Lengauer, E. 2007. Analytische Rechtsethik als säkular-naturalistisches Plädoyer für Embryonenforschung. In: Dethloff, Klaus / Weiberg, Anja (Hg.) Humanismus und ethischer Pluralismus. Wien / Berlin, Parerga Verlag. (original) (raw)
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online, 2011
David Hume war kein Bioethiker, wohl aber ein Ethiker bzw. Moralphilosoph. Dennoch kann man zeigen, dass seine Philosophie in der Medizinethik und generell in der Angewandten Ethik konstruktiv ist. Der Artikel ist ein Versuch, Hume als Bioethiker zu rekonstruieren. Bei Hume sind seine Art zu philosophieren und seine Biografie miteinander verwandt. Er gilt oft als Skeptiker. In seiner Ethik ist der Vernunftbegriff wichtig, der Begriff des moralischen Gefühls, das Humesche Gesetz, seine Konzeption von Universalität moralischer Geltung, sein Kulturalismus und seine Konzeption menschlicher Würde. Diese Elemente machen Hume methodisch, systematisch und historisch bedeutsam in der Bioethik. Dementsprechend hat David Wiggins seinem Ansatz ein eigenes Themenheft im Jornal of Medicine and Philosophy gewidmet.
Es begann im Jahr 1959 -zumindest nahm es in ihm mit der Veröffentlichung der Dissertation des Jubilars 1 seinen literarischen Beginn. 1959 -das war auch ein nicht ganz gewöhnliches Jahr der deutschen Geschichte. 10 Jahre nach der Gründung der beiden ‚Deutschländer' und der Verabschiedung der mit den beiden Staaten verbundenen Verfassungen trat in Genf eine Konferenz zusammen, die einen abschließenden Friedensvertrag und eine Annäherung der seit 1949 existierenden zwei deutschen Staaten zum Ziel hatte. Letztendlich aber scheiterten die Verhandlungen an den unterschiedlichen Interessen der vier Siegermächte. Auch die Konferenz von 1959 konnte die Spaltung der Welt in einen West-und einen Ostblock nicht verhindern. Eine weitere Annäherung der beiden deutschen Staaten an die über sie herrschenden Siegermächte konnte nicht mehr verhindert werden. In der Bundesrepublik Deutschland erlebte so die zunehmende Westorientierung mit dem ersten Besuch eines amerikanischen Präsidenten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs einen weiteren Höhepunkt. War mit der Genfer Konferenz und dem Besuch Dwight D. Eisenhowers der Blick auf die in Zukunft dauerhaft geteilten Staaten gerichtet, so rückte die eigene Vergangenheit zunehmend in den Fokus der deutschen Öffentlichkeit. Schon seit Mitte der 50er Jahre wurde in der deutschen Romanliteratur die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und dem Übergang vom Faschismus zur Demokratie thematisiert. Einen Höhepunkt erlebte diese mit drei 1959 veröffentlichen Romanen. Sie trugen wesentlich zu der Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und der in Deutschland noch immer nicht in Gänze thematisierten Schuldfrage bei: Günter Grass' Die Blechtrommel, Heinrich Bölls Billard um halbzehn und Uwe Johnsons Mutmaßungen über Jakob. Grass und Böll entstammten dem Schriftstellerkreis Gruppe 47, die sich als lose Vereinigung rund um Hans Werner Richter geschart hatte. An den Schriften dieser Gruppe schieden 1 Hans Jochen Boecker grüße ich mit meinem Beitrag besonders herzlich zu seinem 80. Geburtstag. Ich habe in ihm seit meinem Stellenantritt an der Bergischen Universität Wuppertal im Jahr 2004 einen zuverlässigen, liebenswürdigen und jederzeit freundlichen Kollegen kennengelernt, dem ich viel zu verdanken habe. Ich hoffe, ihm mit meinem Beitrag zu und der Arbeit an dieser Festschrift eine Freude zu bereiten.
Achatz, O'Malley, Kunzmann (2012) Der Stand der ethischen Diskussionen um Synthetische Biologie.
