„There's a better version of you out there.“ Überwachung, Personalisierung und die Sorge um sich im Selbstversuch (original) (raw)

Ein anderer werden (müssen) – Selbstverlust, Selbstverleugnung und Selbstoptimierung als ethische Grenzphänomene

Personen können sich durch verschiedene Situationen und Einflüsse dazu aufgefordert oder genötigt sehen, sich nicht nur zu verändern, sondern im Hinblick auf das Selbstverständnis ihrer eigenen Identität grundlegend ‚ein anderer zu werden’. Sie können dies zudem aufgrund bestimmter Ideale und Überzeugungen von sich selbst oder von anderen verlangen. Anhand der ethischen Grenzphänomene von Selbstverlust, Selbstverleugnung und Selbstoptimierung wird ausgelotet, welcher ethische Geltungsanspruch dem individuellen Selbstverständnis von Personen in solchen Fällen zuzuschreiben ist und welche Herausforderungen sich daraus im interpersonalen Umgang ergeben – besonders an den Grenzen, an denen ein Persönlichkeitsverlust nicht mehr in eine Persönlichkeitsentwicklung umgedeutet werden kann, an denen das Ideal der Selbstlosigkeit in eine Selbstaufgabe umschlägt und an denen Aufforderungen, ‚ein besserer Mensch zu werden’ in paternalistische Überformungen ausarten.

Individuation und Selbstbewusstsein. Neue erweiterte Version

The Principle of the Identity of Indiscernibles (PII) is a theorem of second-order predicate logic that nevertheless seems to contradict the conceptual truth that general determinations do not individuate. To resolve this appearance of contradiction, various types of predicates and properties are examined for their potential to secure the logical validity of the PII. Per-fectly general properties are excluded, as are, among the imperfectly general properties, ob-ject-dependent properties, haecceities, and positional properties. It becomes apparent that the logical validity of the PII can be upheld only by recourse to perspectival properties—that is, properties logico-ontologically grounded in the self-consciousness of embodied subjects. To further clarify, the second half of the paper contrasts an impersonal self-consciousness of judgement with the personal self-consciousness of the judging subject and subsequently reaf-firms that the epistemic-ontic self-individuation of subjects is the source of both the individ-uation of things and the logical validity of the PII.

„Deutschlands besseres Selbst“? – Nathan der Weise in Israel

Lessing und das Judentum. Lektüren, Dialoge, Kontroversen im 18. und 19. Jahrhundert , 2015

Dieser Aufsatz geht der Frage nach, ob im Rahmen der israelischen Nathan-Rezeption von einer Auseinandersetzung mit der deutschen humanistischen Tradition gesprochen werden kann. Vorab werden wesentliche Stationen der hebräisch-jüdischen Nathan-Rezeption in Europa skizziert (1779–1948).

„Oh Shit, die Uhr” – Zur körperlichen Dynamik des Self-Tracker-Werdens

2017

Unter dem Schlagwort „Korper-Offnungen“ haben die Organisatoren dieser Sektionsveranstaltung dazu aufgerufen, gesellschaftliche Offnungs- und Schliesungsdynamiken mit Blick auf korperliche Vollzuge zu untersuchen und danach zu fragen, wie Korper und ihre Grenzen geformt, verhandelt, organisiert, geoffnet, durchdrungen, verschlossen, verschoben etc. werden. In dieser Fragerichtung widmen wir uns dem gesellschaftlich zunehmend popularen Phanomen der digitalen Selbstvermessung. Anhand von empirischen Einblicken in eine aktuell laufende Studie zu Prozessen des Self-Tracker-Werdens mochten wir zum einen in Verbindung mit digitaler Kleintechnik erzeugte gegenwartige Korper-Offnungen beschreiben und zum anderen daraus resultierende theoretische Konsequenzen diskutieren. Nach einer Vorbemerkung zur theoretischen Perspektive (Kap. 1) fuhren wir das Phanomen Self-Tracking ein und skizzieren, wie sich dieses im Horizont der Frage nach Korper-Offnungen zum Gegenstand machen lasst (Kap. 2). Im n...

