Rezension zu: Nadine Ritzer: Der Kalte Krieg in den Schweizer Schulen. Eine kulturgeschichtliche Analyse, Bern: hep 2015, 566 Seiten, ISBN 978-3-0355-0275-6, € 41,00 (D), in: H-Soz-u-Kult 04.04.2016, URL: http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-24125. (original) (raw)
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l~tztlich di~ Quadr~:ur des ~~reises ~nur diejenigen, die dieses Verantwortungsgefühl ohnehm verspurten, wurden sich schließlich freiwillig melden. Die früheren Kampagnen bauten auf der Annahme auf, dass die Menschen die Notwendigk 't des Zivilsc?utzes zwar verstanden, aber einen kleinen Schubs benötigten, um sich :~ melden. Die letzte Kampagne des Atomzeitalters wirkte eher wie ein unwillkommener kräftiger Stoß. Es war schwierig, die Grundwerte des Zivilschutzes in Worte zu fassen. Der anhaltende Zustrom von Freiwilligen beweist, dass bei vielen Menschen der Wunsch vorhanden war, sich für den Zivilschutz zu engagieren. Für diese Menschen -ganz gleich, ob es sich um patriotische "Kämpfer des Kalten Kriegs'~ Vetera-n~n, die Erinnerungen an den "Blitz" heraufbeschwören wollten, oder gelangweilte Emzelne handelte, die neue Fähigkeiten erlernen wollten -war das Civil Defence Corps ein Ort der Freizeitbetätigung, der gutnachbarschaftlichen Gemeinschaft und des pat~iotischen Einsatzes. Die Unsicherheit in Bezug auf die Verwendung der Themen Pflicht und Verantwortung zeigt jedoch, dass die Behörden sich niemals ganz von der Vorstellung der Selbstaufopferung in Kriegszeiten lösen konnten, dem der Zivilschutz seinen Ursprung verdankte. Die Realitäten im Großbritannien der f~n~zigerJah.re zeigten, dass solche Vor~tellungen nicht länger zur Anwerbung Freiwilhger fur em Massenengagement geeignet waren. Was die Anwerbungsbemühungen dennoch zu einem Erfolg werden ließ und weiterhin Freiwillige anlockte, selbst nachdem die Wasserstoffbombe viele andere von der Überflüssigkeit des Zivilschut-z~s ~berzeugt hatte, war die Vermittlung der Botschaft, dass das Engagement für den Zivilschutz zugleich eine ausgefüllte Freizeit und einen offiziell sanktionierten Ort patriotischer Mitwirkung bot.
Nuklearer Winter -emotionale Kälte Rüstungswettlauf, Psychologie und Kalter Krieg in den Achtzigerjahren »A good part of my life« -so schrieb der US-amerikanische Kardiologe und ehemalige Ko-Präsident der International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW) Bernard Lown 2008 in seinen Memoiren -»has been stalked by the threatening phantom of nuclear war.« 1 Zum Zeitpunkt der Gründung der IPPNW im Jahr 1980 habe er geglaubt, alle atomaren Horrorvorstellungen zu kennen, »but ›shock and awe‹ was about to overtake the lurid scenarios stored in my overwrought brain. In the winter of 1983, the terror was afforded a new dimension.« 2 Mit dieser neuen Dimension des atomaren Terrors war der nukleare Winter gemeint, also die Theorie, ein Atomkrieg würde zu einer vorübergehenden Verdunkelung und Abkühlung der Erdatmosphäre und als Folge dieser klimatischen Veränderung zu Hungersnöten und Massensterben führen. Der nukleare Winter -dies wird in Lowns Erinnerungen deutlich -verlieh der Verhinderung eines Atomkrieges, für die sich die IPPNW als transnational agierende Vereinigung von Friedens-Ärzten einsetzte, eine akute Dringlichkeit. 3 Das Szenario des nuklearen Winters, das 1983 von einer US-amerikanischen Forschergruppe um den bekannten Astronomen, Astrophysiker und Exobiologen Carl Sagan in zahlreichen wissenschaftlichen, aber auch populären Zeitschriften sowie im Rahmen internationaler Konferenzen publik gemacht wurde, basierte auf drei verschiedenen Erkenntnissträngen. Erstens hatten Vergleiche von Staubstürmen auf dem Mars und vulkanischen Eruptionen auf der Erde gezeigt, dass Staub-und Aschepartikel in der Atmosphäre zu einer bedeutenden Abkühlung eines Planeten führen konnten. Zweitens postulierte eine 1980 aufgestellte Hypothese, für das Aussterben der Dinosaurier sei eine Klimaveränderung verantwortlich gewesen, die durch eine gewaltige Kollision eines Asteroiden mit der Erde verursacht worden sei. Dies stützte die generelle Annahme, dass ein schwerer Klimawandel ein Massenaussterben erzeugen könne. Drittens behauptete eine 1982 veröffentlichte Theorie, von Nuklearexplosionen ausgelöste Feuerstürme könnten derart viel Rauch produzieren, dass das Sonnenlicht für eine gewisse Zeitspanne blockiert würde. Carl Sagan und seine Forscherkollegen, die gemeinsam als TTAPS-Gruppe bekannt wurden, kombinierten diese Theorien und Hypothesen und modellierten darauf aufbauend mit Hilfe von Computersimulation verschiediaphanes eTexT: Kijan Malte Espahangizi /