Politisch, unordentlich, sinnlich. Theoretikerinnen und Praktikerinnen des Städtebaus (original) (raw)
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Der Städtebau Oder Methodisches Zur Sinnlichen Praxis
East Central Europe, 2006
When, in 1889, Camillo Sitte's Städtebau came out in print in Vienna, it quickly became an unexpected sensation. Sitte's text is a manual for the spatial perception of cities. It was written at the time when intellectuals were feverishly searching for an adequate concept of space, and with this text Sitte de facto "invented" urban space, with all its broader implications. Städtebau is a masterpiece of inter- and transdisciplinary work that can only be understood in its totality but, above all, it is also a concise professional textbook in the conventional sense of the term. The span and complexity of ideas make the book unique, as this article underlines. Jede unserer Erkenntnisse beginnt bei den Empfindungen. Leonardo da Vinci
Für eine narrative Stadtentwicklungspolitik!
Angeregt durch Zeichnungen und Prosatexte von Studenten zeigt der Autor, welche Bedeutung eine solche künstlerische, vorurteilsfreie, erzählerische Stadtanalyse für heutige Stadtentwicklungspolitik haben kann. Dabei geht es um Alltagsorte, um Planungsmethoden und Ausbildungsstile. Der Text endet mit einem Plädoyer für eine narrativere Stadtentwicklungspolitik.
Widerstand findet Stadt. Präfigurative Praxis als transnationale Politik ‚rebellischer Städte‘
Themenschwerpunkt Widerstand, transnational, 2020
In der sozialwissenschaftlichen Forschung herrscht ein defensives Widerstandsverständnis vor, dem der vorliegende Beitrag ein proaktives, welterschließendes Konzept von Widerständigkeit entgegenstellt. Expliziert wird dies in Form einer Auseinandersetzung mit dem global beobachtbaren Erstarken munizipalistischer Bewegungen, die – aktuelle Transformationstheorien aufgreifend – als ‚munizipalistische Präfiguration‘ gedeutet werden. Diesen Manifestationen proaktiven Widerstands, so wird gezeigt, liegt ein zweifacher transnationaler Charakter zugrunde, der im Bestreben globaler Vernetzung und dem Anspruch auf ‚Transzendierung des Nationalen‘ zu Tage tritt.
Städte zwischen »Eigenlogik« und Typik eine Replik zur aktuellen stadtsoziologischen Debatte
Leviathan, 2014
Gesellschaftliche Verhältnisse sind von Widersprüchen geprägt-da ist es keine Überraschung, dass wir das in sozialwissenschaftlichen Erklärungsansätzen wiederfinden. 1 Die deutschsprachige Stadtsoziologie jedenfalls führt derzeit vor, wie Erklärungsansätze einander vehement widersprechen können. Mit meiner Replik auf die Debatte, wie sie in Heft 2/2013 dieser Zeitschrift zwischen Helmuth Berking als »Eigenlogiker« und Walter Siebel als Vertreter der »bisherige[n] soziologische[n] Stadtforschung« 2 geführt wurde, verbinde ich hier vier Anliegen. Zum einen scheint mir, dass die Debatte kein Streit um konkurrierende Ansprüche in der Stadtforschung ist-zumindest nicht in einer Weise, dass sie sich gegenseitig ausschließen. Anstatt als Konkurrenzverhältnis lässt sich die Debatte auch als produktives Spannungsfeld begreifen. Dieses Spannungsfeld nährt sich aus verschiedenen wissenschaftstheoretischen Positionen ebenso wie aus den unterschiedlichen Reichweiten der Analyseperspektiven (1). Zum zweiten sollen zentrale Auslassungen beider Ansätze aufgezeigt werden. Dabei ist mein Einwand gegen Siebel, dass die von ihm vertretene »klassische« Perspektive der Stadtforschung ihrem Makro-Anspruch nicht gerecht werden kann, wenn sie sich auf »europäische« oder »westliche« Städte als (alleinigen) Gegenstand der Analyse beruft (2). In Bezug auf die »eigenlogische« Stadtforschung möchte ich zeigen, dass sie ihr