S. Berke, Review of: Christian Jentzsch/Jann M. Witt: Der Seekrieg 1914-1918. Die Kaiserliche Marine im Ersten Weltkrieg. Darmstadt 2016, Hamburger Rundbrief 45/Nr. 262, 2016, 57–58. (original) (raw)

Uwe Schellinger/Andreas Anton/Michael Schetsche: Zwischen Szientismus und Okkultismus. Grenzwissenschaftliche Experimente der deutschen Marine im Zweiten Weltkrieg, in: Zeitschrift für Anomalistik 10 (2010) 287-321.

Zusammenfassung – Der Beitrag behandelt eine heute fast vergessene Episode der Militärgeschichte des Zweiten Weltkriegs, die aus grenzwissenschaftlicher Sicht von besonderem Interesse ist: Es geht um eine interdisziplinäre Experimentalgruppe innerhalb der Kriegsmarine des Dritten Reiches, die im Jahr 1942 Versuche zur Ortung feindlicher U-Boote und Geleitzüge mit Hilfe des so genannten Siderischen Pendels und anderer grenzwissenschaftlicher Methoden durchführte. Diese militärisch geleitete Abteilung bestand nach unserem heutigen Wissen zwar nur knapp ein Jahr lang, führte jedoch einige der zur damaligen Zeit bekanntesten Okkultisten und Grenzwissenschaftler zusammen. Historisch besonders bemerkenswert sind die Aktivitäten dieser Gruppe im Kontext des Versuchs der NS-Führung, nur wenige Monate zuvor (im Juni 1941) im Rahmen der „Sonderaktion Heß“ jeden Einfluss von Okkultisten, Geheimwissenschaftlern, Astrologen usw. auf das öffentliche Leben radikal auszuschalten. Wie unsere Forschungen zeigen, war diese Aktion jedoch mitnichten das Ende aller okkultistischen bzw. grenzwissenschaftlichen Aktivitäten im Dritten Reich; diese setzten sich vielmehr auch nach dem Juni 1941 in ganz spezifischen Kontexten fort. Entscheidend dabei war, dass die eingesetzten Praktiken der offiziellen nationalsozialistischen Weltanschauung nicht allzu eklatant widersprachen – und dass sie sich den Zielen der nationalsozialistischen Kriegsführung unterordneten. Die mögliche technische Verwertbarkeit hatte Priorität vor eventuellen ideologischen Bedenken. Entsprechend muss auch die Rolle von Okkultisten, Grenzwissenschaftlern und selbstdeklarierten Sensitiven im Dritten Reich differenzierter beurteilt werden als dies bislang geschehen ist: Sie waren, je nach Zeitpunkt und individuellem Schicksal, einmal Verfolgte, ein anderes Mal opportunistische Mitläufer und ein drittes Mal überzeugte Unterstützer des nationalsozialistischen Herrschaftssystems. Mit dem hier geschilderten Fallbeispiel soll deshalb die Frage nach der Rolle der Grenzwissenschaften und ihrer Vertreter im Dritten Reich neu in den Fokus gerückt werden. Abstract – This article is about an almost forgotten episode of German marine history during the Second World War. It deals with an interdisciplinary experimental group in the German Navy during the Third Reich. In 1942 this group tried to locate enemy submarines and convoys by means of the so-called “Siderisches Pendel” [sidereal pendulum] and other parascientific methods. According to our current knowledge this military-led department existed only for less than a year, but led to a get-together of some of the most famous occultists and parascientists of the time. Historically, this seems to be in conflict with the “Sonderaktion Heß”, the Nazi’s “special action” response to the infamous Heß flight, that, only a few months previously (June 1941), was to ban any influence that occultists, parascientists and astrologers might conceivably have on German public life. According to our research that action was not the end of all occult and parascientific activities during the time of the Third Reich. Rather, these activities continued even after 1941 in a specific way. The prerequisite here was that these practices were performed in accordance with the Nazi ideology and could be exploited for warfare. However, the potential technical recoverability had priority over any ideological concerns. The role of occultists and parascientists during the time of the Third Reich must be judged in a more detailed way than has been done so far. Some of the protagonists were persecuted, others were followers of or believers in the Nazi system. In addition to its immediate documentary purpose, the present case study serves to refocus the relationship between occultism and national socialism.

Schellinger, Uwe; Anton, Andreas; Schetsche, Michael (2010): Zwischen Szientismus und Okkultismus. Grenzwissenschaftliche Experimente der deutschen Marine im Zweiten Weltkrieg. In: Zeitschrift für Anomalistik (10), S. 287-321.

