[German Urological Associations under National Socialism] (original) (raw)
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[Research perspectives on the history of urology in Germany, 1933-1945]
Der Urologe. Ausg. A, 2010
Between 1933 and 1945, German medical practitioners were easily persuaded to align themselves with Nazi ideology. Jewish urologists were forced out of academia, editorial boards of medical journals and medical practice. Like most German physicians, urologists quickly accepted their new role as caretakers of public health instead of individual patients' wellbeing. The specialty of urology profited from this collaboration with Nazi policies as it gained further independence.
Geburtshilfe und Frauenheilkunde
GebFra Supplement 4 Das geht hervor aus den der zweiten Auflage hinzugefügten Vorbemerkungen des Herausgebers zu den Reden, die in der Zeit zwischen 1933 und 1945 bei der Eröffnung der Kongresse gehalten worden sind: "Die Eröffnungsansprachen der Präsidenten, die im ‚Dritten Reich' der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie vorstanden, enthalten Passagen mit eindeutig politischem Inhalt. Diese Passagen haben mit dem ärztlichen Fach nichts oder nur wenig zu tun. Sie deshalb wegzulassen, wie es dem streng fachlich orientierten Konzept des Herausgebers zunächst gemäßer zu sein schien, wurde von einigen jedoch so verstanden, als werde beabsichtigt, die damaligen Wortführerund nicht nur sievon ihrer politischen Mitverantwortung für das Geschehen in diesen Jahren reinzuwaschen. Deshalb wurde in Übereinstimmung mit dem gegenwärtig verantwortlichen Vorstand der Gesellschaft beschlossen, die in diesem Kapitel abgedruckten Eröffnungsreden in vollem Wortlaut wiederzugeben, also nichts auszulassen, selbst wenn wir heute den Jargon dieser Zeit kaum mehr meinen ertragen zu können.": Ludwig (Hrsg.
Die Lungenheilkunde und ihre Institutionen im Nationalsozialismus
Pneumologie, 2018
ZusammenfassungAls die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, vollzog sich in der damaligen Gesundheitspolitik ein kompletter Paradigmenwechsel unter dem Grundsatz „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“. In den ersten Jahren gab es eine intensive Diskussion darüber, ob die Tuberkulose (TB) mehr durch Erbanlagen oder durch Infektionen verursacht wird. Schließlich wurden die Argumente von führenden TB-Spezialisten akzeptiert, dass TB überwiegend eine Infektionskrankheit ist. Im Jahr 1939, dem Jahr, in dem Deutschland den Zweiten Weltkrieg begann, war die TB-Mortalität auf dem niedrigsten Stand, nur wenige Länder hatten niedrigere Raten. Die TB-Mortalität nahm während des Krieges in allen Bereichen zu, sowohl in der zivilen Bevölkerung als auch in der Wehrmacht sowie bei Kriegsgefangenen, ausländischen Zwangsarbeitern und in den Konzentrationslagern. Arbeitsunfähige TB-Kranke galten als biologischer und sozialer „Ballast“. Sie waren für die „Volksgemeinschaft“ wertlos und mussten sozial...
in den zurückliegenden Jahren bin ich regelmäßig von medizinischen Fachgesellschaften eingeladen worden, die die NS-Vergangenheit ihrer Gesellschaft und ihrer Fachrichtung hatten erforschen lassen. Stets war ich – so wie heute-aufgefordert, dazu Stellung zu beziehen. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich empfinde das nicht als lästig, sondern als eine Wertschätzung, und komme diese Einladungen gerne nach. Und so danke ich auch Ihnen, sehr geehrter Herr Prof. Rabe, stellvertretend für die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, dass ich heute Abend hier sprechen darf. Vermutlich geht es uns allen so: Diese Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit der eigenen medizinischen Fachrichtung ist von einer tiefen Ambivalenz gekennzeichnet. Einerseits ist da ein gewisses Gefühl der Erleichterung, vielleicht sogar Befriedigung, dass sich die eigene Fachgesellschaft endlich ihrer Vergangenheit stellt. Ich empfinde diese Aufarbeitung auch als ermutigend für die Zukunft. Denn sie impliziert ein moralisches Verständnis unseres Arztberufes, das im Nationalsozialismus von vielen Ärzten ignoriert wurde. Andererseits ist diese Aufarbeitung in zweierlei Hinsicht sehr schmerzhaft: Erstens: Sie kommt viel zu spät. Zweitens: Sie konfrontiert uns mit Menschenversuchen-an Erwachsenen und auch an Kindern-die in Wahrheit nichts anderes als Folter und letztlich Mord waren. Das Ganze dann noch unter dem Deckmäntelchen der Wissenschaft – allein bei der Lektüre über diese Verbrechen wird einem entweder kalt oder speiübel oder beides. In dem von Ihnen jetzt herausgegebenen Buch " Die Lungenheilkunde im Nationalsozialismus " werden diese Versuche zu Recht als " moralisch entgrenzte Forschungen " bewertet. Die neue Studie, die ebenfalls diese ambivalenten Gefühle auslöst, bietet einen besonders interessanten Zugang zum Thema Medizin im Nationalsozialismus: Zum einen wird aufgezeigt, wie eine Krankheit, nämlich Tuberkulose, genutzt wurde, um die NS-Ideologie zu transportieren bzw. wie die Verbreitung der Krankheit quasi als Beleg für die Rassentheorie und Vererbungslehre der Nazis herangezogen wurde.