Synthetic Biology: Is a New Kind of Biologigcal Engineering Emerging? /Synthetische Biologie: Entwicklung einer neuen Ingenieurbiologie, 2012
English Abstract: "Current status of ethical discussions surrounding synthetic biology" (chapter 7; Johannes Achatz, Martin O’Malley, Peter Kunzmann) In their contribution, Johannes Achatz, Martin O’Malley and Peter Kunzmann describe the areas of ongoing conflict in synthetic biology that are worthy of concrete ethical consideration. So just what is new in terms of the ethical challenges facing synthetic biology? Firstly, an epistemic interest in the function and standardising of biological components and systems, whose ultimate goal is to duplicate and redesign any step that further propels synthetic biology in the direction of engineering science, as well as to integrate other ancillary sciences ranging from computer science to medicine. It follows that any creation of new forms of life and new applications, if successful, would no longer be subject to concrete gene technology regulations. Governments have assumed a hopeful wait-and-see stance in this regard, but are also monitoring developments in the field of synthetic biology, as in the case in Germany with its Central Committee on Biological Safety of the Federal Office of Consumer Protection and Food Safety. Secondly, the open nature of synthetic biology and numerous laypersons conducting research in private are indeed remarkable innovations. Both represent opportunities for free and transparent science endeavours, but also entail the risk of abuse. The opportunities and risks associated with these new technologies include issues of biosafety, biosecurity, and maintaining equitable access to new scientific knowledge and related economic benefits. Thirdly, the two intuitive approaches of “bioconservatism” and “bioliberalism” can be distinguished as the most extreme positions. In the context of the ongoing transformation of bioscience into synthetic biology, there are factions that either reject such developments outright or that embrace them with open arms, with the standpoints of the various interest groups falling within these two poles. Both are incompatible positions. Nevertheless, they remain the core elements of any assessment of philosophical concept- of-life questions and endeavours to ensure the equitable distribution of both the benefits and disadvantages of synthetic biology; they are also the key points for discussions on such issues as the patentability of forms of life. Fourthly, the descriptions and assessments of synthetic biology are still in the framing stage, with the various actors determined to gain interpretational sovereignty over this new research field. The same points cited above in “Thirdly” are also the focus of the necessary social process of delineating a framework for this new research and application area of synthetic biology. In order to properly face the ethical challenges posed in these early stages of synthetic biology, it is recommended that all the different interest groups be taken into account and that a minimum of transparency be established, which will give both opponents and supporters an exact picture of the actual state of research. It is also recommended that the standpoints of the involved interest groups be fully documented, for instance through suitable discursive measures, before agreeing to any restrictive regulations for synthetic biology. In this way it can be ensured that the promising prospects of synthetic biology are implemented safely and that the related advantages and disadvantages are well understood by the general public."
Bioethik als Kampf der Rationalitäten. Rez: Häyry (2010)
2013
Matti Häyrys Studie "Rationality and the Genetic Challenge" deutet die bioethische Debatte um neuartige Herausforderungen der Humangenetik als Aufeinandertreffen unversöhnlicher Rationalitäten. Während sein Versuch der Verteidigungen eines bioethischen Pluralismus dabei unterbestimmt bleibt, schafft er eine solide und methodenbewusste Einführung in die gegenwärtige Bioethik.
