Ein längerer Blick ins Raritätenkabinett der Musikgeschichte: Richard Strauss' Panathenäenzug op. 75 und Kurt Leimer (In Baldassarre, Antonio, Pring, Debra (eds), Music - Space - Chord - Image: Festschrift for Dorothea Baumann's 65th Birthday. Bern: Peter Lang, 2011, 399-421) (original) (raw)
Nur wenigen ist bekannt, dass Richard Strauss sich in seinen letzten Lebensjahren nochmals mit seinem zweiten Klavierkonzert für die linke Hand op. 74 (TrV 254) auseinander gesetzt hatte. Dieses Konzert mit dem Titel Panathenäenzug. Sinfonische Etüden in Form einer Passacaglia komponierte er in den späten 1920er Jahren für den Pianisten Paul Wittgenstein. 1 Dass Strauss kurz vor seinem Tod, und zwar in den Jahren zwischen 1946 und 1948, seine Aufmerksamkeit nochmals dieser Komposition zuwandte, verdankt sich -wie die nachfolgenden Überlegungen zeigen werden -dem Zusammenspiel zwischen seiner Neigung zu kulturhistorischen Erwägungen am Ende des Zweiten Weltkriegs und der Bekanntschaft mit dem Konzertpianisten Kurt Leimer. Die Erörterungen schliessen deshalb Erwägungen zu Strauss' Auseinandersetzung mit der Gattung des Klavierkonzerts, zu seinen "Auftragsarbeiten" für Paul Wittgenstein sowie zu der für Strauss' Kompositionsästhetik wichtigen Antikenrezeption ein. Klavierkompositionen nehmen in Strauss' Schaffen eine untergeordnete Stellung ein und blieben, abgesehen von den beiden Klavierkonzerten für die linke Hand, auffällig auf seine frühe Schaffenszeit bis 1907 konzentriert. Das trifft sowohl für die Solo-als auch die Konzertkompositionen zu. Zudem erweisen sich Strauss' solistische Klavierwerke als ausgeprägte Gelegenheits-oder Studienkompositionen, im Sinne einer Aneignung von Stilen 1 In der ohnehin spärlichen Literatur zu Strauss' Klavierschaffen findet sich auch in den diesem Themenbereich gewidmeten Studien kaum ein Hinweis auf diese erneute Hinwendung. Dazu etwa Walter Werbeck, "Richard Strauss und Paul Wittgenstein. Zu den Klavierkonzerten für die linke Hand "Parergon zur Sinfonia domestica" op. 73 und "Panathenäenzug" op. 74, in: Österreichische Musikzeitschrift, 54. Jhg., Heft 7/8 (1999), 16-25. In der von Walter Werbeck verfassten Einführung zum Band Konzerte und Konzertstücke II der Richard Strauss Edition fehlt ebenfalls jeder Hinweise darauf, dass Strauss sich kurz vor seinem Tod nochmals mit dem Panathenäenzug beschäftigt hatte (Konzerte und Konzertstücke II (= Richard Strauss Edition, Bd. 23).
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Reprisen-Phänomene in den frühen Streichquartetten Joseph Haydns und Franz Asplmayers -Ansätze zur Revision eines anachronistischen Sonatenform-Paradigmas »Der Begriff der Sonatenform gehört zu den fest eingebürgerten formalen Grundbegriffen, zu Hause sowohl in der musikhistorischen, wie in der musiktheoretischen und musikpädagogischen Fachliteratur.« 1 An dieser Feststellung des renommierten Haydn-Forschers Jens Peter Larsen zur generellen Bedeutung der Sonatenform für die verschiedenen Teildisziplinen der Musikwissenschaft hat sich auch nach mehr als 40 Jahren nichts Grundlegendes geändert. Doch die Vorstellungen, die mit dem Begriff der Sonatenform seit seiner Prägung durch Adolph Bernhard Marx in dessen Lehre von der musikalischen Komposition (2. Band von 1838) und der weiteren theoretischen Ausarbeitung im Laufe des 19. Jahrhunderts verbunden waren, haben sich inzwischen wesentlich gewandelt: Die »generelle Neuorientierung«, 2 die Larsen 1963 noch nicht erkennen konnte, ist in der Musiktheorie sowohl des angelsächsischen als auch des deutschen Sprachraums -nicht zuletzt initiiert durch Larsens eigene Arbeit über diverse Sonatenform-Problemelängst eingetreten. Der Wandel im Verständnis der Sonatenform wurde in den 60er-und 70er-Jahren zunehmend greifbar 3 und ist spätestens mit Charles Rosens 1980 publizierter Monographie Sonata Forms umfassend dokumentiert worden. 4 Ausgangspunkt der Revision war insbesondere die Erkenntnis, dass für die Sonatenform des 18. Jahrhunderts dem tonalen Prozess, genauer: der tonalen Spannung zwischen Grund-und Dominanttonart, der Vor-1 Jens Peter Larsen, Sonatenform-Probleme, S. 221. 2 Ebd., S. 221. 3 Man denke etwa an die Arbeiten Leonard Ratners, Fred Ritzels oder Carl Dahlhaus'. 4 Rosen, Sonata Forms. 7 Ethan Haimo, Haydn's Symphonic Forms, S. 3: »The sonata principle constitutes an essential component of Haydn's thought.
L. Cohen/Th. Otten/Ch. Twiehaus (Hrsg.), Jüdische Geschichte und Gegenwart in Deutschland. Aktuelle Fragen und Positionen. Akten der Tagung 12. und 13. April 2021 als Online-Konferenz. MiQua 1 (Oppenheim a. Rh. 2021), 2021
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf fotomechanischem Wege (Fotokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer Systeme zu verarbeiten und zu verbreiten. Printed in Germany by Nünnerich-Asmus Verlag & Media Weitere Titel aus unserem Verlagsprogramm finden Sie unter: www.na-verlag.de Trotz intensiver Recherche war es nicht in allen Fällen möglich, die Rechtsinhaber aller Abbildungen ausfindig zu machen. Berechtigte Ansprüche werden nach Anzeige bei MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln selbstverständlich im Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten.
51 53 Panathenäische Amphora. Archäologisches Museum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Inv. 560. Die Gattung der sog. Panathenäischen Preisamphoren wurde im Rahmen der Neuordnung der panathenäischen Spiele 566 v. Chr. eingeführt, wodurch ein Terminus post quem für die ältesten dieser Gefäße gegeben ist. Das Gefäß in Halle zählt zu den ältesten erhaltenen Exemplaren. Sein hohes Alter ergibt sich aus dem häufigen Einsatz von Deckrot -etwa für Kopfhaar, Bart und Brustwarzenringe der Wettläufer. Stilistisch ist für diese Zeit der Kopftypus mit gerader Stirnflucht charakteristisch. 59 Rotfiguriger Skyphos des Pistoxenos-Malers. Staatliches Museum Schwerin. Der fest datierte Kopf des Harmodios von der Tyrannenmördergruppe läßt sich gut mit zeitgleichen Kopfumrissen auf Gefäßen des Pistoxenos-Malers vergleichen. In beiden Fällen ist das hängende, massige Kinn besonders charakteristisch. 58 Kopf des Harmodios. Römische Marmorkopie eines Werks der Bildhauer Kritios und Nesiotes. Museo Nazionale, Neapel, Inv. 906. Der Kopf gehört zu dem 477/6 v. Chr. neu errichteten Denkmal der Tyrannenmörder und liefert dadurch ein festes Datum für die Chronologie von Skulptur und Keramik.
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