Thomas Biebricher, Frieder Vogelmann, Greta Wagner und Michael Walter (2012): Beschwörungen des Neoliberalismus - Theorien und Schauplätze (original) (raw)
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wertvolle Informationen» liefern, wie Dominik Matter in seiner redaktionellen Notiz zur Studie festhält. Der Bericht der Stagiaires ist ein interessantes Quellendokument, da er Aufschluss über die Ansichten und Befindlichkeiten von Akteurinnen und Akteuren gibt, die zwar altersmässig, aber weder politisch noch lebensweltlich zu den 68ern im engeren Sinne gehörten. Mit ihrer Ablehnung radikaler politischer Forderungen und provokativer kultureller Aktionsformen bei gleichzeitiger Befürwortung gewisser Reformen gehörten sie typischerweise zu denjenigen, die sich später oftmals als zur «68er-Generation» zugehörig fühlen würden, ohne jemals an deren Demonstrationen und Protesten teilgenommen zu haben.
Neoliberalismus und Postdemokratie: Bausteine einer kritischen Gesellschaftstheorie
Ethik und Gesellschaft, 2012
Kaum ein anderes Konzept ist in den Sozialwissenschaften in den letzten Jahren so intensiv und kontrovers diskutiert worden wie die "Postdemokratie". Dabei ist in der Literatur nach wie vor umstritten, welcher analytische Ertrag vor allem den Arbeiten von Colin Crouch zu diesem Thema innewohnt. Der vorliegende Artikel schließt an diese Kontroverse an und argumentiert, dass das Konzept der Postdemokratie einen relevanten Beitrag zum zeitgenössischen wissenschaftlichen Diskurs leisten kann, da es-ähnlich wie die kritischen Gesellschaftstheorien der 1970er Jahre-dazu in der Lage ist, zahlreiche aktuelle theoretische und empirische Untersuchungen aus der Einstellungsund Partizipationsforschung in ein analytisches Konzept zu integrieren. Allerdings wird es ihm nur dann gelingen, diesen Wert zu entfalten, wenn die theoretischen Grundlagen des Postdemokratie-Konzeptes geklärt werden. Dazu, so argumentiert dieser Artikel, ist vor allem eine Auseinandersetzung mit dem Neoliberalismus notwendig, der als der ideative Kern der Postdemokratie angesehen werden kann.
Platypus Review, 2020
Wie kann die Linke den historischen Ursprung der gegenwärtigen politischen Krise des CDU-SPD-Zentrums verstehen? Julius Leber, politischer Ziehvater von Willy Brandt, reflektierte eine weit verbreitete Einschätzung der SPD im Jahr 1933, als er bemerkte, dass ihre Führer keinen Mangel an marxistischer Theorie hatten, dennoch in Fragen der Tagespolitik ebenso ahnungslos wären wie Kleinkinder. Was auch immer die marxistische Theorie der SPD angeführt hat, es ist längst vorbei, und selbst wenn die SPD erneut leidenschaftslos und entfremdet von ihrer Wähler-und Sozialbasis zu sein scheint, erscheint es auch anachronistisch zu behaupten, dass das Zentrum heute tatsächlich von den organisierten Extremen des Kommunismus oder Faschismus bedroht werde. Wie sollten wir also die Nachkriegsordnung der parlamentarischen Politik verstehen, besonders jetzt, wenn 1989 rasch hinter uns in der Vergangenheit verschwindet? In welcher Beziehung stand die gesellschaftliche Linke zur Sozialdemokratie des Wohlfahrtsstaates der Nachkriegszeit? Welche Position vertrat sie zu den Ansprüchen der Post-80er auf individuelle Freiheit, in deren Namen die mit dem Neoliberalismus verbundenen Reformen durchgeführt wurden? Inwiefern könnte die gegenwärtige Krise des Zentrums in Deutschland eine Gelegenheit für linke Politik im Kampf um die Überwindung des Kapitalismus darstellen? Es folgt ein editiertes und gekürztes Transkript der Veranstaltung, die hier vollständig angehört werden kann.
Nihilismus mit System. Materialien zur Geschichte und Kritik des Neoliberalismus
www.globkult.de, 2008
Spricht man mit einem politischen Linken oder einem Streiter für eine andere Globalisierung-es soll sie ja hie und da noch (oder wieder) geben-, erscheint der Neoliberalismus gleichsam als die Inkarnation jenes einen Ringes-»sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden«. Spricht man dagegen mit einem seiner überzeugten Anhänger, so hört man nicht selten das Argument, dass man von einer Vorherrschaft des Neoliberalismus in unseren wirtschafts-und gesellschaftspolitischen Gefilden doch nicht wirklich sprechen könne. Allzu viel sei noch korporatistisch verregelt und bürokratischpopulistisch blockiert, und allzu viel müsse erst noch in Gang gebracht werden von einem wirtschafts-und gesellschaftspolitischen Denken und Handeln, das doch vermeintlich nicht nur den Problemen angemessen sei, die unsere Gesellschaftsordnung seit langem zunehmend aufweise, sondern auch einem Menschen-und Geschichtsbild, das sich als Krönung der Schöpfung vermutet.
Neoliberalismus – Eine (ganz) kurze Einführung (Teil 1)
Der Neoliberalismus ist genau genommen keine ökonomische Denkrichtung, sondern eher eine politische Konzeption. Ökonomische, politische und ideologische Elemente fließen bis zur Unkenntlichkeit ineinander. Mit einer Reihe von Kernaussagen (genauer nicht hinterfragbaren Behauptungen) versteht sich neoliberales Denken vor allem als generell normsetzend. Bereits die Frage nach der Berechtigung und der Richtigkeit der so formulierten Normen war über lange Zeit weitgehend verpönt. Diese Normen sind vor allem politischen und sozialen Charakters, weshalb sich neoliberales Denken heute mit verschiedenen ökonomischen Schulen verbinden kann. Es bietet einen Rahmen, in dem je nach Veränderungen der realen Verhältnisse verschieden Theorieansätze einen Raum finden, soweit sie bestimmten Ausgangsprämissen genügen. Das ist eine wichtige Ursache für die Wirksamkeit des Neoliberalismus. Und noch eine Vorbemerkung ist wichtig. Diese Einführung soll zeigen, auf welchen Wegen und in welchen Etappen die neoliberale Doktrin entstanden ist. In den politischen und ideologischen Auseinandersetzungen mit VertreterInnen dieser Richtungen wird neoliberalem Denken oft Erkenntnisunfähigkeit unterschoben. Eigentlich hätten die Behauptungen, auf die sich Neoliberalismus gründet, völlig falsch. Das ist zweifelsfrei falsch und bedeutet, ihn und seine AnhängerInnen zu unterschätzen. Darauf verwies Rosa Luxemburg schon Anfang des 20. Jahrhunderts: