Eine Methode zur 3D-Dokumentation eines komplexen Befundes anhand des frühneolithischen Brunnens von Altscherbitz (original) (raw)
Abstract
"Von Anfang 2008 bis Mitte 2010 fand im Landesamt für Archäologie in Dresden die Ausgrabung eines neolithischen Brunnens statt. Der im Zuge des Ausbaus des Leipziger Flughafens bei Ausgrabungen in Altscherbitz gefundene 7100 Jahre alte Anlage wurde als Block geborgen, von Leipzig nach Dresden transportiert und dort innerhalb von 28 Monaten ausgegraben. In der etwa 30m³ umfassenden Verfüllung wurden über 7500 Funde und Proben dokumentiert. Die genaue tachymetrische Vermessung, fotografische Dokumentation und das Scannen mit dem hauseigenen 3D-Laserscanner Konica Minolta VI-910 bilden die Grundlage für die virtuelle Konstruktion des Befundes. Mit dem Ziel zunächst nur ein 3D-Modell der Brunnenkonstruktion aufzubauen, wurde eine Methodik entwickelt, die es erlaubte, grabungsbegleitend alle Hölzer zeitnah, zerstörungsfrei und vollständig dreidimensional zu dokumentieren. Im Laufe des Projektes wuchs der Umfang der räumlichen Informationen, die in den virtuellen Brunnen integriert wurden, stetig an und der Anspruch an das dreidimensionale Modell ging schnell über die reine Visualisierung hinaus. Durch die Integrierung von Informationen z.B. der Stratigraphie, der dendrologischen Untersuchungen, Berechnungen zu Volumina von Aushüben und Verfüllung oder zur Lage aller Funde (als gescanntes Modell oder zumindest als generalisiertes Objekt), bildet das 3D-Modell jetzt eine wichtige Grundlage für die wissenschaftliche Auswertung und letztendlich der Generierung archäologischen Wissens. Nicht nur der virtuelle Befund in seiner Gesamtheit, sondern auch die einzelnen hochauflösenden 3D-Modelle der etwa 180 Hölzer an sich haben wichtige Erkenntnisse zur Holzbearbeitung im frühen Neolithikum geliefert, die dann z.B. in praktischen Experimenten nachvollzogen wurden bzw. noch werden sollen. Die 3D-Dokumentation brachte des Weiteren eine beträchtliche Zeitersparnis bei der Katalogerstellung mit sich. So konnten die Abbildungen, der dazugehörige Holzkatalog, mit stilisierten Computergrafiken und dazugehörigen Profilen aus TroveSketch, bereits 5 Monate nach Ende der Grabung fertig gestellt werden. Die noch laufende Aufarbeitung der gesammelten Informationen lassen weitere Erkenntnisse über Bautechnik, Holzwirtschaft und gesellschaftliche Organisation in Mitteldeutschland zur Zeit des frühen Neolithikums erwarten. Die Präsentation stellt die entwickelte Methodik zur grabungsbegleitenden 3D-Dokumentation vor, die zurzeit auch bei einem mittelalterlichen Brunnen in Mittelsachsen und montanarchäologischen Untersuchungen im Erzgebirge erfolgreich Anwendung findet. Es werden Vorteile und Probleme aufgezeigt und Ergebnisse der laufenden Analysen vorgestellt."
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