Das Buch vor dem Buch - Schriftlichkeit in der Antike (original) (raw)

Schriftlichkeit im Alltag der Spätantike

Der Untergang des Römischen Reiches, 2022

Direktion Rheinisches Landesmuseum Trier in Verbindung mit dem Stadtmuseum Simeonstift Trier und dem Museum am Dom Trier, wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt wbg Theiss ist ein Imprint der wbg. Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht.

Beiträge zum antiken Buchwesen II

Etwas vereinzelt steht unter den papyrologischen Quellen für das griechisch-römische Buchwesen immer noch SB XX 14599 2 da, das Fragment einer Abrechnung, in welcher v.a. Zahlungen für Schreibarbeiten litera r ischer Natur festgehalten werden. Das Stück, 1920 von B. P. Grenfell in Ägypten für das British Museum erworben, wurde recht bald Gegenstand einer teilweisen Veröffentlichung durch Bell, Thyestes, die neben anderem auch für die Überlegungen über die Platzverhältnisse und Ergänzungsmöglichkeiten noch von Bedeutung bleibt (S. 282-283). Darauf folgte die vollständige Edition und Kommentierung auf der Grundlage von Bells Vorarbeiten und mit Beiträgen von W. Schubart in Kurt Ohlys Buch über die Sticho metrie 3 ; eine Photographie fi ndet man in P.Coll.Youtie I, Taf. II B (als Beigabe zu der Edition von P.Coll.Youtie I 3 [Mertens-Pack 3 1236.1] durch E. G. Turner, s. die Diskussion dort auf S. 57-58). (Mir stand daneben auch ein besserer Scan von der British Library zur Verfügung.)

Tagungsbericht Literacy in ancient everyday life – Schriftlichkeit im antiken Alltag. 10.11.2016–12.11.2016, Zürich, in: H-Soz-Kult 27.01.2017.

Die von Anne Kolb veranstaltete internationale Tagung "Literacy in ancient everyday life -Schriftlichkeit im antiken Alltag" vom 10. bis 12. November 2016 am Historischen Seminar der Universität Zürich ging der epochenund kulturübergreifenden Bedeutung von Literalität im antiken Alltag nach. Konkret wurde nach dem Zweck und der Verbreitung von Schrift, sowie nach verschiedenen Literalitätsgraden gefragt. Der weite geographische und chronologische Rahmen der Tagungsbeiträge reichte von Schriftzeugnissen unterschiedlichster Materialen aus dem Alten China, Indien, dem pharaonischen und griechischrömischen Ägypten über thrakische, keltischgermanische Gebiete, Rom und Britannien im römischen Reich bis in die Spätantike. Den Auftakt machte FENG LI (New York) mit einer Untersuchung zur Schriftlichkeit im Alten China, angefangen bei "Orakelknocheninschriften" der Shang Dynastie (1554-1046 v.Chr.), welche im Kontext königlicher Divination zu verstehen sind. Bronzeinschriften der westlichen Zhou-Dynastie (1045-771 v.Chr.) zeugen von einer Ausbreitung der Literalität auf weite Teile der Elite. Ein Boom der Schriftlichkeit lässt sich anhand zahlreicher Schriftdokumente auf Bambus und Holz im Zuge der imperialen Bürokratie der Qin und Han Dynastie (221 v.Chr.-220 n.Chr.) fassen, die nicht mehr auf die Elite beschränkt war. Im Gegensatz zu den Kulturen Mesopotamiens und des Mittelmeerraums seien die Expansionswellen der Schriftlichkeit im Alten China nicht im Kontext des Handels, sondern im Zuge der Ausbreitung des politischen Systems erfolgt. HARRY FALK (Berlin) zeichnete die Entwicklung der Schriftlichkeit im antiken Indien nach, welche in der Regierungszeit Ashokas (273-232 v.Chr.) einsetzte. Die Herausbildung der Schrift Karoshti aus dem Aramäischen stellt nach Falk eine notwendige Entwicklung aufgrund der Rechtssicherheit dar, da nach dem Untergang des achämenidischen Reiches aramäisch geschriebene Urkunden nicht mehr verstanden wurden. Grund für die Neuentwicklung der Brahmi-Schrift aus Elementen der Karoshti und der griechischen Schrift unter Ashoka sei unter anderem der Versuch, kulturell mit der hellenistischen Welt gleichzuziehen, sodass öffentlich sichtbare Texte und steinerne Kunstwerke auch als Signal an Besucher aus dem Westen zu interpretieren seien. KATHARINA ZINN (Wales) argumentierte für eine enge Verbindung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit im pharaonischen Ägypten, die sie in Briefen, narrativen Texten und architektonischen Befunden festmachte. Insbesondere im rituellen Kontext habe das ausgesprochene Wort dem Bezeichneten unmittelbare Präsenz verschafft. Ebenso fließend seien die Grenzen zwischen Schriftlichkeit und Kunst zu sehen, indem ikonographische Zeichen wie Buchstaben gelesen worden seien. Sie unterschied diverse Literalitätsgrade von der grundsätzlichen Lese-und Schreibkompetenz, der Fähigkeit eines Steinmetzes, Zeichen oder Reliefs herzustellen, bis zur Fähigkeit, komplexe Texte zu verfassen. Zinn thematisierte außerdem die hohe soziale Stellung der Schreiber sowie die Terminologie und Funktion von Bibliotheken und Archiven als Speicher von Schriftlichkeit.

(Un)Sterblichkeit: Schrift - Körper - Kult (Inhaltsverzeichnis)

Göttinger Orientforschungen, IV. Reihe: Ägypten .67 , 2020

Der Band (Un)Sterblichkeit: Schrift – Körper – Kult umfasst vierzehn Beiträge internationaler Referent*innen, die im Rahmen der 9. Tagung des Berliner Arbeitskreises Junge Aegyptologie (BAJA) im Dezember 2018 vorgestellt und diskutiert wurden. Unter dem Schlagwort „(Un)Sterblichkeit“ widmen sich die Autoren aus geschichts-, kultur- und bildwissenschaftlicher sowie philologischer Perspektive ausgewählten Objekt- und Textgruppen aus Gräbern und Tempeln. Den Leser erwarten sowohl theoretische Auseinandersetzungen mit den altägyptischen Vorstellungen zu „Fortbestand“ und „Vergänglichkeit“ als auch Einzelstudien zu spezifischen Quellen oder zeitlichen und räumlichen Kontexten. Zusammen gewähren die Beiträge einen Einblick in die aktuelle Forschung des Faches zu diesem weiten Themenfeld. Der Berliner Arbeitskreis Junge Aegyptologie ist ein Forum für deutschsprachige Nachwuchs¬wissenschaftler*innen, das dem Austausch und der Präsentation neuer Forschungsansätze und -ergebnisse in der Ägyptologie dient. Die BAJA-Workshops finden alljährlich in Form einer offenen Diskussionsrunde mit Vorträgen zu einem ausgewählten Themenbereich statt.