Auch der Teufel baut nur mit dem, was er findet. Lehm und Sand im östlichen Raetischen Limes? In: P. Henrich/Ch. Miks/J. Obmann/M. Wieland (Hrsg.), NON SOLUM … SED ETIAM. Festschrift für Thomas Fischer zum 65. Geburtstag (Rahden/Westf. 2015) 407–414 (original) (raw)

Lehm und Sand im östlichen Raetischen Limes? "Aber die Uebrigen (Anrainer des Raetischen Limes), die weiser und sachkundiger sein wollen, theilen, wenn man sie vertraulich befragt, den Grund mit. Nach ihrer Angabe hat einst der Teufel von dem guten Gott einen Antheil des Erdballs für sich verlangt, und Gott hat ihm auch soviel zugestanden, als er, ehe der Hahn krähete, mit einer Mauer zu umfangen im Stande sein würde. Hierauf hat der Teufel ohne Zaudern Hand an das Werk gelegt, und eine Mauer, die rund um die Erde lauft, errichtet. Bevor er aber den letzten Stein an diese Mauer legte, hat der Hahn gekrähet, und er also auf die Besitznahme des erhofften Antheils verzicht thun müssen. Dieser Unfall hat ihn ganz in Wuth gebracht; er packte die Mauer an, und zerstörte sie. Ihre Reste machen die sogenannte Teufelsmauer aus" 1 . So berichtet der Gelbelseer Pfarrer F. A. Mayer vor bald 200 Jahren über des Volkes Erklärung zu der durch Süddeutschland ziehende Mauer, dem Limes. Auch wenn wir jetzt sicher sind, dass der Teufel beim Bau der Raetischen Mauer als dem heute wirkmächtigsten Teil des Limes in Süddeutschland seine Finger nicht im Spiel gehabt hat, kann man -unabhängig von der Datierung der Mauer und den politischen Zusammenhängen ihrer Errichtung 2 -die Frage stellen, wie diese scheinbar ewig lange Mauer gebaut wurde. Auf einer Länge von insgesamt etwa 180 km 3 zog sie sich vom Rotenbachtal nordöstlich Schwäbisch Gmünd-Schirenhof 4 , dem Punkt der wahrscheinlichen Provinzgrenze zu Obergermanien, erst in mehr oder weniger ostnordöstlicher Richtung bis nördlich des Hesselbergs und von dort in ostsüdöstlicher Richtung weiter