Ein ungewöhnliches Glasobjekt aus Bet Sche'an / Skythopolis (Israel) im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (original) (raw)
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Nach der Rekonstruktion und dem Probebetrieb einer römischen Glashütte im Archäologiepark Römische Villa Borg im Jahr 2013 und dem 2014 dort durchgeführten ersten Forschungsprojekt zur römischen Gefäßglasherstellung fand vom 28. Mai bis zum 7. Juni 2015 das zweite Forschungsprojekt in der Glashütte der Villa Borg statt. Das Projekt wurde als experimentalarchäologische Übung des Instituts für Alte Geschichte sowie des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität des Saarlandes durchgeführt. Der Schwerpunkt lag auf hellenistischem und römischem Mosaikglas, Rippenschalen und römischem Fensterglas. Hierbei konnten von den beteiligten Glasmachern, Mark Taylor & David Hill, François Arnaud und Torsten Rötzsch verschiedene Herstellungsmethoden untersucht und erfolgreich dokumentiert werden, darunter auch das von der niederländischen Archäologin und Glasspezialistin E. Marianne Stern vorgeschlagene „Chunk Gathering“ von Mosaikglas zum anschließenden Blasen eines Gefäßes. Neben den oft fälschlicherweise als „gegossen“ bezeichneten römischen Streckglas-Fensterscheiben wurden auch erstmals die kuppelförmigen Fenstergläser reproduziert, die sich auch im archäologischen Fundgut der Villa Borg wiederfinden. Hierfür musste im Vorfeld des Projekts ein größerer Kühlofen errichtet werden. Ein weiterer Aspekt war das Erschmelzen von Rohglas römischer Rezeptur direkt aus Rohstoffen in dem bei vergleichsweise niedriger Temperatur von deutlich unter 1.100 °C betriebenen Glas-Schmelzofen. Entgegen vorherrschender Lehrmeinung konnte dieses „frische“ Glas bereits nach wenigen Tagen selbst zu formgeblasenen Gefäßen verarbeitet werden. Die Studenten der Universität des Saarlandes errichteten und betrieben einen kleinen Schachtofen aus Lehm zur Glasperlenherstellung. Dieser wurde ohne Blasebalgeinsatz und nur mit Holz betrieben, erreichte trotzdem leicht die zum Wickeln von Glasperlen erforderliche Temperatur. Eine ausführliche Publikation aller Resultate des „Borg Furnace Project 2015“ ist in Vorbereitung. Auch in zukünftigen Projekten soll die Glashütte in der Villa Borg weiteren Universitäten, Institutionen, Forschern und Glasmachern die Infrastruktur für Forschungen zur römischen Glastechnologie bieten und Studenten eine grundlegende Einführung in die heiße Glasbearbeitung ermöglichen. Darüber hinaus sind weitere Rekonstruktionen anderer römischer Ofengrundrisse in Planung. Das nächste Projekt in der Glashütte der Villa Borg ist für Mai 2016 geplant.
Glas für den Pharao – Glasherstellung in der Spätbronzezeit des Nahen Ostens (Rehren & Pusch 2007)
G. Wagner (Hrsg) Einführung in die Archäometrie Springer-Verlag, 2007, 215-235, 2007
In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die jüngsten naturwissenschaftlichen und experimentellen Arbeiten zur spätbronzezeitlichen Glasherstellung, basierend auf Befunden und Untersuchungen aus der Grabung des Pelizaeus-Museums in Qantir-Pi-Ramesse im östlichen Nildelta. Dank dieser Arbeiten sind wir jetzt erstmals im Stande, ein detailliertes Modell der Glasherstellung zur Zeit der Ramessiden, d.h. während des 12. Jh. v. Chr. in Ägypten, zu erstellen. Darauf aufbauend betrachten wir dann die Organisation der Glasindustrie des Nahen Ostens im weiteren Sinne, d.h. die Struktur des gesamten Glas-bezogenen technischen Komplexes von der Beschaffung der Rohstoffe zur Herstellung von Glas über dessen Verarbeitung zu Objekten und den Handel in Glas und Glasobjekten bis hin zu ihrer Nutzung und schließlich Deponierung im archäologischen Befund. Ein aktuelles Thema ist die Interpretation der in diesen Gläsern vertretenen Spurenelemente; Shortland et al. (2007) haben jüngst zahlreiche LA-ICP-MS-Analysen von ägyptischen und mesopotamischen Gläsern vorgelegt, die deutliche und systematische Unterschiede vor allem in ihren Gehalten an Titan, Zirkon, Chrom und Lanthan zeigen, mit höheren Gehalten an Titan, Zirkon und Lanthan und niedrigeren Gehalten an Chrom in den ägyptischen Gläsern. Sie diskutieren eine Kontamination der Glascharge durch die lokalen Böden, sei es bei der Herstellung der Pflanzenasche oder beim Schmelzen des Glases in örtlich hergestellten Tongefässen, weisen jedoch selbst darauf hin, dass ihre Tonanalysen die beobachteten Unterschiede nicht erklären können. Stattdessen schlagen sie vor, die erhöhten Spurenelementgehalte durch eine Verunreinigung der Glascharge mit schwermineralhaltigem Sand zu erklären.
Bonner Jahrbücher, 2016
Brüggler, Marion / Heußner, Bärbel / Küchelmann, Hans Christian / Paetz, Annette / Schamuhn, Silke / Tegtmeier, Ursula (2016): Reich an Glas – Eine herausragende Grabgruppe des ersten Jahrhunderts im Gräberfeld von Moers-Schwafheim. – Bonner Jahrbücher 215, 103-229, T. 1-32 Abstract The Roman auxiliary fort Asciburgium is situated in the area of the present city of Moers. North and south of the fort two Roman cemeteries of the 1st to 2nd century AD are known. In March 2009 a group of six richly equipped cremation graves were excavated. This report contains the archaeological examination of the features, the anthropological analysis of the cremations as well as the analysis of all grave goods of metal, stone, ceramic, glass, bone and the botanical remains. To be emphasized is the high amount of glass vessels. From the cremations a small amount of animal bones could be extracted, remains of food grave goods. The portions given to the deceased could be reconstructed and are set in relation to the other grave goods of the site as well as with interregional evidence. The numerous bone artifacts consisted predominantly of parts of deathbeds.