechselbeziehung zwischen Programmen des Expressionismus und Entwürfen einer Poetik der Arbeiterdichtung zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in den Blick. Auf der Grundlage von Dichtung, Literatur- und Kulturkritik und politischen Vorträgen wird nachgezeichnet, wie ästhetische und politische Diskurse interagierten, um Konzepte eines kollektiven, klassenspezifischen Genies hervorzubringen.
ist 6 -zu: Liebessemantik wird in Werken der Literatur sowohl dokumentiert als auch weiterentwickelt. Zeitgenössische Literatur dient demnach als Spiegel wie auch als Quelle der jeweils gegenwärtigen gesellschaftlichen Vorstellungen darüber, wie Intimität codiert ist, nämlich: über die Kommunikation zweier Liebender inklusive ihrer Tücken. Die Literatur verhandelt Einzelfälle und modelliert damit Verweisstrukturen, in denen der Rezipient Anleihen findet, um Zusammenhänge und Problematiken innerhalb seiner eigenen System-Umwelt-Beziehung, insbesondere seiner vergangenen, potenziellen oder faktischen Intimbeziehung(en), benennen zu können. Das rezeptionsästhetische Paradigma rechtfertigt somit die Analyse von Belletristik zur Diskussion von gender-Konzepten. Der gender-orientierten Erzähltextanalyse wurde im Laufe ihrer Entwicklung immer wieder vorgeworfen, sie stelle Thesen auf, habe aber kein hinreichendes methodisches Instrumentarium entwickelt, um sie belastbar zu belegen. 7 In meiner Arbeit soll ein Beitrag dazu geleistet werden, diese theoretische Leerstelle zu füllen, indem der poststrukturalistischen feministischen Theorie die Systemtheorie Luhmanns zur Seite gestellt wird. Der große Beitrag der Systemtheorie besteht in dieser Kombination in der instrumentellen Betrachtungsweise, die die Frage nach der Funktion einer Handlung für ein System stellt: Dadurch hat sie die Möglichkeit, die gender-Theorie vor der Fallgrube einer emotional geprägten, dogmatischen Herangehensweise zu schützen, die sie selbst durch ihr politisches Interesse an Veränderung ausgehobenen hat. Wenn Diskurse soziale Wirklichkeiten schaffen, bedeutet dies, dass sie die Grenzen dessen abstecken, was innerhalb eines sozialen Systems verarbeitbar und damit akzeptabel ist. Daher gehören neben Diskursen dazu, was z.B. Wissenschaftlichkeit oder Höflichkeit bedeutet, auch Vorstellungen von Rasse, Klasse, Ethnie und nicht zuletzt Geschlecht. Diskurse stellen gesellschaftlich erfassbare und anerkannte Verweishorizonte auf und »bilden die symbolischen Ordnungssysteme, die die Wirklichkeit und Körperlichkeit, in der das Individuum lebt, vorgeben, dem Subjekt vorgängig sind und von diesem ›verkörpert‹ werden« 8 . Eine literaturwissenschaftliche Analyse muss danach fragen, inwiefern in einem Text Diskurse zur Anwendung gelangen oder gar mit ihnen gebrochen wird -ich werde analysieren, inwiefern das in den behandelten Werken für den Männlichkeits-Diskurs der Fall ist. 6 Liebesbeziehungen sind ebenso wie die Vorstellung von Geschlecht traditionell binär angelegt. Die meisten Darstellungen von Liebesbeziehungen orientieren sich auch heute noch an der als »natürlich« empfundenen Beziehung zwischen den sich biologisch ergänzenden, in Zusammenkunft Nachkommenschaft sichernden, Geschlechtern. 7 vgl. Wenn wir uns der Frage widmen, wie der »archaische Mann« in Texten Dekonstruktion erfährt, lohnt es sich zu fragen, was sich hinter diesem Begriff denn nun genau verbirgt. Das griechische Wort »archaĩos«, die Herkunft des deutschen Attributs »archaisch«, wird mit »alt; altertümlich; ursprünglich« übersetzt 9 ; es verweist auf eine Art naturgegebene, »wahre« Form von Männlichkeit 10 . Sie beschreibt das Ideal vor allem männerbündlerischer Vorstellungen, die um die vorletzte Jahrhundertwende prominent und zu guter Letzt im Nationalsozialismus und seiner dunklen Pädagogik fassbar wurden 11 . In seinem Beitrag »Männerbund und Politische Kultur in Deutschland« aus dem Jahr 1988 beschreibt der Kultursoziologe Nicolaus Sombart das der Männerbundvorstellung zugrunde liegende männlich-martialische Prinzip wie folgt: »Mann« ist nur der männliche, der soldatische, der heroische Mann. Das steht gegen den verweichlichten, weibischen Mann, den Zivilisten, den »Bürger«. Das steht gegen den Citoyen, den »Weltbürger«, den »Menschen« im Sinne einer universellen Menschheitsvorstellung. Es steht vor allem gegen alles, was mit dem Weib zu tun hat, und das ist, wie wir sehen werden, sehr viel. 12
Anke Ilona Blöbaum, Marianne Eaton-Krauss u. Annik Wüthrich (Hg.), Pérégrinations avec Erhard Graefe. Festschrift zu seinem 75. Geburtstag, ÄAT 87, 2018
Ka and Heka are words which are primarily attested in religious contexts. Nonetheless, some attestations occur in texts relating to artistic abilities. Two such attestations are discussed: the formula jn kA n from the colophon in the Teachings of Cheti (Satire on Trades) and the mentioning of HkA on the stela of Irtisen (Louvre C 14). It is proposed that in pharaonic aesthetics Ka could be translated as genius and Heka as talent.
Pandaemonium Germanicum, 2010
In his controversial first book In Stahlgewittern (1920) Ernst Jünger ascribes meaning to World War I not explicitly in ideological terms, as much as indirectly by using a highly metaphorical language. Jünger codes war in 32 image sequences in the fields of nature, human practice, culture, and anthropomorphism. Jünger's metaphors can be differentiated into various categories and characterized by their density, their relation, their interference and their variation. When two warring fractions, then, are described by the same iconic motifs, their oppositions seem to vanish. And when metaphors are confronted with their real referents, with signifying names and stereotyped jargons, their artificial character and epistemological function come to light. The implicit meanings these metaphors generate should not be simplified as celebratory aestheticising, nor refuted as fascist ideology. The individual codes are unequally subtle, they generate different semantics and they connote deviating political positions; they intersect and conflict. In Stahlgewittern they are both an expression of an ideological attitude as well as a symptom of profound unsettlement.
2014
FONTES 81 presents a hitherto more or less unstudied little book by the engraver Georg Wolfgang Knorr. The Historische Künstler=Belustigung oder Gespräche In dem Reiche derer Todten, zwischen denen beeden Welt=bekannten Künstlern Albrecht Dürer und Raphael de Urbino (1738) was projected to be the first of a series of dialogues of the dead between famous artists. Yet the series was discontinued after this first volume. Knorr’s book stages a dialogue between Durer and Raphael, giving one another an account of their respective vita. The text is remarkable for at least two reasons: First, it is an early example of a direct comparison of Durer and Raphael, gaining enormous popularity in Romanticism. Second, Knorr’s Künstler=Belustigung is a nearly unique example for the presentation of art historical themes in a dialogue of the dead, one of the most popular literary genres in early 18th century Germany.