Soziologische Revue
Wie der Titel bereits nahelegt, handelt es sich bei dieser Schrift um eine vornehmlich rechtswissenschaftliche Studie, die zugleich eine Intervention ist. Doris Liebschers Ausgangspunkt ist die Kontroverse um den Begriff der Rasse im deutschen Grundgesetz und die Frage, wie ein Antidiskriminierungsrecht aussehen müsste, das sich der Reifikationsproblematik entzieht, d. h. nicht seinerseits auf rassialisierenden Konstruktionen beruht. Es geht also um Fragen wie die, ob das Recht colorblind sein soll und dadurch womöglich auch blind für Rassismen, oder ob es Gruppenzugehörigkeiten als Kategorien führen soll, und damit riskieren, dass Differenzen essentialisiert werden. Liebschers Buch ist mithin ein Beitrag zur "rassismuskritischen Rechtswissenschaft"so der Titel des ersten Kapitels, in dem sie auch nachzeichnet, dass die Anfänge dieser Debatte auf die Critical Legal Studies zurückdatieren, von denen dann die Critical Race Studies nicht nur ihren Namen geborgt haben. Oder wie der Intersektionalitätsansatz aus einer kritischen Auseinandersetzung mit der USamerikanischen Rechtssprechung in Antidiskriminierungsklagen entstanden ist. Ihr geht es indes nicht nur um Genealogien und die Darlegung des Stands der rechtswissenschaftlichen Debatte: Vielmehr unterstreicht sie die zentrale Rolle gesellschafts-und sozialtheoretischer Überlegungen für die Fragestellung und zwar auf mehreren Ebenen. Bevor sie sich im Hauptteil mit unterschiedlichen Typen von Rechtstexten befasst (Gesetzestexte, Protokolle von Gremien, in denen diese Gesetzestexte formuliert wurden, Urteilstexte und Kommentarliteratur), rekapituliert sie nahezu den gesamten Forschungsstand der kritischen Rassismustheorie seit W.E.B. Dubois entlang zentraler Begriffe und Problemstellungen. Herausgearbeitet werden neben Wirkungen und Funktionen des Rassismus auch seine räumlich-historischen
Die gesellschaftlichen Herausforderungen der Biowissenschaften und die ethischen Probleme der Medizin haben eine globale Dimension. In transnationalen Diskursen erfüllt die Bioethik die Aufgabe, kulturübergreifende Klärungsprozesse zu unterstützen und sie richtungweisend anzuleiten. Sie steht dabei im Dilemma zwischen Anerkennung und Kritikfähigkeit. Einerseits muss sie, um Gespräche überhaupt führen zu können, Raum für Respekt für die jeweils eigenen moralischen Vorstellungen und die dahinter stehenden Kultur-und Erfahrungstraditionen schaffen. Andererseits muss sie in einem allgemeinen Interesse sprechen, und sie darf ihre Kritikfähigkeit gegenüber Ausbeutung, Ausgrenzung und Unterdrückung und der entsprechenden Legitimierungen nicht verlieren, unabhängig davon, wo sie stattfinden. Ein Weg aus diesem Dilemma führt über die Differenzierung zwischen verschiedenen Bedeutungsebenen der Universalität ethischer Aussagen. Universalistische Fehlschlüsse drohen, wenn die Ebenen verwechselt werden. Es werden zwei Formen universalistischer Fehlschlüsse identifiziert: (1.) die Verwechslung zwischen Universalität als Geltungsforderung für alle und Universalisierbarkeit als Unparteilichkeitsforderung an einen selbst; (2.) die Verabsolutierung der Unparteilichkeit und das Ignorieren der besonderen Verpflichtungen, die aus besonderen Beziehungen zu bestimmten Menschen entstehen. Es wird ein Weg aus dem Dilemma skizziert. Der Vorschlag knüpft bei der Idee der Wiederholbarkeit grundlegender moralischer Erfahrungen (Reiteration) an, wie sie Michael Walzer in der politischen Philosophie vorgeschlagen hat.
Der moralische Status von Embryonen -internalistisch begründet
Wie bestimmt man den "moralischen Status" von Embryonen?, 2004
Der erste Teil des Aufsatzes (1-3) ist kritisch. In ihm werden insbesondere Begründungsdefizite der heute dominierenden wohlfahrtsethischen Theorien zum moralischen Status von Embryonen herausgearbeitet (3): Mit dem primären Rekurs auf die (dezisionalen) Präferenzen der Benefiziare lassen sich die gewünschten moralischen Positionen nicht kohärent begründen. Der zweite Teil des Aufsatzes (4-6) ist konstruktiv. (4) Zunächst wird eine internalistische Konzeption der Moralbegründung vorgestellt, nach der von den universalistischen Motiven der moralischen Subjekte ausgegangen werden muß. (5) Auf der Basis einer Analyse solcher Motive, insbesondere der Empathie und der Achtung, (6) wird schließlich der-äußerst schwache-moralische Status von Embryonen und der-sehr viel stärkerevon empfindungsfähigen Föten begründet.