Urindogermanische pronominale Morphologie. Teil 1. Personalpronomina (original) (raw)

Die typologische Struktur des Vor-Urindogermanischen: Aktiv-Inaktiv- oder Nominativ-Akkusativ-Typus?

Seit Beginn der Erforschung der indogermanischen Sprachen war die eigentümliche Verteilung der Morpheme des Nominativs und Akkusativs auf die einzelnen Stammklassen und Genera Gegenstand vielzähliger Untersuchungen, Spekulationen und Theorien. Bereits 1901 rekonstruierte C. C. Uhlenbeck ein System mit "Agens"- und "Patiens"-Funktion, worauf die spätere (und mittlerweile überholte) "Ergativ-Hypothese" aufbaute. Mit Erforschung der sogenannten "Aktiv"-Sprachen Kaukasiens und Nordamerikas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden naturgemäß Versuche angestellt, die indogermanische Kasusgrammatik auf ein solches System zurückzuführen. Hier machte sich besonders W. P. Lehmann einen Namen, dessen Theorien auf den Ideen von G. A. Klimov und andere namhaften Russischen Linguisten aufbauten. In meiner Magisterarbeit habe ich untersucht, welche typologischen Strukturen für Aktiv-Sprachen kennzeichnend sind, ob diese sich im Urindogermanischen und in den indogermanischen Einzelsprachen wiederfinden lassen, und wie sich bestimmte typologische Phänomene des Indogermanischen aus Sicht einer Akkusativ-Typologie darstellen. Es stellte sich dabei heraus, dass es für Akkusativ-Sprachen keineswegs üblich ist, so streng zwischen Subjekts- und Objektsfunktionen zu unterscheiden, wie man im frühen zwanzigsten Jahrhundert glaubte, und dass das indogermanische morphosyntaktische System sehr gut zu der Evidenz passt, die sich in anderen Akkusativ-Sprachen finden lässt.

N1 Die spanischen Personalpronomina

Arbeitsversion eines Kapitels für ein noch nicht erschienenes Lehrbuch zur spanischen Grammatik. Ich freue mich über konstruktive Kritik! Die spanischen Personalpronomina: ganz anders als die deutschen! Personalpronomina sind eine grammatische Kategorie, die man unter Abiturienten eigentlich als bekannt voraussetzen kann und die daher selbst linguistischen Laien vertraut ist. Man sollte meinen, dass dies ein Vorteil für die linguistische Präsentation ist, da man zumindest ein grundlegendes Verständnis dieses Konzepts voraussetzen kann. Leider ist aber wohl eher das Gegenteil der Fall. Das, was in der Schule über Personalpronomina gelehrt wird, spiegelt oft Definitionen und Charakterisierungen wider, die in der Linguistik lange als überholt gelten, sich aber in Lehrbüchern und Lernergrammatiken durchaus noch finden mögen. So lesen wir beispielsweise in der Neue[n] spanische[n] Grammatik von Hans-Georg Beckmann, dass Pronomina Perso-nen und Sachen vertreten (wobei der Autor offenbar davon ausgeht, dass das Spani-sche dasselbe Kasus-System wie das Deutsche besitzt): Die Pronomen (Fürwörter) vertreten Personen und Sachen im Nominativ (wer-Fall), die also Sub-jekt sind oder im Genitiv (wessen-Fall), Dativ (wem-Fall) oder Akkusativ (wen-Fall), die also Ob-jekt sind (Beckmann 1997:146). In einer beliebten Kurzgrammatik des Hueber-Verlags liest man: Pronomen sind Fürwörter und heißen auf Spanisch pronombres. Man verwendet sie, um Wörter oder Sätze nicht zu wiederholen (Rudolph 2006:102). Dieses und anderes, das wir alle über Pronomina " wissen " , repräsentiert insgesamt einen Wissensstand, der unter Laien als unauffällig und augenscheinlich vernünftig empfunden wird, von der modernen Linguistik aber mit guten Argumenten zurück-gewiesen wird. Bevor wir uns einer linguistischen Charakterisierung der spanischen Personalpronomina zuwenden können, müssen wir zuerst eine Reihe populärer Irr-tümer über das Wesen der Pronomina aufdecken, um uns dann vorurteilsfrei mit der Materie befassen zu können.. Pronomina, wie die traditionelle Grammatik sie sah Dieser traditionelle Wissenstand findet sich in der folgenden Definition wieder, die in Pons: Das große Handbuch Spanisch im Kapitel zum Thema " Pronomen " zu finden ist: Der Name zeigt schon, was für ein Wert den Pronomen in der Sprache zukommt. Die Pro-Nomen oder Fürwörter stehen in der Tat für andere Wörter, die durch sie ersetzt oder betont werden (PONS 2010:95).