Vom optimierten Selbst erzählen. Überlegungen zum transmedialen Phänomen der Instagram-Influencerin

DIEGESIS, 2019

Within the last three years, cultural influencers have utilized the rapidly evolving social digital platforms to become a mass phenomenon in the realm of social media. With their influence has come a profound shift in consumer behavior and hence in corporate marketing and sale strategies. These pioneers post content of their personal and professional lives on social media, particularly Instagram, with the aim of sparking widespread interest and interaction with highly strategic content and as a result, earn vast numbers of followers and likes. Despite their success, influencers surprisingly remain a desideratum in academic research, both in the fields of literature studies as well as media studies. This is primarily because both the cultural phenomenon and the technology are constantly and rapidly evolving. This paper scrutinizes Instagram's influencers from a narratological perspective to provide insights into Instagram's media structure as well as into the visual and rhetorical strategies of the influencers themselves. The analysis of specific Instagram accounts and its subcategories reveals a rather distinct way social media influencers use Instagram to interact with their audiences. Deliberately blurring the lines between the extraordinary and everyday life, these influencers visually distinguish their taste, fitness and body shape, their habits and routines from ordinary lifestyles. Yet influencers render their lifestyles as prototypical by rhetorically connecting them to everyone else's. Ultimately, influencers connect to their followers on a level of meaning by promoting a rigorous notion of self-expression through self-optimization against the backdrop of a competitive capitalist society. By setting the example of optimizing themselves, Instagram influencers eventually establish a link between aestheticization and self-realization, on the one hand, and disciplining self-expression and self-image on the other.

Zur neuen Tiefenschärfe des vermessenen Selbst im Kontext der Digitalisierung

IF-Schriftenreihe, 2019

Auch wenn die gegenwärtig verbreiteten Anwendungen der Selbstvermessung vermehrt im Bereich Fitness, Gesundheit und Wellness zu verorten sind, geht das Prinzip bzw. das Potenzial der digitalen Selbstvermessung weit darüber hinaus. Alles um das Selbst ist prinzipiell vermessbar, in Daten zu übersetzen und damit potenzielles Ziel der Quantifizierung. Aus dem zunehmenden Absatz wie auch der Nachfrage nach digitalen Selbstvermessungstechnologien, der Bildung von Bewegungen wie Quantified Self und der Pluralität der Anwendungsmöglichkeiten ergibt sich ein kontroverses Feld verschiedenster Stakeholder und Einzelanwender*innen mit höchster Relevanz für Konzepte der Subjektivierung. Ob diese Konzepte langfristig noch funktionieren oder sich die auf Statistiken basierende Form der modernen Subjektivierung durch die Singularisierung auflöst und höchst einzigartige, nicht vergleichbare Lebewesen hinterlässt, wird hier soziologisch untersucht. Den Fragen soll mit zweierlei Ansätzen nachgegangen werden: Die Konzepte der Gouvernementalität nach Foucault bieten eine weite Wissensbasis und etablierte Ansätze zum Umgang mit Zahlen, Statistiken und Daten im Hinblick auf Individuum und Gesellschaft. Dem gegenüber steht Kucklicks Konzept der granularen Gesellschaft, welches eine Auflösung aktueller sowie die Bildung neuer gesellschaftlicher Strukturen ankündigt. Über die Darstellung der technischen Möglichkeiten wie auch (utopischer) Zukunftsvisionen der Nutzer*innen-Avantgarde und die soziologische Analyse zeigt sich schließlich: Trotz des nicht zu unterschätzenden disruptiven Potenzials individualisierter Digitaltechnologien ist keine Auflösung basaler Gesellschaftsstrukturen abzusehen, die Prozesse der Subjektivierung sind weiterhin mit den Ansätzen der Gouvernementalität erfassbar. Somit kann die aktuelle Entwicklung hier eher als neuer Höhepunkt der statistischen Wissensproduktion beschrieben werden. Durch die Aufklärung gesellschaftlicher Dynamiken und die Avisierung möglicher zukünftiger Konsequenzen leistet der soziologische Ansatz einen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskursanalyse und generiert damit potenzielles Zukunftswissen für einen Umgang mit individualisierten Digitaltechnologien auf politischer, organisationaler wie auch individueller Ebene.