Titel: " Spannungsfeld Islam: Alltagsbewältigung zwischen Toleranz und (original) (raw)
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Lebensführung im Spannungsfeld von Islam und Beruf
2020
An erster Stelle danke ich meinen Interviewpartnerinnen für das Vertrauen und die Bereitschaft, mich an ihren biografischen Herausforderungen, Krisen und Erfolgen teilhaben zu lassen. Den Entstehungsprozess der Dissertation, von der in den Kinderschuhen steckenden Idee des deutsch-französischen Projekts über die Phase der Feldforschung bis hin zum deutschsprachigen Manuskript hat Anne-Sophie Lamine mit unerschütterlichem Optimismus sowie kritischen und aufmerksamen Rückmeldungen begleitet. Christel Gärtner verdanke ich ein produktives und wertschätzendes Miteinander im Kontext des Exzellenzclusters "Religion und Politik" der Universität Münster, das mir vielfältige Gelegenheiten der Horizonterweiterung und Schärfung meiner wissenschaftlichen Perspektive geboten hat. Die akribischen und pointierten Rückmeldungen während des Auswertungs-und Schreibprozesses und den wohlwollenden Blick auf das Doktorandenleben in seiner Gänze kann ich an dieser Stelle nur annäherungsweise würdigen. Durch die parallele Anbindung an die Université de Strasbourg und die Universität Münster im Rahmen meiner Cotutelle de thèse erhielt ich zahlreiche Gelegenheiten, mein Material in der Gruppe zu analysieren und Analyseergebnisse zu diskutieren. Allen Mitwirkenden gilt mein herzlicher Dank, insbesondere Anna Grabosch und Susanne Stentenbach-Petzold. Die Deutsch-Französische Hochschule (DFH), das Centre interdisciplinaire d'études et de recherches sur l'Allemagne (CIERA), das Centre Marc Bloch in Berlin und besonders das vom Wissenschaftsministerium Nordrhein-Westfalens geförderte Forschungskolleg RePliR ("Religiöse Pluralität und ihre Regulierung in der Region") haben mich mit einer hervorragenden wissenschaftlichen Infrastruktur, spannenden Seminaren und nicht zuletzt finanziell gefördert. Von unschätzbarem Wert sind darüber hinaus die zahlreichen fruchtbaren Diskussionen und das kollegiale und freundschaftliche Miteinander mit V VI Danksagung den anderen RePliR-Kollegiat*innen. Für konstruktive Diskussionen und kritische Anmerkungen zum Manuskript bin ich Cüneyd Yıldırım ganz besonders verbunden. Jedida A. Hennig gebührt Dank für das sorgfältige Korrekturlesen. Mit Freude denke ich an die Verteidigung der Arbeit in Straßburg im September 2019 und an die produktiven Kritiken der Jury-Irene Becci, Marc Breuer, Beate Collet und Lena Inowlocki-zurück. Den Herausgeber*innen danke ich für die Aufnahme meiner Studie in die Reihe Religionssoziologie.
