Offene und geschlossene Rollen (original) (raw)

Offen, verantwortlich und verantwortlich offen

TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, 2017

Sowohl Open Science als auch Responsible Research and Innovation (RRI) zielen auf tiefgreifende Transformationen im Innovationssystem durch eine stärkere Öffnung von Forschung und Entwicklung für gesellschaftliche Akteure. Trotz dieser grundsätzlichen Nähe beider Konzepte wurde ihr Verhältnis bisher nicht eingehend analysiert. Dieser Beitrag möchte einen ersten Ansatz bieten, die Ähnlichkeiten und Unterschiede von RRI und Open Science hinsichtlich des diskursiven Ursprungs der beiden Metakonzepte, ihrer jeweiligen Herausforderungen und Ziele sowie ihrer Akteure und der Rolle der Gesellschaft zu diskutieren. Darauf aufbauend werden Implikationen und Potenziale einer konzeptionellen Integration aufgezeigt. Der Artikel schließt mit einem Ausblick auf mögliche Ansätze einer Integration.

Öffnung - Schließung - Übertritte

2021

Diese festzustellende Konzentration der Darstellungen auf die Materialität der Körper(bilder) 11 ist nicht auf jene Texte beschränkt, die unter der genannten Etikettierung firmieren, wenn diesen auch eine gewisse Vorbildund zugleich auf Basis ihrer Popularität Katalysatorfunktion sicherlich nicht abzusprechen ist. Zu denken ist in diesem Kontext z.B. an Clemens J. Setz' Hauptfigur Natalie aus Die Stunde zwischen Frau und Gitarre (2017), die in Roches Helen ein unverkennbares literarisches Vorbild hatte, das Spektrum von Körperöffnung,-schließung und-übertritt aber weiter variiert, ausdifferenziert und entgrenzt; an den Gedichtzyklus bläuliche sphinx (metall) von Ulrike Draesner aus dem Jahr 2001, innerhalb dessen »[n]icht der Geist, sondern der Körper des Menschen […] als Schnittstelle von Innen und Außen« 12 fungiert; oder an Kehlmanns Tyll (2017), dessen Konzeption der Titelfigur mit der Tradition des grotesken, über sich hinauswachsenden, alle Grenzen sprengenden Körperbildes Bachtin'scher Klassifizierung spielt, 13 um nur einige wenige Beispiele zu nennen, die jedoch zugleich die Breite der Verhandlungen zeigen. 14 Diese Tendenz gegenwärtigen Schreibens wurde in Anlehnung an die Studie von Krüger-Fürhoff 15 von der Forschung vielfach unter dem Stichwort ›Versehrung‹ (Verletzungen, Krankheiten, Verwundungen, Beeinträchtigungen) und/oder im Zusammenhang mit ›Gedächtnis/Erinnerung‹ in den Blick genommen und kommentiert. Der als versehrt bestimmte Körper erweise sich, so Karpenstein-Eßbach, als eine »Spezifikation ausgezeichneter Zugänge zum Realen« und verfüge zudem über ein hohes Maß an Individualität, da dessen Versehrungen als »Spuren persönlicher Geschichten« dienten. 16 Diese Verbindung mit je unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen zeigen u.a. 11 Mit ›Körperbilder‹ wurde hier das diskursiv geläufigste und zugleich allgemeinste Hyperonym gewählt, das stellvertretend auch die Inszenierung, Konstruktion und Dekonstruktion im Rahmen der Narrativierung von Körper(n) und Körperlichkeit fasst. 12 L. Herrmann/S. Horstkotte: Gegenwartsliteratur, S. 116. 13 Vgl. T. Nitschmann: Theater der Versehrten, S. 463. 14 Über die den Beiträgen zugrundeliegende Fokussierung hinaus leistet der vorliegende Band einen weiteren Beitrag zur genreübergreifenden Erforschung der Gegenwartsliteratur, indem er ein breites Spektrum zeitgenössischen Schreibens bezogen auf ›Kör-per‹ zeigt. So verhandelt I. Meinen die Großgattung Drama, T. Rouget zeitgenössische Lyrik, I. Breuer einen Ausstellungskatalog, N. Glasenapp und I. Nover befassen sich mit (vermeintlichen) Autobiografien, S. Bernhardt und D. Weinbach mit historischen Romanen und C. Ansari widmet sich exemplarischen Texten der Kinder-und Jugendliteratur. 15 I.M. Krüger-Fürhoff: Der versehrte Körper.