Zusammenfassung – Der Beitrag behandelt eine heute fast vergessene Episode der Militärgeschichte des Zweiten Weltkriegs, die aus grenzwissenschaftlicher Sicht von besonderem Interesse ist: Es geht um eine interdisziplinäre Experimentalgruppe innerhalb der Kriegsmarine des Dritten Reiches, die im Jahr 1942 Versuche zur Ortung feindlicher U-Boote und Geleitzüge mit Hilfe des so genannten Siderischen Pendels und anderer grenzwissenschaftlicher Methoden durchführte. Diese militärisch geleitete Abteilung bestand nach unserem heutigen Wissen zwar nur knapp ein Jahr lang, führte jedoch einige der zur damaligen Zeit bekanntesten Okkultisten und Grenzwissenschaftler zusammen. Historisch besonders bemerkenswert sind die Aktivitäten dieser Gruppe im Kontext des Versuchs der NS-Führung, nur wenige Monate zuvor (im Juni 1941) im Rahmen der „Sonderaktion Heß“ jeden Einfluss von Okkultisten, Geheimwissenschaftlern, Astrologen usw. auf das öffentliche Leben radikal auszuschalten. Wie unsere Forschungen zeigen, war diese Aktion jedoch mitnichten das Ende aller okkultistischen bzw. grenzwissenschaftlichen Aktivitäten im Dritten Reich; diese setzten sich vielmehr auch nach dem Juni 1941 in ganz spezifischen Kontexten fort. Entscheidend dabei war, dass die eingesetzten Praktiken der offiziellen nationalsozialistischen Weltanschauung nicht allzu eklatant widersprachen – und dass sie sich den Zielen der nationalsozialistischen Kriegsführung unterordneten. Die mögliche technische Verwertbarkeit hatte Priorität vor eventuellen ideologischen Bedenken. Entsprechend muss auch die Rolle von Okkultisten, Grenzwissenschaftlern und selbstdeklarierten Sensitiven im Dritten Reich differenzierter beurteilt werden als dies bislang geschehen ist: Sie waren, je nach Zeitpunkt und individuellem Schicksal, einmal Verfolgte, ein anderes Mal opportunistische Mitläufer und ein drittes Mal überzeugte Unterstützer des nationalsozialistischen Herrschaftssystems. Mit dem hier geschilderten Fallbeispiel soll deshalb die Frage nach der Rolle der Grenzwissenschaften und ihrer Vertreter im Dritten Reich neu in den Fokus gerückt werden. Abstract – This article is about an almost forgotten episode of German marine history during the Second World War. It deals with an interdisciplinary experimental group in the German Navy during the Third Reich. In 1942 this group tried to locate enemy submarines and convoys by means of the so-called “Siderisches Pendel” [sidereal pendulum] and other parascientific methods. According to our current knowledge this military-led department existed only for less than a year, but led to a get-together of some of the most famous occultists and parascientists of the time. Historically, this seems to be in conflict with the “Sonderaktion Heß”, the Nazi’s “special action” response to the infamous Heß flight, that, only a few months previously (June 1941), was to ban any influence that occultists, parascientists and astrologers might conceivably have on German public life. According to our research that action was not the end of all occult and parascientific activities during the time of the Third Reich. Rather, these activities continued even after 1941 in a specific way. The prerequisite here was that these practices were performed in accordance with the Nazi ideology and could be exploited for warfare. However, the potential technical recoverability had priority over any ideological concerns. The role of occultists and parascientists during the time of the Third Reich must be judged in a more detailed way than has been done so far. Some of the protagonists were persecuted, others were followers of or believers in the Nazi system. In addition to its immediate documentary purpose, the present case study serves to refocus the relationship between occultism and national socialism." More Info: "Schlüsselbegriffe: Kriegsmarine – Nationalsozialismus – Pendelforschung – Radiästhesie – „Sonderaktion Heß“ – Wissenschaftlicher Okkultismus Keywords: German Navy – national socialism – pendulum research – radiesthesia – Nazi “special action” response to Heß flight – scientific occultism

IFB-Rezension Kriegstagebuch : 1914-1918 / Ernst Jünger. Hrsg. von Helmuth Kiesel. [Transkription: José António C. Santos].

EDITION 11-1 Kriegstagebuch : 1914-1918 / Ernst Jünger. Hrsg. von Hel-muth Kiesel. [Transkription: José António C. Santos].-Stuttgart : Klett-Cotta, 2010.-654 S. ; 24 cm.-ISBN 978-3-608-93843-2 : EUR 32.95 [#1462] Die Publikation der originalen Kriegstagebücher Ernst Jüngers ist durchaus so etwas wie eine Sensation. Zwar war der Inhalt grundsätzlich bekannt und mehrere Studien zu Jünger haben mit Material aus dieser wertvollen Quelle gearbeitet. 1 Dennoch ist es erstaunlich, in welchem Ausmaß im Herbst 2010 Veröffentlichungen zu Ernst Jünger in zahllosen Zeitungen erscheinen-Rezensionen der Tagebücher, des Bildbandes von Heimo Schwilk in der Neuauflage 2 und nicht zuletzt Berichte über die Anfang November unter Be-teiligung von Kulturstaatsminister Bernd Neumann und des Schriftstellers Martin Walser eröffnete große Marbacher Ausstellung Ernst Jünger : Arbei-ter am Abgrund. 3 Jünger war wohl selten so präsent. Und wenn Martin Wal-ser zu denjenigen gehört, die erst spät in ihrem Leben zu Jünger gekom-1 Siehe "Wann hat dieser Scheißkrieg ein Ende?" : writing and rewriting the First World War / John King. Aus dem Engl. von Till Kinzel..-283 S. : Ill. ; 23 cm.-(Marbacher Kataloge ; 64).-ISBN 978-3-937384-69-6 : EUR 26.00 [#1597].-Eine Rezension in IFB ist vor-gesehen.