Evolution im Reagenzglas (original) (raw)
Charles Darwins Werk hat Generationen von Evolutionsbiologen inspiriert, die Welt urn uns zu erklaren. Auf den ersten Blick unerwartet, und ohne class ihm selbst das damals bewusst gewesen sein kann, hat er auch ein intel lektuelles Geriist geliefert, mit dem der Mensch Biomolekiile optimieren kann. In den letzten Jahren ist diese evolutionare Strategie zu einer wichti gen Quelle von biopharmazeutischen Wirkstoffen geworden. Aber erst kiirz lich konnte man Technologien entwickeln, die effizient genug sind, urn das evolutionare Potenzial optimal zu nutzen, und die Evolution im Reagenz glas ermoglichen. Wir werden deshalb ohne Zweifel eine weitere rasante Beschleunigung dieses Fortschritts sehen. Die Grundlage fur diese Technologien bilden Darwins sorgfaltige Beob achtungen der Natur, insbesondere auf seiner funf Jahre dauernden Reise mit der HMS Beagle. Sie fuhrten ibn zu einer umfassenden Theorie iiber die Vielfalt der Lebensformen. Sein Hauptwerk von 185 9 On the origin of species by means of natural selection erklart die Aufspaltung der Orga nismen in verschiedene Arten und ihre Entwicklung als Folge von Varia tion und natiirlicher Selektion (Abb. 1). Der entscheidende Punkt-nicht immer geni.igend betont-der evolutionaren Strategie in der Natur ist die immer wiederkehrende Abfolge von Veranderung (Diversifizierung) und Auswahl (Selektion) der geeignetsten Varian ten. Es ist ein zyklischer Prozess (Abb. ld). Das heisst, die Evolution benutzt die Politik der kleinen Schritte, derer es allerdings sehr viele braucht. Jegliches Verfahren der Evolution im Labor muss deshalb in der Lage sein, die wiederkehrende Abfolge von Diversifizierung und Selektion in die Praxis umzusetzen -wenigstens ein paar Male hintereinander.
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