Kommunikative Geschlechterunterschiede aus evolutionärer Perspektive (original) (raw)

Auch wenn die meisten Geschlechterunterschiede beim Menschen als vergleichsweise gering einzuschätzen sind, erfreuen sich Debatten zu diesem Thema großen Interesses. Dies schließt Diskussionen über die Ursachen von Geschlechterunterschieden ein, wobei die Positionen oft von biologistisch bis maximal kulturistisch schwanken. Die evidenzbasierte Forschung hat nun nicht nur zeigen können, dass die meisten Geschlechterunterschiede eher gering sind, sondern auch, dass diese nicht einfach nur als Ergebnis kultureller Faktoren erklärt werden können, u. a. da einerseits klare biologische Korrelate existieren und andererseits viele spezifische evolutionäre Vorhersagen bezogen auf Geschlechterunterschiede empirisch belegt sind. Gleichwohl müssen Geschlechterunterschiede am ehesten als das Ergebnis einer Natur-x-Kultur-Interaktion verstanden werden; d. h. dass Geschlechterunterschiede im Sinne evolutionärer Strukturvorgabe existieren, aber durch Umweltfaktoren moderiert werden. Das bedeutet aber auch, dass es lohnend erscheint, zunächst die evolutionär gemachten Vorhersagen in Bezug auf Geschlechterunterschiede einer empirischen Prüfung zu unterziehen, wobei gleichzeitig mitgedacht werden muss, dass diese durch kulturelle Faktoren mitbeeinflusst werden. Der vorliegende Beitrag verfolgt einen solchen Ansatz und wählt als Gegenstandsbereich die menschliche Kommunikation in verschiedenen Ausprägungen mit einem Schwerpunkt auf Sprache und Literatur.