Rez.: Karl Weber, Die Formierung des Elsass im Regnum Francorum. Adel, Kirche und Königtum am Oberrhein in merowingischer und frühkarolingischer Zeit((Archäologie und Geschichte 19), Ostfildern 2011, in: Francia recensio 2013/1.pdf (original) (raw)
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Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, 2014
Bündnisse und Bünde sind markante und gut bekannte Charakteristika der reichsstädtischen Politik im Spätmittelalter. Diese manifestieren sich besonders deutlich im Elsass, wo freie und Reichsstädte dicht konzentriert lagen und während des 14. und 15. Jahrhunderts verschiedenste Verbindungen mit ihren Nachbarn eingingen. Dieser Aufsatz will die so genannten „Städtebünde“ und andere Vereinigungen von einem breiten und vergleichenden Blickwinkel aus erläutern. Statt die Bünde als ein ausschließlich städtisches oder örtlich begrenztes Phänomen zu behandeln, wird hier versucht, ausgehend von den Aktivitäten bestimmter elsässischer Städte und deren benachbarter Akteure, reichsstädtische Bündnisse innerhalb eines größeren Spektrums bündischer Verpflichtungen einer ganzen Reihe von politischen Eliten zu untersuchen. Um dies zu erreichen, werden die Grundzüge der städtischen Bündniskonstellationen, an denen Straßburg, Basel oder die Reichsstädte der „Dekapolis“ teilnahmen, skizziert, ebenso die Funktionen dieser Konstellationen und die Veränderungen, die sie im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts erlebten. Diese elsässischen Städtebünde werden einen Anhaltspunkt für Vergleiche mit anderen, gemischten Bündnisse (zwischen Städten und Territorialherren, Niederadeligen, Fürstbischöfen usw.) bieten, deren diskursive und funktionale Merkmale frappante Ähnlichkeiten mit ausschließlich städtischen Bündnissen aufweisen. Ein weiterer Vergleich wird dann mit verschiedenen anderen Vereinigungen, die am spätmittelalterlichen Oberrhein entstanden, wie Rittergesellschaften, Münzverbänden und mehrseitigen vertraglichen Vereinbarungen angestellt. Dieser vergleichende Zugriff ermöglicht, auf eine verbreitete politische Verbundskultur hinzuweisen, die einen vernachlässigten Aspekt des politischen Lebens im Reich und darüber hinaus darstellt.