Menschenbilder in einer postkommunistischen Welt (original) (raw)
Menschenbilder in einer postkommunistischen Welt (Paper presented at University of Tubingen, Germany, 18th June 2006) Begründung I. Die Ideale einer kommunistischen Gesellschaft und die alternative Welt Als ich fünf Jahre alt war, fragte ich meine Mama, was für eine Schule ich machen sollte, um Präsident zu werden. "So wie Ceausescu, ergänzte ich!". Meine Eltern waren schlecht überrascht, wie ich sah und fragten mich, warum ich mich so etwas wünsche. "Um Kremkaramell jeden Tag essen zu dürfen und zu können" antworte ich. Schon früh als fünfjähriges Kind merkte ich, dass ein Präsident alles nach Beliebigkeit darf und kann. Die Vorstellung einer unbegrenzten Macht (1), die die ganze Gesellschaft beherrschte, entstand auch sehr früh in meinem Kopf. Und dabei alle Träume und Idealen, die ein Kind oder ein Jugendlichen haben könnte, waren zentriert auf die Frage: wie man so hoch wie möglich in der Hierarchie steigen könnte? In einer sehr streng ideologisch kontrollierten Gesellschaft, gab es leider keine Alternative Wirklichkeit (2), die irgendwie ein kritischer Sinn erwecken könnte. Oder solche Situationen waren so gut wie möglich vermeiden, besonders vor den Kindern, um sie und damit auch die Familien nicht im Gefahr zu bringen. Doch in Constanta, eine Hafenstadt, wo ich wohnte, kamen Bilder einer anderen Welt mit den Schieffahrern. Es war nicht viel: schöne Bluejeans, feine Schokolade, echten Orangensaft und Seidestrumpfe. Und in Sommer kamen die Touristen mit anderen Geschichten und mit Sonnenkremen. Sie waren die ersten empirischen Beweise über die Existenz einer anderen Welt (3). Die dekadente kapitalistische Welt schmeckte mir doch und später ergänzte ich das Alternativbild mit den täglichen Sendungen von Freie Europa und Voice of America (4).