Stille Zeitzeugen – Ein bäuerliches Inventar aus dem 19. und 20. Jahrhundert (original) (raw)
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Aus der Zeit gefallen: Das Weingartener Berthold-Sakramentar
Europäische Bild- und Buchkultur im 13. Jahrhundert, hg. v. Christine Beier / Michaela Schuller-Juckes, 2020
The Berthold Sacramentary (New York, MLM M 710; Weingarten, c. 1210-20) is the most fully illustrated example of a book type which, at the time of its production, had already fallen out of liturgical use. The paper argues that all aspects of the book aim to give it a more ancient appearance, including the style of the miniatures and the unusual parchment stitchings in its margins.
Zwischen zeitlosem Kirchenstil und historischer Authentizität
Musikgeschichte auf der Bühne - Performing Music History
Im Jahr 2018 gelangte die Äbtissin, Visionärin und Komponistin Hildegard von Bingen in zwei musikdramatischen Versionen auf die Bühne: in dem Schauspiel Hildegard von Bingen-die Visionärin von Susanne Felicitas Wolf mit Musik von Manuela Rzytki, und in der Kammeroper Hildegard (Libretto Kirsten Roosendaal) des niederländischen Jazz-Klarinettisten und Komponisten Steven Kamperman. 1 Beide Musiktheaterstücke vergegenwärtigen nicht nur Hildegards Lebenslauf, sondern auch ihr musikalisches Erbe, indem sie ihre Kompositionen in einem Akt »reflektierter Aneignung« zitieren und collagieren, der für den »produktive[n] Historismus« der Postmoderne typisch ist. 2 Die historischen Opern des 19. Jahrhunderts beschritten einen anderen Weg: Sie stellten Mönche und Nonnen weniger als Zentralgestalten denn als Kollektiv auf die Bühne (Puccinis Suor Angelica ist eine späte Ausnahme) und sie erfanden für sie eine Musiksprache, die »prinzipiell ahistorisch,[…] aber dennoch historisierend« ist. 3 Daher entsprach den ins kunstgeschichtliche Detail verliebten Bühnenbildern und den akribisch recherchierten Handlungsabläufen keine authentisch rekonstruierte Klangwelt. Der didaktische Anspruch des historischen Sprechdramas, das gebildete Publikum über (seine) Geschichte zu belehren und zu erziehen, der auch die (National-)Oper erfasste, erstreckte sich-zumindest bei Opern und Dramen, die im Mittelalter spielen-1 [theaterlust]: »Hildegard von Bingen-die Visionärin«, in: theaterlust, https://theaterlust.de/h ildegard-von-bingen (abgerufen am 06.12.2019
Die Uhr in den Mund nehmen: Neuzeitliche Diskurse zur >Rückständigkeit< bäuerlichen Zeitbewusstseins
Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 2002
Neuzeitliche Diskurse zur >Rückständigkeit< bäuerlichen Zeitbewusstseins Im Oktober 1929 verfasste Karl Kraus in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift Die Fa ckel einen Essay mit dem Titel Verkehrsregelung. Glück muß man haben, oder: Wenn die Ochsen den Schwoaf aufstellen. Darin extrapoliert er die aus seiner Sicht besonders eklatanten zivilisatorischen Unterschiede zwischen der städtischen und der ländlichen Lebenswelt. Kraus führt in der für ihn typischen, ebenso klaren wie bissigen Sprache zahlreiche Beispiele für die technische wie geistig-kulturelle Rückständigkeit der bäuerlichen Bevölkerung an. Nur sehr vereinzelt gesteht er den meist als »Troglodyten « bezeichneten Landbewohnerinnen erste Ansätze einer Angleichung an urbane Lebensformen zu. Die entsprechenden Aussagen dienen ihm jedoch meist erst recht wieder als Instrumente der Polemik. Dieses Muster zeigt sich auch anhand der Feststellung, dass die » Landbevölkerung über die Entwicklungsphase schon hinaus ist, wo sie die Uhr, die man ihr zeigte, in den Mund nahm «.