”Jugoslawen” in der Schweiz. Soziale, kulturelle und ethnische Herkunft, Integrationsprobleme, in: Schweizerische Ärztezeitung 81, 2000, Nr. 47, S. 2647–2651. (original) (raw)

Schweizerische Ärztezeitung / Bulletin des médecins suisses / Bollettino dei medici svizzeri •2000;81: Nr 47 2647 Editores Medicorum Helveticorum Die ersten jugoslawischen Fremdarbeiter kamen in den sechziger Jahren in die Schweiz. Ihre Zahl blieb aber zunächst gering. 1970 waren 54 % aller Ausländer Italiener, 11,2 % Spanier, 11% Deutsche, 5,2 % Franzosen, 4,1% Österreicher und nur 2,3 % Jugoslawen (knapp 25 000 Personen). Diese gehörten vorwiegend «höheren Berufskategorien» an. Rund die Hälfte waren Akademiker oder andere Angehörige intellektueller Berufe. In den Spitälern arbeiteten neben Ärzten zahlreiche Krankenschwestern, Pflegerinnen und Pfleger. Ungelernte Arbeitskräfte aus Jugoslawien fanden damals in der Schweiz kaum Beschäftigung, da diese Posten bereits durch Italiener besetzt waren. Die Arbeitgeber, so konnte man in der Zeitung lesen, waren zufrieden mit den Leistungen und dem Verhalten der Jugoslawen. 1 Diese ersten Fremdarbeiter aus Jugoslawien stammten vor allem aus den nördlichen, stärker entwickelten Landesteilen, insbesondere aus Kroatien. Die Schweizer Volkszählungen unterschieden die Jugoslawen zwar nicht nach nationaler Herkunft. Aus den Angaben über Religionszugehörigkeit und Muttersprache kann man dennoch bis zu einem gewissen Grad Rückschlüsse auf die Nationalität ziehen. 1970 waren von den 24 971 Personen mit jugoslawischer Staatsbürgerschaft 14143 römisch-katholisch (56 %), also mit grösster Wahrscheinlichkeit Kroaten und Slowenen. Sie kamen aus einer Gegend, deren Kultur mitteleuropäisch geprägt ist. 6897 Personen waren orthodoxe Christen, also Serben, Makedonier, Montenegriner und damit Menschen, deren Heimat jahrhundertelang unter osmanischer Herrschaft gestanden hatte. 1094 Personen waren Muslime, die meisten wohl Slawen, das sieht man an der Kategorie «Hauptsprache». Nur 10,7 % waren Kinder unter 15 Jahren. 2