kritisches Potenzial mindestens unausgeschöpft lässt, wenn sie dazu neigt, »Eigenlogik« als Essenz zu betonen (3). Entgegen jeder Essentialisierung stellt sich die Frage, wie (mögliche) »Eigenlogiken« produziert werden und wie sie sich in der Analyse rückbinden lassen an jene gesellschaftlichen Verhältnisse, innerhalb derer sie produziert und zum Ausdruck gebracht werden. Schließlich will ich (4) einen sehr kurzen theoretischen Ausblick wagen, wie die beiden Perspektiven sich in ein produktives Vermittlungsverhältnis bringen ließen-ohne sie darin auflösen zu wollen. Von Spannungsfeldern und Konfliktlinien »Ohne den Anspruch auf Totalität nehmen Praxis und Theorie das ›Wirkliche‹ hin, wie es ist, sie akzeptieren die ›Dinge‹, wie sie sind: fragmentarisch, geteilt, vonein-1. 1 Einwenden ließe sich hier allerdings, dass es etwas sehr Verschiedenes ist, ob wir von Widersprüchen auf begrifflicher Ebene sprechen, welche durch Reflexion lösbar sein können, oder ob wir von Widersprüchen auf der Ebene der Praxis sprechen (vgl. die Unter
Alltagstheoretische Wendungen im Feld der Internationalen Urbanistik
Interdisziplinäre Stadtforschung, 2021
Sabine Knierbein erforscht Transformationen des Alltagslebens und leitet daraus einen alltagstheoretischen Ansatz in der Internationalen Urbanistik ab. Forschende in den Urban Studies beziehen sich wiederholt auf die Werke Henri Lefebvres (1974, 1967, 1970). Sein im Hintergrund in drei Bänden angelegtes Jahrhundertwerk ›La Critique de la Vie Quotidienne‹ (1947, 1961, 1981) verbleibt jedoch weitgehend unterbelichtet, obwohl vielerorts empirische Befunde auf manifeste Transformationen des Alltagslebens in den Städten verweisen und alltagstheoretische Wendungen im Feld der Internationalen Urbanistik daher dringlich wären. Lefebvres Kritik des Alltagslebens wird im Beitrag in ihrem soziohistorischen Entstehungskontext beleuchtet und um jüngere alltagstheoretische Ansätze erweitert. Wieviel Lefebvre braucht die Urbanistik in krisengerüttelten, heutigen Zeiten noch? Welche Rolle spielt der Alltag in seiner frühen Kritik an Interdisziplinarität im positivistischen Forschungskontext der Stadtforschung? Können wir mit Hilfe seines Werkes den wichtigen urbanistischen Fokus auf das Alltagsleben und den gelebten Raum konstruktiv in das frühe 21. Jahrhundert bugsieren? Denn in der zweiten Dekade des frühen 21. Jahrhunderts scheint nichts mehr, wie es war. Vor allem das Alltagsleben nicht.
Städtebau als politische Kultur. Der Architekt und Theoretiker Hans Bernoulli – Textanthologie
2019
Wie kein anderer prägte Hans Bernoulli das genossenschaftliche und private Siedlungs- und Wohnungswesen der Schweiz. Der auch international äusserst einflussreiche Basler Architekt, Stadtplaner, Theoretiker und Hochschullehrer war ein homo politicus, sein Schaffen ethisch motiviert. Nach ersten Erfolgen mit Geschäfts- und Wohnhäusern in Berlin und Mitteldeutschland machte sich Hans Bernoulli bald mit städtebaulichen Arbeiten einen Namen. 1912 zum Chefarchitekten der Basler Baugesellschaft berufen, avancierte er zu einem der Pioniere des Kleinwohnungs- und Siedlungsbaus in der Schweiz. Darüber hinaus etablierte er den Städtebau als Lehrgebiet an der ETH Zürich. Die Publikation stellt Leben und Werk Hans Bernoullis in einen historischen Zusammenhang. Sie verortet die Komplexität seines Wirkens zwischen politisch-wirtschaftsreformatorischer und architektonisch-städtebaulicher Diskussion und unternimmt damit eine auch internationale Neupositionierung dieses wichtigen Schweizer Architekten. Die Monographie zu Hans Bernoulli entstand im Rahmen einer Forschungsarbeit des Master of Advanced Studies-Programms des Institut für Geschichte und Theorie der Architektur.