Arbeiter Blumenberg (original) (raw)
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Zeitschrift für Ideengeschichte
Der Versuch, Blumenbergs Werk auf den Begriff zu bringen, verleitet nicht zufällig zur Flucht in kosmologische Metaphern.
Welt-Suche: Auf den Spuren von Hans Blumenberg
Forum Modernes Theater, 2010
Die Welt verliert an Ungeheuern. Hans Blumenberg Der Begriff der Welt, der lange Zeit diskreditiert war, weil er auf sträflich naive Weise 'Wirklichkeit' und unhintergehbare 'Tatsächlichkeit' zu versprechen schien, erlebt in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Konjunktur. Das wird schon durch einen Blick in die jüngere Gegenwartstliteratur deutlich, wo Werke wie Daniel Kehlmanns Die Vermessung der Welt (2005), Ilja Trojanows Der Weltensammler (2006) oder Stephan Puchners Nebelheim (2008) literarisch-poetisch um ein Erfassen von Welt ringen. Dabei ist augenfällig, dass alle Romane durch eine Vielstimmigkeit der Erzählstimmen geprägt sind, so als wollten sie die Vorstellung einer ganzheitlichen Welt als Phantasma anklingen lassen, um deren Unmöglichkeit durch die narrative Konstruktion ästhetisch wirkungsvoll erlebbar zu machen. In diesem Sinne aber sind die Romane auch symptomatisch für den gegenwärtigen kulturwissenschaftlichen Diskurs zur Welt, denn überall, wo der Begriff heute auftaucht, wird er sofort gegen eine schlichte Einvernahme in Schutz genommen. Daher ist es bezeichnend, dass die Erzählungen auch einen wissenschaftsgeschichtlichen Index tragen: Wenn Kehlmann bspw. Alexander von Humboldts Kosmos (1845-1862) anzitiert oder Puchner auf Albertus Magnus' De animalibus verweist, so treten diese Werke als Versuche einer systematischen, ja auf Vollständigkeit (und damit Beherrschbarkeit) zielenden Welt-Erfassung in Erscheinung, deren Scheitern in Anbetracht der Vielgestaltigkeit von Welt innerlich notwendig ist. Warum aber kehrt der Begriff der Welt denn dann überhaupt zurück? Eine offensichtliche, aber auch zu leichtfertige Antwort würde auf den kulturellen Erfahrungsdruck der Globalisierung verweisen, auf das unausweichliche Erleben des "global village" als Anstoß und Voraussetzung einer versuchten Revision des Begriffs. Tatsächlich aber scheinen mir die Gründe tiefer zu liegen und eher in einem vermittelten Zusammenhang mit der Erfahrung der Globalisierung zu stehen; denn auffällig ist, dass in der Diskussion um 'Welt' zwei unterschiedliche Interessensdimensionen zusammenfallen, nämlich die Frage nach dem Status von Geschichte bzw. der Möglichkeit von Geschichtsschreibung und die Frage nach den epistemologischen Konsequenzen der Erfahrung von kulturellen Kontingenzen und interkulturellen Kontakten. (Beides findet sich übrigens ebenfalls paradigmatisch in den oben genannten Erzählwerken, die sich sowohl des Genres des historischen, wie auch des "Entdecker"-Romans bedienen.) Wie aber lässt sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive dieser Frage nachgehen, ohne hinter gewonnene Einsichten zurückzufallen? Wie ist Welt zu denken, ohne in Begrifflichkeit, Methodik und Anspruch in die Falle einer vermeintlich unhintergehbaren Tatsächlichkeit zu tappen? Forum Modernes Theater, Bd. 25/1 (2010), 93-102.
(Aus: Stephan Porombka, Hilmar Schmundt (Hgg.): Böse Orte - Stätten nationalsozialistischer Selbstdarstellung - heute. Claassen, Berlin, 2005; S. 30-57)
Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, Band 15 Herausgegeben von Gerhard A. Ritter Das Projekt »Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts« wurde mit Mitteln der VolkswagenStiftung (Hannover) und der Friedrich-Ebert-Stiftung (Bonn) gefördert. Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar. Revolution ohne Arbeiter? Die Ereignisse 1989/90 539 Vorbemerkung 1 A m 17. Juni 1953 kam Heinz Kamnitzer, Professor für neuere deutsche Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, auf dem Weg zu seiner Arbeitsstelle am unweit gelegenen Platz der Akademie in Ost-Berlin vorbei. Dort riefen ihm Arbeiter zu: »Herr Professor, Sie sind doch Geistesschaff ender, kommen Sie mit. Wir machen Revolution.« 2 Er machte nicht mit, meldete aber umgehend diesen »Vorfall« der SED-Universitätsparteileitung. 1954 musste Kamnitzer, der 1938 im Exil der KPD beigetreten war, aufgrund eines wissenschaftlichen Plagiats seinen Lehrstuhl räumen, den er fast zeitgleich mit seiner Promotion 1950 erhalten hatte -er war einer der wenigen Kommunisten, die im Prozess des Umbaus der ostdeutschen Geschichtswissenschaft überhaupt annähernd als berufungsfähig galten. 3 Er machte immer wieder als eifriger Verfechter der SED-Linie von sich reden, zuletzt 1988 als er die Verhaftung von Bürgerrechtlern aggressiv verteidigte. 4 Aus Görlitz ist eine andere Begebenheit vom 17. Juni 1953 überliefert. Hier hatte sich die Volkserhebung am weitesten entwickelt, die Stadt befand sich einige Stunden in der Hand der Aufständischen. 5 Dort soll Max Latt auf einer Kundgebung gesagt haben: »Seit 1904 habe ich der Sozialdemokratischen Partei angehört. Drei Revolutionen habe ich nun in meinem Leben mitgemacht. Die von 1918, die von 1945 und heute die Revolution am 17. Juni 1953. Görlitzer, ich muss off en bekennen, das ist die größte Freude meines Lebens, dass ich diesen Tag erleben durfte. […] Nun ist alles vorbei. Die Stunde der Freiheit hat geschlagen. Wir brauchen keine Wahl mehr, denn wer Augen hat zu sehen und wer Ohren hat zu hören, der weiß, wie heute die Bevölkerung der Zone denkt und sich entschieden hat. Die Wahl ist einstimmig ausgefallen […] Görlitzer, es lebe die Juni-Revolution von 1953.« 6
Allmacht und Gedankenexperiment: Anknüpfen an Blumenberg
Curiositas (Miscellanea Mediaevalia, 42), 2022
I examine the connection between the late medieval idea of God’s omnipotence, philosophy’s minimized claim to certainty and thought experiments as established by Hans Blumenberg with regard to his thesis that in the 14th century begins a rehabilitation of theoretical curiosity. Even if medieval thought experiments can do without reasoning about omnipotence, as in Aquinas’ Man-Eater, or such a consideration does not imply that God’s intervention in nature is assumed to be real, as in Occam’s Zombie, Buridan’s reflection on the nature of the human soul is close to the connection asserted by Blumenberg: the natural philosopher includes the miracle of an immortal soul in his philosophy. For him, however, this can only be a thought experiment.