Ambivalenzen der brasilianischen Vergangenheitspolitik und Erinnerungskultur (original) (raw)

Hybride Erinnerung. Geschichtspolitik in Chile

In: Geschichte und Gesellschaft 36,1, Januar-März 2010, S. 129-156

This article analyses the 'struggle for memory' in Chile after the Pinochet dictatorship. Drawing on theories seeking to combine the concept of 'collective memory' with methods of oral history, the main focus will be on the 'emblematic memories'. After the end of the dictatorship, the two most influential narratives of the past came from the democratic government of the Concertación and from the military, in alliance with the oppositional parties of the right-wing. The article traces back how previously antagonistic versions of the past, held by the government and the military respectively, have evolved into a hybrid leading narrative that still maintains the two adversary versions in a disconnected manner. This hybrid memory leaves the struggle for a moral consensus a task for current memory politics.

Gedächtnisopfer. Erinnern und Vergessen in der Vergangenheitspolitik der deutschsprachigen Belgier im 20. Jahrhundert

zeitenblicke, 2004

Ziel des Aufsatzes ist es, den 'Umgang' der Ostbelgier mit ihrer Geschichte im 20. Jahrhundert am Beispiel der Erinnerung an den Ersten und Zweiten Weltkrieg zu analysieren. Dabei zeigt sich, dass der öffentliche Erinnerungsdiskurs durch zwei Muster geprägt war, die man als verordnetes und selbst auferlegtes Beschweigen bestimmter historischer Ereignisse beschreiben könnte. Dominierten in der ersten Hälfte des Jahrhunderts Formen verordneten Schweigens bzw. politische Strukturen, die den Erinnerungsrahmen für eine Vergangenheitspolitik im Sinne nationalistischer Geschichtsinteressen bildeten, ist die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg durch Formen selbst auferlegten Schweigens bzw. durch eine Vergangenheitspolitik gekennzeichnet, deren primäres Ziel die Stilisierung der Ostbelgier als 'Opfer' der Geschichte zum Zwecke forcierter Assimilierungsanstrengungen war. Wurden in der Zwischenkriegszeit historische Ereignisse umgedeutet, damit sie in ein entsprechend politisiertes Geschichtsbild passten ('Cantons rédimés'), wurde in der Nachkriegszeit besonders die nationalsozialistische Vergangenheit tabuisiert, um sich dieser belastenden Hypothek zu entledigen und endlich 'belgisch denken, fühlen und handeln' zu können. In beiden Fällen wurde nicht nur die Geschichte, sondern vor allem die Fähigkeit aufrichtiger Erinnerung 'Opfer' divergierender vergangenheitspolitischer Interessen.

27) Die brasilianische Diplomatie aus historischer Sicht (2015)

Die brasilianische Diplomatie aus historischer Sicht: Essays über die Auslandsbeziehungen und Außenpolitik Brasiliens, 2015

2804. Die brasilianische Diplomatie aus historischer Sicht: Essays über die Auslandsbeziehungen und Außenpolitik Brasiliens, Hartford, 5 Abril 2015, 194 p. Übersetzung aus dem Portugiesischen ins Deutsche: Ulrich Dressel. Inhalt Vorwort Einführung: Die brasilianische Diplomatie in all ihren Stadien 1. Die Auslandsbeziehungen Brasiliens aus historischer Sicht 2. Entscheidungsprozesse in der Geschichte der brasilianischen Außenpolitik 3. Eine neue diplomatische Architektur: Änderungen in der Außenpolitik 4. Denken und Handeln der engagierten Diplomatie: eine evolutive Perspektive 5. Die brasilianische Diplomatie im 21. Jahrhundert: Saldo und Wertung 6. Eine engagierte Auslandspolitik: ihre institutionellen Auswirkungen 7. Die Präferenz für die Option Süd: ein neuer geografischer Determinismus? Allgemeine Literaturhinweise

Schweigen über Differenz. Schwarze im kolonialen und postkolonialen Sicherheitsdiskurs Brasiliens

Sigrid Ruby / Anja Krause (eds.), Sicherheit und Differenz in historischer Perspektive. Security and Difference in Historical Perspective, Baden-Baden 2022, pp. 75-94

In 1808, Portugal's royal court fled from Napoleon's forces and resettled in Rio de Janeiro. Within a very short time, the city's population grew rapidly while it also had to meet the demands of a European royal capital. This situation fostered two different security discourses. On the one hand, there was a discourse, also widespread throughout much of Europe, on the threat posed by mostly foreign revolutionaries. But, as this contribution shows, on the other hand, there was a telling silence about potentially insurgent black people. This silence was only broken once they became the target of repression by the public security apparatus and more and more frequently struggled to establish their rights (and thus their security). However, the abolition of slavery in 1888 intensified racism, which once again became covered by public silence-a silence that willfully ignored the difference constituted by this very racism and thus continued to obstruct security for the black population.

„Erfahrung der Zeit – politische Kultur in Argentinien und Brasilien“, in: APuZ 12/2010: Brasilien und Argentinien

Einleitung Der Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann. In den Tangotexten beweinen die Argentinier den Verlust; die Gegenwart wird bloß als blasser Schimmer einer glorreichen Vergangenheit, als dekadent begriffen. Brasilien dagegen gilt als das "Land der Zukunft".[2] Heute ist tudo bem (alles gut), und der morgige Tag bringt Fortschritt mit sich, wie das positivistische Motto (Ordem e progresso, Ordnung und Fortschritt) in der brasilianischen Nationalflagge ankündigt. Zudem ist sie grün - die Farbe der Hoffnung. Dies mag als Gegenüberstellung von Klischees, von abgedroschenen Redensarten oder zugeschriebenen Eigenschaften erscheinen. Als kulturelle Konstrukte bergen sie jedoch gesellschaftsspezifische Vorstellungen bzw. Denkschemata und somit, wenn schon nicht ein Stück Wahrheit, so doch ein Stück sozialer Wirklichkeit in sich.