Das Fotobuch – eine Positionsbestimmung. Eine Durchsicht neuerer und älterer Buchpublikationen (original) (raw)

Neue Perspektiven der Fotobuchforschung. Editorial

Fotogeschichte, 2021

Die Fotografie der Gegenwart wird durch elektronische Medien und Bilder am Screen beherrscht. Es ist bemerkenswert, dass parallel dazu ein altes, analoges und haptisches Medium neue Aufmerksamkeit erfährt: das Fotobuch. Zahlreiche Verlage haben sich in den letzten Jahren auf die Produktion von Fotobüchern spezialisiert, Fotobuchmessen bieten Künstler*innen, Sammler*innen und Interessierten spezialisierte Foren der Öffentlichkeit. Historische wie zeitgenössische Fotobücher sind begehrte Sammelobjekte geworden. Die Beiträge dieses Themenhefts gehen der Frage nach, auf welche Weise sich die materiellen und medialen Verschränkungen zwischen Buch und Fotografie entschlüsseln lassen. Sie analysieren die narrativen und performativen Strategien des Lesens und Blätterns. Bewusst werden die herkömmlichen kunsthistorischen Instrumentarien der Forschung um Fragen der Rezeptionsästhetik, der Verlagsgeschichte und der Buchwissenschaft erweitert. Die Autorinnen und Autoren eröffnen in diesem Heft beispielhaft neue methodische und theoretische Einstiege in die gegenwärtige Fotobuchforschung. (Text: Jonas Verlag)

Drucksachen. Vorbemerkungen zu einer künftigen Fotobuch-Forschung

Burcu Dogramaci et al. (ed.): Gedruckt und erblättert. Das Fotobuch als Medium ästhetischer Artikulation seit den 1940er Jahren, Köln 2016, p. 22–33., 2016

Vor Kurzem wollte ich in einer Berliner Bibliothek jenes Buch einsehen, das anlässlich der Kölner Sonderausstellung The PhotoBookMuseum als Katalog erschienen war. 1 Noch von zu Hause aus versuchte ich über die Online-Datenbank dieses Buch in den Lesesaal zu bestellen. Doch bereits hier hätte ich skeptisch werden können. Denn es war gar nicht so einfach, mit dem eigentlich einprägsamen Stichwort des Buch-wie Ausstellungstitels das Gewünschte im Bibliothekskatalog aufzuspüren. Ich fand allerdings nicht zu wenig, sondern eher zu viel. Statt einer, wie man so sagt, "Medieneinheit", las ich dort von weit mehr als zwei Dutzend. Sie trugen alle denselben Namen, waren aber mit unterschiedlichen Signaturen versehen. Angesichts der finanziellen Ausstattung öffentlicher Bibliotheken ist wohl nicht damit zu rechnen, dass ein einziger Katalog fast dreißig Mal erworben wird. Ich bestellte also eher zufällig eine jener Signaturen und machte mich auf den Weg in den Lesesaal. Die Nutzungsbedingungen der von mir aufgesuchten Bibliothek sind strikt. Von den üblichen Nachschlagewerken abgesehen, befindet sich der gesamte Bestand dieser glänzend sortierten Bibliothek im Magazin. Mehr als zehn Bücher jedoch lassen sich nicht auf einmal bestellen. Das wiederum konnte mir egal sein, wollte ich doch nicht mehr als genau dieses eine Katalog-Buch in den Lesesaal bringen lassen. Ausgehändigt bekam ich von der Bibliothekarin aber einzig ein kleines, mehrfach gefaltetes Blatt. An Sorgfalt hatten es die Mitarbeiter nicht fehlen lassen: Stempel, Signatur, Barcode, vielleicht auch eine elektronische Diebstahlsicherung -alles war auf diesem unscheinbaren Stück Papier untergebracht. Nur eines fehlte: der ganze große Rest des Katalogs. Er stand, für mich gut sichtbar, auf einem Tresen im Hintergrund der Bücherausgabe. Meine nicht sehr überraschende Bitte, mir doch die ganze Box -denn als solche wurde dieser Katalog produziert -auszuhändigen, wurde mit der Antwort beschieden, ich habe nun einmal dieses eine Faltblatt, aber eben nicht mehr bestellt. Bestreiten konnte ich es nicht. Das PhotoBookMuseum ließ sich online einzig in Einzelteilen, jedoch nicht als ein Ganzes aus dem Magazin holen. So lagen zwischen mir und der schwarzen Box nicht allein zwei Meter räumlicher Abstand, sondern auch eine bibliothekarische Logik, die das raffinierte Spiel mit der Ordnung des Fotobuches, das die Herausgeber des PhotoBookMuseums angestiftet hatten, wortwörtlich nahm. In ihre einzelnen Bestandteile zerlegt, ließ sich unter den Bedingungen der von mir akzeptierten bibliothekarischen Nutzungsordnung -nicht mehr als zehn Bücher auf einmal! -diese Buchbox nur nach und nach einsehen, im mühsamsten Fall innerhalb von kaum weniger als drei Tagen. The PhotoBookMuseum, so schreiben die beiden Herausgeber Markus Schaden und Frederic Lezmi, "gives a tribute to the central form of

Das Kochbuch als Fotobuch. Theoretische Überlegungen und historiografische Sondierungen

Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 44. Bd., S. 267-317, 2018

Aus Perspektive des fotografisch illustrierten Kochbuchs wird die Ausrichtung der bisherigen Forschungsarbeiten zum Fotobuch problematisiert. Der Anspruch der Fotobuchforschung, das Feld der Fotografie für Wissenschaft, Museum und Kunstmarkt ganz neu zu ordnen, indem man das gedruckte, massenhaft verbreitete Bild in den Blickpunkt rückt, läuft ins Leere, solange an der Leitidee des Werks festgehalten werden. Unter dieser Voraussetzung bleibt eben unter vielem anderen das Foto im Kochbuch jenseits des Horizonts. In einer ersten Skizze der Geschichte des fotografisch illustrierten Kochbuchs möchte dieser Beitrag aufzeigen, warum es sich lohnt das Foto im Buch jenseits des Werkcharakters zu untersuchen. Um die Wende zum 20. Jahrhundert tritt das Foto ins Kochbuch ein, um die gekochten Umsetzungen von Rezepten aufzuzeigen und in Step-by-Step-Serien Tätigkeiten in der Küche zu lehren. Im Laufe der Fotografiegeschichte, befördert besonders durch die Durchsetzung der Farbe, werden die illustrativen Funktionen des Bildes immer mehr von dessen Eigenwert überlagert. Die Zahl und ästhetische Qualität der Bilder wird vom Layout in Szene gesetzt, um das Blättern im Kochbuch zu einem von der Kochpraxis relativ unabhängigen Genuss zu machen.

„Bereichsrezension im erweiterten Forschungskontext: Fotobuch“

Medienwissenschaft rezensionen, 2015

For the text cf. to: http://dx.doi.org/10.17192/ep2015.3.3704 For an extended and more thoroughly theoretical version of this review cf. my draft paper "Das Fotobuch – eine Positionsbestimmung. Eine Durchsicht neuerer und älterer Buchpublikationen", https://www.academia.edu/30599730/Das\_Fotobuch\_eine\_Positionsbestimmung.\_Eine\_Durchsicht\_neuerer\_und\_%C3%A4lterer\_Buchpublikationen