Offen und vernetzt für alle

2021

Das Buch versammelt die Beiträge der ersten Open-Access-Roadshow Schleswig-Holstein, die vom 11. bis 14. November 2019 in Kiel, Flensburg und Lübeck stattgefunden hat. Auf der interdisziplinären Veranstaltung wurden zentrale Themen rund um Open Access und Open Science beleuchtet, angefangen bei den politischen Rahmenbedingungen und notwendigen Weichenstellungen im universitären Publikationsbetrieb über Erfolge und Herausforderungen bei der Open-Access-Transformation in Schleswig-Holstein, Hamburg und Brandenburg bis hin zu digitalen Angeboten im Bereich der Lehre und Bildung, die Open Educational Resources (OER). Was Open Access für Verlage bedeutet, wird ebenso berücksichtigt wie die Themen Predatory Publishing, DEAL, Plan S und vieles mehr. Die Beiträge geben einen Überblick über den aktuellen Stand von Open Access und zeigen auf, wie ein künftiger nachhaltiger Kulturwandel hin zu mehr Offenheit in Wissenschaft und Forschung gelingen könnte.

Offene Erzählungen

Offene Erzählungen, 2013

Ulrich Schödlbauer Offene Erzählungen 1. Goethe, auf dem Totenbett sein »von hier und heute geht eine neue Epoche der Welt geschichte aus« 1 murmelnd, wäre keine komische, sondern eine melancholische Fi gur. Nebenbei hätte er damit eine Bemerkung kommentiert, die in den Archivtexten der Wanderjahre zu lesen steht: »Unbedingte Tätigkeit, von welcher Art sie sei, macht zuletzt bankrott.« 2 Der Bankrott einer Epoche ist bekanntlich die Geburtsstunde einer neuen. Nein, er war kein moderner Autor, dieser alte, beinahe zu alte Mann, dessen bis zum Abwinken spannungslose Bücher jeden Ramschtisch geziert hätten, wenn es dergleichen für Bücher damals gegeben hätte. Der Scherz, den er sich in den Wander jahren erlaubte, an die Stelle des ruhigen, ›behutsamen‹, dabei zügig voranschreiten den und seinen Gegenstand ›entwickelnden‹ Erzählens, das er in den Roman einge führt hatte, das »Geschlinge« zu setzen, die scheherazadehafte Reihung, das ostenta tive Desinteresse am linearen Erzählen, konnte und sollte nicht gut bei Zeitgenossen ankommen, deren Ideen ihm zuwider waren und die sie prompt bei ihm vermissten. Diese Ideen wären vielleicht vergessen worden, hätten sie nicht ›Geschichte gemacht‹ und sich so den Anspruch erworben, in ihrer Epoche studiert zu werden. Der Roman cier hingegen macht keine Geschichte, er macht Geschichten, wie die des alten Man nes beweist, der, ohne einen Fuß außer Landes zu setzen, zum Emigranten wird und damit die nachmals berühmte Figur des inneren Exils in die Luft zeichnet -wo sie noch heute steht, allem Hohn zum Trotz, als Merkzeichen der ›Persönlichkeit‹, die ge wiss bessere Tage gesehen hat, aber vielleicht keine aufgeklärteren. Die Aufklärung kommt, wie man weiß, immer von außen, selten in Form von Lektü re, jedenfalls nicht allein, gleichwohl: kundig machen muss man sich wohl. Das wird sich Scheherazades nicht gut beleumundeter Ehemann auch gedacht haben, der sich in den Konsequenzen der Einsicht so furchtbar verirrte, dass Morgen-wie Abendland ihm die mächtigste Sammlung von Geschichten verdankt, die je der sogenannten Phantasie der Romanschreiber aufgeholfen hat und die vielleicht noch immer eine 1 Johann Wolfgang von Goethe, Campagne in Frankreich, Werke Bd. 10, S. 235. 2 Ders., Wilhelm Meisters Wanderjahre, Werke Bd. 8, S. 286.

