Das "Aithiopia" der Garamanten bei Ptolemaios und dem Geographen von Ravenna (original) (raw)

Während der Herrschaft Kaiser Domitians (81 – 96 n. Chr.) reiste der römische Kaufmann Iulius Maternus im Gefolge des Garamantenkönigs von der Hauptstadt Garama in ein weit im Süden gelegenes Land. Dieses weiträumige Land, welches bei Ptolemaios Agisymba heißt, dürfte in der Gegend des heutigen Tschad-Sees gelegen haben. Etwa fünfhundert Jahre später schreibt ein Geograph aus Ravenna von einem Aethiopia der Garamanten, was an ein ebenso Großes Land Biboblatis liegt. Dieses Biboblatis liegt sehr weit entfernt vom römischen Nordafrika und grenzt an den Atlantischen Ozean. Des Ptolemaios Agisymba, welches am „Unbekannten Land“ angrenzt, dürfte nach dem Geographen von Ravenna im „Aethiopia Garamantium“ enthalten sein. Agisymba war zur Zeit des Ptolemaios offenbar das südlichste Gebiet in Innerafrika, in dem sich garamantischer Einfluss nachweisen lässt. Es scheint so, als sei das Land Biboblatis in diesem „Unbekannten Land“ zu suchen, welches Ptolemaios aber zu seiner Zeit noch nicht kannte, weil es noch niemand erforscht hatte. Möglicherweise lag dieses Biboblatis im heutigen Guinea. Die Quellen des Geographen waren lateinsche Autoren. Einer von diesen, Castorius, welcher für die Erstellung der sogenannten Tabula Peutingeriana zuständig war, nennt auf dieser Karte die innerafrikanischen Gebiete nicht, während bei ihm Länder, die nie dem Römischen Reich untertänig waren (z. B. Indien) aufzählt. Wurden diese Gebiete in Innerafrika, welche auf der Tabula Peutingeriana fehlen, etwa in frühbyzantinischer Zeit (nach 350 – um 700 n. Chr.) erforscht? Es scheint so. Offenbar folgten nach der Erforschung des geheimnisvollen Landes Biboblatis Handelsexpeditionen. Es gab demnach ein sehr großes Gebiet, das nach Ptolemaios an der Landschaft Agisymba angrenzte. Da diesem alexandrinischen Geographen für diese Gegend keine Berichte vorlagen, bezeichnete er diese als „Unbekanntes Land“. Doch müssen in späterer Zeit Berichte über diese Zone existiert haben, da der Geograph von Ravenna sehr gut über das ehemalige „Unbekannte Land“, welches nun bei ihm als Aethiopia Biboblatis erscheint, unterrichtet war.