Die Konstruktion des modernen Wählers um 1900. Angeleichung der Wahltechniken in Europa und Nordamerika, in: Tim B. Müller u. Adam Tooze: Normalität und Fragilität. Demokratie nach dem Ersten Weltkrieg. Hamburg: Hamburger Edition, 2015, S. 70-90. (original) (raw)
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Neue Politische Literatur, 2019
Eine vergleichende Geschichte des Wählens ist eine gute Idee, wenn auch "Wählen" noch nicht das Gleiche ist wie "Demokratie". Hedwig Richters voluminöses Buch formuliert einen hohen Anspruch: nämlich den Erfolg des Wählens als Legitimationsstiftung seit dem 19. Jahrhundert vergleichend zu erklären. Die Frage ist nicht ganz neu-die Namen Margaret Anderson, Thomas Kühne, Eric Foner oder Alexander Keyssar mögen stellvertretend stehen-, aber immer noch lohnend. Was leistet demgegenüber das zu rezensierende Buch? Richter formuliert gleich eingangs die These, dass Wahlen als Verfahren zur Herrschaftsbestallung deshalb so erfolgreich waren, weil sie das Dilemma lösten, auf der einen Seite Herrschaft zu legitimieren und auf der anderen Seite Gleichheit und Freiheit sicherzustellen (S. 20 f.). Ist das nicht ein wenig trivial und gleichzeitig ein wenig vollmundig? Stellen Wahlen selbstverständlich Freiheit sicher? Napoléon III. kann ein anderes Lied singen. Oder gar Gleichheit? Preußen, das eine Vergleichsland, wurde im Untersuchungszeitraum vom höchst ungleichen Dreiklassenwahlrecht bestimmt. Eine Demokratie war es übrigens auch nicht. Damit zeigt sich schon auf den ersten Seiten das Grundproblem des Buchs: hier werden vollmundige Thesen formuliert und Ansprüche auf grundlegende Neubewertungen getätigt, die dann nicht durchgehalten oder, was schlimmer ist, in Allgemeinplätzen, vagen Formulierungen und unpräzisen Begriffen aufgelöst werden. Richter liebt den Ikonoklasmus. Dazu aber baut sie Pappkameraden auf, die meist nicht die Forschungslage widerspiegeln. Sie wendet sich zur Erklärung des Erfolgs von Wahlen gegen das "Narrativ des Freiheitskampfes" (S. 10), womit sie die Vorstellung meint, dass das Wahlrecht von den Menschen gegen eine Obrigkeit erkämpft worden sei, die ihnen die Mitsprache verweigert habe. Dagegen formuliert sie drei T. Mergel ()
Meinungsu mfragen der US-Bes atzungsrnacht in der österreichischen Bevölkerung, D+6-t955 I. Meinungsu mfragen als Instrument US-amerikanischer,,Reorientation" Obwohl die ersten Vorläufer staristischer,,Bevölkerungsbeobachtung" bis zum Anfang des rg.Jahrhunderts zurückreichen' und bereits in der Ersten Republik erste Ansätze sozialwissenschaftlicher Marktund Motivforschung zu frnden sind, fällt der Beginn von repräsenta' tiven Bevölkerungsumfragen in Deutschland und Österreich mit dem unmittelbaren Kriegsende und der alliierten Besatzung zusammen.
Im Jahr 2006 veröffentlichte der amerikanische Publizist Joe Klein unter dem Titel "Politics Lost" eine fulminante und vielbeachtete Abrechnung mit einer durch die Massenmedien entkernten Politik, der jegliche Authentizität, Wahrhaftigkeit und damit auch Problemlösungskompetenz abhanden gekommen sei. 1 Angesichts des bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampfes in den USA beschreibt Klein minutiös die zunehmende Sprachlosigkeit der Politiker angesichts der durch die Massenmedien weichgespülten Sphäre des Politischen. Klein steht damit in einer langen Linie pessimistischer Diskussionen, die das Politischeverstanden als staatliches Entscheidungshandeln -und die Massenmedien als antagonistisch betrachtet. Auch in Europa hat die kritische Auseinandersetzung mit Infotainment, Mediokratie und der insbesondere in Frankreich beklagten "Peopolisation" erheblich zugenommen. 2 Dabei wird ebenso die mediale Zurichtung der Politik selbst angeprangert wie die Übernahme ehemals vorrangig staatlich institutionalisierter politischer Aushandlungsprozesse durch die Medien -etwa im Aufstieg der politischen Talkshow auf Kosten der parlamentarischen Debattenkultur.
Voelz, Johannes - Das Zeitalter der Hyperpolitisierung. Demokratie in den USA | ZEIT ONLINE
ZEIT Online, Nov 5., 2020, 2020
Demokratie in den USA Das Zeitalter der Hyperpolitisierung https://www.zeit.de/kultur/2020-11/demokratie-usa-donald-trump-stephen-colbert-politisierung-unterhaltung Die letzten vier Jahre haben gezeigt, dass Politik und Unterhaltung in den USA eine toxische Verbindung eingegangen sind. Die wird nicht mit Donald Trump verschwinden. Ein Essay von Johannes Völz
Welche Technik?
Preisschrift, Essaypreis 2019 des FIPH zur Frage "Welche Technik?" Der Beitrag stellt der Frage „Welche Technik?“ zunächst eine weitere voran: diejenige nach der Rede von der Technik. In diesem Konnex wird die Metaphorik digitaler Prozesse und der Diskurs der „Unausweichlichkeit“ genauer fokussiert, um in der Folge die Rede/These von der Neutralität der Technik auf ihre Schlüssigkeit und ihre Konsequenzen hin zu untersuchen. Dabei wird herausgearbeitet, dass digitale Techniken, besonders im Rahmen der Assoziierung von kapitalistischem Geist und algorithmischer/kybernetischer Kontrolllogik, nicht neutral sind, sondern zunehmend einer Profilierungslogik und einem problematischen Freiheitsverständnis folgen, das nicht klassisch philosophisch, sondern kybernetisch definiert ist. Im Anschluss wird der Begriff der „Unfestgelegtheit“ (Günther Anders) ins Spiel gebracht: Techniken, so Anders, seien zwar nicht zu negieren, da sie Existenz erst ermöglichten. Doch gälte es, insbesondere jene Techniken kritisch zu untersuchen, die keine alternative Verwendungsweise mehr zuließen. So spezifiziert der Beitrag die Ausgangsfrage hinsichtlich gegenwärtiger Entwicklungen und fragt alternativ: „Welche Technik schneidet uns nicht auf Bestimmtes zu?“
English Translation: Bernhard H. Bayerlein: The Comintern and the Weimar Republic (1919-1933). New World Order Concepts and their Transformation (1919-1933). In: Andrea Braune, Michael Dreyer (eds.): Weimar and the New World Order. Politics, Economics, International Law after 1918, Stuttgart, Franz Steiner Verlag, 2020, pp. 165-191 Structure of the chapter 1 Comintern and Weimar Republic. 2 World revolution, conceptions of world order and transitory concepts – Changes and transitions 1918-1933. 3 1933 and its consequences: Perspectives.