Rollen und Personen

Organisationsentwicklung, 2019

Sowohl Rollen als auch Personen sind zentrale Formen der Erwartungsbildung, über die sich der Unterschied von Grup pen und Organisationen verstehen lässt. Während Gruppen stark auf der Erwartungsbildung über Personen basieren, ist in Organisationen besonders die Erwartungsbildung über Rollen zentral. Dieser Artikel zeigt auf, worin die Unter schiede zwischen Organisationen und Gruppen liegen und welche Konsequenzen für die Praxis sich daraus ergeben. Zum Unterschied von Rolle und Person Erst durch die Ausbildung von Erwartungen wird es möglich, sich angesichts der Komplexität der Umwelt überhaupt eini germaßen sicher zu orientieren. Neben Werten wie Frieden, Gerechtigkeit oder Nachhaltigkeit, die einer eher abstrakten Erwartungsbildung dienen, sowie Programmen, die personen unabhängig Kriterien für richtiges oder falsches Verhalten aus bilden, stellen Rollen und Personen zentrale Formen bei der Sicherung von Erwartungen dar (die beste Darstellung ist im mer noch Luhmann 1972, S. 84ff.; siehe aber auch Luhmann 1984, 429ff.). Weil Rollen und Personen als Formen der Erwar tungsbildung eine sehr unterschiedliche Bedeutung haben, lohnt es sich, diese in Hinblick auf ihre Funktion in Gruppen und Organisationen genauer anzusehen. Die unmittelbar einleuchtende Form über die Verhaltens erwartungen stabilisiert werden, ist die der Person. Wir wissen intuitiv, dass das, was wir mit einer Person erlebt haben, sich nicht ohne weiteres auf Erfahrungen mit anderen Personen übertragen lässt. Um Erwartungssicherheit in Bezug auf Per sonen entwickeln zu können, müssen wir sie in einer Reihe von Situationen erlebt haben, in der sie sich mit ihren Besonder heiten darstellen konnten. Die Erwartungsstabilisierung über Personenkenntnis spielt natürlich besonders bei Liebespaa ren, Familien und Gruppen eine wichtige Rolle, aber sie wirkt auch bei Organisationen. Man erkennt schnell, dass sich Per sonen in gleicher Position ganz unterschiedlich verhalten, und die Kenntnis dieser Personen ermöglicht, genauer zu wissen, was man von ihnen erwarten kann (vgl. Luhmann 1972, S. 85). Die zweite Form der Stabilisierung von Verhaltenserwartun gen ist die Rolle. Unter einer Rolle versteht man ein «Bündel von Erwartungen», die sich an das Verhalten der Träger von Positionen knüpfen (Dahrendorf 1965, S. 26). Es geht also um Erwartungen, die «ein Mensch ausführen kann», die «aber nicht auf bestimmte Menschen festgelegt sind», sondern durch «ver schiedene, möglicherweise wechselnde Rollenträger» wahr genommen werden (Luhmann 1972, S. 86f.). Hier wird von Erwartungen gegenüber Einzelpersonen abstrahiert. Man er wartet von einem Polizisten, dass er -jedenfalls in einer De mokratie -zur Hilfe eilt, wenn man von einem Kriminellen bedroht wird. Welcher Polizist das ist, ist für die Erwartungs bildung irrelevant. Erwartungen sind in diesem Fall nicht an idiosynkratische Personen, sondern an generalisierte Rollen geknüpft, die aus einem stets gleichbleibenden Bündel von Er wartungen bestehen. Welche unterschiedlichen Rollen und Personen als zentrale Formen der Erwartungsstabilisierung finden sich nun in Orga nisationen, respektive Gruppen (siehe dazu auch ausführlich Kühl 2015)?

Räume eröffnen und gemeinsames Wagen im Offenen Dialog

Sozial Extra

ZusammenfassungDer Offene Dialog definiert eine moderne sozialpsychiatrische Arbeitsweise, in dem der Genesungsprozess der Betroffenen und ihrer Netzwerke kollaborativ gefördert wird. Dies wird im Kern durch professionell moderierte Netzwerkgespräche erreicht. Dabei lassen sich Moderator_innen, Betroffene und Angehörige miteinander auf einen gemeinsamen Prozess ein, der auf allen Seiten zu Begegnungsmomenten und emotionalem Berührtsein führt und so zu tragfähigen Entwicklungen, Veränderungen und Lösungen für alle Beteiligten beiträgt.

Offspaces als Gegenöffentlichkeit

Koi_Pond. Ausstellungskatalog, 2021

Ausgehend vom Begriff der Gegenöffentlichkeit nach Martin Büsser sucht der Essay das kritische Potenzial des sogenannten Offspaces als emanzipatorischen Gegenläufer zum mainstreaming musealer Institutionen darzulegen. Nach einer historischen Einordnung und dem Vorschlag einer Lesart des Offspaces, die seine begriffliche Unschärfe als Möglichkeit seines Andersseins begreift, widmet sich der Text der Repräsentation von Marginalisierung und Nischenphänomenen, die trotz der Etablierung von Begriffen wie etwa "diversity" und "Intersektionalität" im Diskurs öffentlicher Einrichtungen selten Sichtbarkeit erfahren. Bitte wie folgt zitieren: Rado, Naomi: Offspaces als Gegenöffentlichkeit. Raumgestaltung als Grundlage der Organisation von Kultur und Gesellschaft, in: Koi_Pond. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung kuratiert von KVTV, Frankfurt 2021.