Angst und Depressivität in der über 60-jährigen Allgemeinbevölkerung (original) (raw)

Grundproblematik und Fragestellung: Angst und Depressivität führen zu einer hohen Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Untersucht wurden Häufigkeit und Ausmaß auffälliger Angst-und Depressionssymptome in der älteren Allgemeinbevölkerung. Probanden und Methodik: In einer zufällig gezogenen Stichprobe über 60-Jähriger aus der Allgemeinbevölkerung (n = 622; Durchschnittsalter 69,55 Jahre; 56,1% Frauen), wurde mittels der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) die Häufigkeit von Angst und Depressivität untersucht. Ergebnisse: Auffällige Werte für Angst wiesen 7,6%, auffällige Werte für Depressivität 27,5% der Untersuchten auf. 31,7% der über 60-Jährigen zeigen einen auffälligen HADS-Gesamtwert als Maß für allgemeinen psychischen Distress. Selbsteingeschätzte Angst und Depressivität waren hoch miteinander korreliert (r = 0,69). Die Häufigkeit von Angst und Depressivität war bei Frauen geringgradig höher als bei Männern. Ein signifikanter Einfluss des Geschlechts auf das Ausmaß von Angst und Depressivität bestand aber nicht. Dagegen fand sich ein signifikanter Alterseffekt für Depressivität, wobei mit zunehmendem Alter höhere Angst-und Depressivitätswerte beobachtet wurden. Angst und Depressivität korrelierten signifikant positiv mit Symptomen des Müdigkeitssyndroms (fatigue) und mit subjektiven Körperbeschwerden sowie signifikant negativ mit Merkmalen der Lebensqualität. Folgerungen: Die Ergebnisse verweisen darauf, dass bei unspezifischen Körperbeschwerden und allgemeiner Müdigkeit älterer Menschen nicht nur die alterskorrelierte Multimorbidität als Ursache in Betracht zu ziehen ist, sondern auch ein Screening für Angst und Depressivität durchgeführt werden sollte.