Völkerwanderungszeitliche Grabfunde mit künstlicher Schädeldeformation - Eine Bestandaufnahme österreichischer Befunde (original) (raw)

Nach aktuellem Stand (Februar 2015) gibt es in Österreich 52 durch Literatur belegte Individuen mit künstlich deformierten Schädeln aufgeteilt auf 25 Fundorte. Die Gräber können in die Zeit des 4. bis 6. Jh. n. Chr. datiert werden. Die vorliegende „Bestandaufnahme“ der österreichischen Befunde bemüht sich um eine klare Auflistung der vorhandenen Literatur, beginnend mit den frühesten Publikationen zum bereits im Jahr 1820 gefundenen ersten deformierten Schädel aus Feuersbrunn/Niederösterreich. Die Befunde werden in mehreren Fragestellungen, wie geographischer Verbreitung, der zeitlichen Einteilung, Geschlecht, dem biologischen Alter etc. analysiert. Die österreichischen Funde werden nach topographischen und zeitlichen Kriterien im mitteleuropäischen Kontext erfasst. Zur besseren Veranschaulichung wird die Verteilung der Befunde mit Schädeldeformation mit antiken Grenzräumen des 5. und 6. Jh. n. Chr. in Verbindung gesetzt. On actual status (February 2015) and referring to the cited literature there are 53 individuls with artificial cranial deformation known from 25 find points in Austria. The graves can be dated into the times of the 4th to 6th century CE. The following list of Austrian finds shall give a detailed collection of literature, beginning with the publications of the first deformed skull found in Feuersbrunn/Lower Austria in the year 1820. Based on several issues such as the geographical distribution, the temporal classification, gender, age, etc., the Austrian biological findings are analysed. To represent the Austrian deformed skulls in a larger context, considering other European findings is crucial. To illustrate the distribution of the findings with cranial deformation a link to the antique border areas of the 5th and 6th century AD is established.

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Körpermodifikationen als Embodiment von sozialer Identität und als sozio-kulturelle Ressource – Das Fallbeispiel der artifiziellen Schädeldeformationen in der skandinavischen Wikingerzeit; mit einem Beitrag zur Kraniometrie von V. Palmowski

Germania. Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, 2019

Artifizielle Schädeldeformationen als Embodiment einer bestimmten sozialen Identität sind in Europa traditionell mit dem Vordringen der Hunnen in der Völkerwanderungszeit assoziiert. Die Reevaluation von drei artifiziell deformierten Frauenschädel aus der späten Wikingerzeit von der schwedischen Insel Gotland sowie eine Reihe von parallelen Befunden aus Ost- und Südosteuropa weisen jedoch auf ein weitaus längeres Fortbestehen dieser Praktiken bis in das 11. Jahrhundert hin. Diese Befunde revidieren die bisherige Forschungsmeinung, dass die Praktik der Schädeldeformationen in Europa mit dem Ende der hunnischen Vormacht gegen Ende der Völkerwanderungszeit aufgegeben wird. Sie weisen darüber hinaus auf intensive Kontakte von Ostskandinavien in den (süd)osteuropäischen Raum sowie auf individuelle Mobilität von Frauen aus diesen Regionen bis nach Gotland hin und erweitern das bisherige Wissen über interkulturelle Kontakte in der skandinavischen Wikingerzeit. Darüber hinaus geben sie einen intensiven Eindruck in das ‚Embodiment‘, die Verkörperung von sozialer Identität zur Präsentation einer spezifischen ethnisch, kulturell, regional oder über Sozialstatus/-funktion definierten Gruppenzugehörigkeit anhand der Körpermodifikation der Schädeldeformierungen. Zum einen fungierte dieses Embodiment in der Heimat der Frauen als eine Ressource für die Frauen selber sowie für ihre Familien. Unabhängig von der nicht mehr konkret nachvollziehbaren Intention für die Deformierung der Köpfe (Schönheitsideal, Zugehörigkeit zu einer sozialen Elite oder einer spezifischen Sozialgruppe) sollte durch dieses Embodiment das Ansehen der Frauen gesteigert werden. In ihrer neuen Heimat Gotland, in welche sie möglicherweise im Rahmen von Exogamie gelangten, funktionierte dieses Embodiment jedoch nicht mehr, da die konkrete soziale Identität, die über die deformierten Köpfe präsentiert werden sollte, vermutlich nicht erkannt oder verstanden wurde. Gleichzeitig scheint jedoch eine Verschiebung der Ressourcennutzung eingetreten zu sein. Die Frauen wurden nach ihrem Tod als Mitglieder der gotländischen Gemeinschaft bestattet, in einem Fall sogar mit einer übertriebenen Tracht, so als sollte diese Frau trotz ihrer fremden Herkunft als besonders integriert dargestellt werden. In der auf Handel und weitreichende Kontakte ausgerichteten Gesellschaft der gotländischen Wikingerzeit scheint sich die Bedeutung des Embodiments ‚Zugehörigkeit zu einer spezifischen sozialen Gruppe‘ hin zu einem Embodiment von ‚Andersartigkeit‘ verschoben zu haben. Die Lokalgemeinschaft nutzte das andersartige, fremde Aussehen der Frauen durch ihre Integration (oder Assimilation) – nicht zuletzt im Bestattungskontext – als Beleg für ihre interkulturellen Kontakte und damit als Ressource.

Frage der Trennschärfe – zur Problematik der Bestimmung artifiziell deformierter Schädel am Beispiel der frühmittelalterlichen Schädel aus Altheim (Lkr. Landshut)

2021

Trautmann u. a. publizierten 2017 eine morphologische und metrische Untersuchung von Schädeln aus bayerischen Gräberfeldern der Völkerwanderungszeit, unter denen sich auch Exemplare befanden, die künstlich deformiert wurden. Von ursprünglich 26 als deformiert geltenden Schädeln wurden 14 als nicht-deformiert oder intermediär angesprochen, darunter auch drei Schädel aus dem Gräberfeld von Altheim. In einem Artikel versuchen nun Grupe u. a. (2018) eigene Belege zu erbringen, um eine künstliche Deformation der Altheimer Schädel zu beweisen, gleichzeitig üben sie Kritik 578 B. Trautmann u. a. · Zur Problematik der Bestimmung artifiziell deformierter Schädel aus Altheim an der Vorgehensweise in Trautmann u. a. (2017). Sie versuchen dabei mithilfe von Röntgen- und CT-Aufnahmen sogenannte Hirndrucksymptome zu diagnostizieren, anhand derer sich angeblich künstliche Schädeldeformationen ableiten lassen sollen. Im vorliegenden Artikel gehen die Autoren auf die Kritik von Grupe u. a. (2018) an...

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