2015
n der Auseinandersetzung mit Extremismus und Radikalisierungsprozessen von und gegen Muslime/n in Deutschland kommt dem Aspekt der Heterogenität gleich mehrfach eine bedeutende Rolle zu. Extremisten, die sich auf den Islam berufen, lehnen sowohl eine innerislamische Pluralität als auch Gesellschafts- formen ab, die eine Vielfalt an religiösen Überzeugungen und an Weltanschau- ungen gleichwertig unter einem Dach vereinen und schützen. Doch auch die selbst ernannten „Retter des Abendlandes“, die vor einer vermeintlichen Islami- sierung Europas warnen, arbeiten mit Ängsten vor einer Gesellschaft der Viel- falt. Sie haben in der Abgrenzung von „den Muslimen“, deren Abwertung und Verunglimpfung ein einendes Motiv gefunden, das einhergeht mit einer grund- sätzlichen Intoleranz gegenüber vermeintlich anderen Gruppen. Auf politischer Ebene ist man sich unterdessen der Herausforderung, die sich aus der Notwendigkeit zur Gestaltung einer Gesellschaft der Vielfalt ergeben, bewusst. In Bezug auf die hier lebenden Muslime ist erkannt worden, dass sie nicht nur eine kohärente Gruppe im Mosaik einer heterogenen deutschen Ge- sellschaft darstellen. Je intensiver die Auseinandersetzung und die Dialoge mit muslimischen Akteuren betrieben wurden, desto mehr trat die innere Diversi- tät unter Muslimen und ihren Gemeinschaften in den Vordergrund. Daher wer- den gegenwärtig Verfahren erörtert, um von staatlicher Seite Muslimen unter- schiedlicher Couleur, sowohl den gemeinschaftlich organisierten als auch den nicht vergemeinschafteten unter ihnen Räume zur Artikulation zu geben. Die Frage nach dem Umgang mit Extremisten oder gar Terroristen, die sich auf den Islam berufen, stellt dabei eine zusätzliche Herausforderung dar, da sie eine in Zahlen marginale, aber dennoch wirkmächtige Gruppe konstituieren. Zentral über alle Teilbereiche gegenwärtiger Islampolitik hinweg bleibt jedoch das Thema der Anerkennung und Partizipation von Muslimen. Sowohl hinsichtlich des Umgangs mit einer sich radikalisierenden Minderheit als auch in Bezug auf andere politische Handlungsfelder, wie das der sozialen Wohlfahrt, bedarf es Ansprechpartner, über die man möglichst viele und am besten alle Muslime erreicht. Dazu ist der säkulare Staat darauf angewiesen, dass Muslime sich ge- meinschaftlich organisieren und dabei muslimische Positionen und Interessen definieren. Auf Seiten der Muslime gibt es zahlreiche Akteure, die sich mit unterschiedli- cher Grundlage als Ansprechpartner für einen möglichst großen Teil der Mus- lime präsentieren. Hierbei berufen sie sich auf Mitgliederzahlen, auf die Anzahl ihrer Vereinigung zugehöriger Moscheen oder auf die nicht organisierte „schweigende Mehrheit“. Gleichzeitig bilden sich auf lokaler, regionaler oder überregionaler Ebene Zusammenschlüsse von Muslimen, die ein bestimmtes Thema an einem bestimmten Ort mit ihrer Expertise gestalten wollen.
Drogendealer im Spannungsfeld zwischen islamischen Werten, Alltag in Deutschland und Kriminalität
Zeitschrift für Soziologie, 2008
Zusammenfassung: Der vorliegende Beitrag berichtet über Ergebnisse einer ethnographischen Untersuchung, die in Frankfurt am Main unter 55 Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund durchgeführt wurde. Ziel ist es, die Selbstkonstruktionen der Untersuchungsgruppe, ihre Neutralisationstechniken und ihr Agieren in dem ständigen Spannungsfeld ihrer konservativ-islamischen Herkunft, ihrem Alltag in Deutschland und ihren kriminellen Aktivitäten im Drogenhandel zu beschreiben. Insbesondere wird dabei das von der Untersuchungsgruppe sehr differenziert gehandhabte Konzept der Reinheit und Verschmutzung analysiert. Dieses hat enormen Einfluss auf die Alltagshandlungen der Gruppenmitglieder und wirkt nachhaltig auf ihre Entscheidungen im Drogenhandel ein. Es wird deutlich, dass die Drogendealer nicht nur zweckrational und utilitaristisch motiviert sind, sondern ihr Handeln im illegalen Markt von spezifischen Werten beeinflusst und mitunter gebremst wird. Ihr spezifisches Reinheitskonzept unterscheidet die Akteure deutlich von anderen in der Literatur beschriebenen Drogendealern. Des Weiteren beschreibt der Artikel die von der Untersuchungsgruppe immer wieder vorgenommenen Modifikationen des Konzeptes, die nötig sind, um den Ansprüchen ihrer Lebenswelt in Deutschland und den Anforderungen des illegalen Markts gerecht zu werden.