IFB-Rezension Herder und seine Wirkung (original) (raw)
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Das bereits längere Zeit (seit 2010!) angekündigte Handbuch zu Johann Gottfried Herder, herausgegeben von Stefan Greif unter Mitwirkung von Marion Heinz und Heinrich Clairmont, kommt zur rechten Zeit, da sich die Herder-Forschung derzeit in einer recht lebendigen Phase befindet. 1 So ist Herder nicht nur traditionell eine wichtige Figur in der Sprachphilosophie, 2 in der Geschichte der Übersetzungen 3 und der Rhetorik, 4 sondern auch in ver-1 Es erscheint auch seit Bd. 1 (1992) ein entsprechendes Jahrbuch: Herder-Jahrbuch = Herder yearbook. -Heidelberg : Synchron, Wissenschaftsverlag der Autoren. -Zuletzt: 12 (2014) / hrsg.
IFB-Rezension Wolfgang Harich Herder und die Aufklärung
EDITION 14-2 Schriften aus dem Nachlass Wolfgang Harichs / mit weiteren Dokumenten und Materialien hrsg. von Andreas Heyer. -Marburg : Tectum-Verlag. -22 cm [#3641] Bd. 4. Herder und das Ende der Aufklärung / Wolfgang Harich. -2014. -638 S. : Ill. -ISBN 978-3-8288-3155-1 : EUR 39.95 Der Marxist Wolfgang Harich (1923 -1995) 1 gehört sicherlich zu den schillerndsten Figuren der deutschen Geistesgeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Stark beeinflußt von Nicolai Hartmann, verfocht Harich einen in mancher Hinsicht sehr orthodoxen Marxismus, der ihn aber doch in Gegensatz zur offiziellen DDR-Ideologie brachte, die in der Philosophie danach von Personen wie seinem Studienkollegen Kurt Hager verkörpert wurde, später sogar in Gegensatz zu gewissen Öffnungstendenzen des DDR-Kulturbetriebs. Letzteres wurde besonders an Harichs massiver Abwehr einer Nietzsche-Renaissance in der späten DDR deutlich, die sich deutlich den Klischees der älteren sogenannten Irrationalismus-Kritik à la Georg Lukács verdankte, mit dem Harich eng zusammengearbeitet hatte. 2 Dennoch hat Harichs Nietzsche-Auseinandersetzung ihren eigenen Reiz, den man z.B. in dem interessanten Band Nietzsche und seine Brüder verspüren kann. 3 Harich war Lukács' Lektor beim Aufbau-Verlag gewesen, und bis er 1956 wegen der Bildung einer "konterrevolutionären Gruppe" (wie das damals hieß) verhaftet wurde und für zehn Jahre im Gefängnis verschwand,
IFB-Rezension Wolfgang Harich Nachgelassene Schriften Herder
EDITION 17-2 Schriften aus dem Nachlass Wolfgang Harichs / mit weiteren Dokumenten und Materialien hrsg. von Andreas Heyer. -Marburg : Tectum-Verlag. -22 cm [#3641] Bd. 1. Frühe Schriften Teilbd. 2. Von der "Täglichen Rundschau" zu Herder. -2016. -S. 631 -1236 : Ill. -ISBN 978-3-8288-3856-7 : EUR 39.95 Der Kommunist Wolfgang Harich (1923 -1995) war eine ausgesprochen interessante Figur der Geistesgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der sich mit vielen Aspekten der Geistes-und Literaturgeschichte aus einer marxistischen Perspektive befaßte. Zu seinen Forschungsgegenständen gehörten nicht nur Philosophen wie Nicolai Hartmann oder Ludwig Feuerbach, sondern auch ein bedeutender Autor der Sattelzeit um 1800 wie Jean Paul. In seinem Nachlaß fanden sich umfangreiche Vorlesungsmanuskripte und Notizen zur Philosophiegeschichte von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, die einen sehr guten Einblick in ein Segment der philosophischen Lehre in der Frühzeit der DDR liefern. 1 Der vorliegende Band 2 ist der zweite Teilband des ersten Bandes der Frühen Schriften aus dem Nachlaß, dessen Seitenzählung mit S. 631 beginnt. 3 1 Exemplarisch sei auf die in IFB besprochenen Bände verwiesen: Schriften aus dem Nachlass Wolfgang Harichs / mit weiteren Dokumenten und Materialien hrsg. von Andreas Heyer. -Marburg : Tectum-Verlag. -22 cm [#3641]. -Bd. 4. Herder und das Ende der Aufklärung / Wolfgang Harich. -2014. -638 S. : Ill. -
IFB-Rezension zu Herder : aesthetics against imperialism / John K. Noyes
Herder : aesthetics against imperialism / John K. Noyes. -Toronto [u.a.] : University of Toronto Press, 2015. -402 S. : Ill. ; 24 cm. -(German and European studies). -ISBN 978-1-4426-5038-1 : $ 75.00 [#4642] Der deutsche Theologe, Denker und Schriftsteller Johann Gottfried Herder (1744 1803) 1 ist im Laufe seiner Wirkungsgeschichte auf ganz unterschiedliche Weise gedeutet und auch vereinnahmt worden. 2 Am bekanntesten ist wohl der Versuch, Herders Denken mit dem modernen Nationalismus oder auch Irrationalismus und Kulturrelativismus kurzzuschließen, um ihm so eine Art geistige Ahnherrenschaft für politische Entwicklungen des 20. Jahrhunderts zuzuschreiben, die mit seiner eigenen Auffassung indes herzlich wenig zu tun haben. Diese Vorgehensweise wurde natürlich sowohl von Parteigängern eines mehr oder weniger fanatischen Nationalismus wie von den Gegnern insbesondere des Nationalsozialismus praktiziert. Man kann so sagen, daß die Deutungen von Herder und auch in mancher Hinsicht geistesverwandter Autoren wie Hamann, aber auch der später auftretenden Romantiker, allzu oft von den politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und ideologischen Voraussetzungen her vorgenommen wurden.
IFB-Rezension Herders christlicher Monismus / Claas Cordemann.
Die Bedeutung Herders in der Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts ist unbestritten groß. Sein sehr heterogenes Werk hat sich aber früh nicht als von einer einheitlichen Konzeption getragen dargestellt. Die Herder-Forschung der letzten Jahre hat jedoch im internationalen Rahmen immer stärker deutlich gemacht, daß "sich überhaupt so etwas wie eine Einheit in Herders Werk rekonstruieren lässt", wie der Verfasser der vorliegenden Dissertation bemerkt (S. 3). Diese letzte Einheit könne, so die Argumen-tation der Arbeit von Claas Cordemann, erst aus der theologischen Perspektive auf sein Werk gewonnen werden. Herder denke nämlich den Menschen immer auch in seinem Verhältnis zu Gott als dem Urgrund der Welt, so daß es Cordemann darum gehen muß, die Anthropologie, Geschichtsphilosophie und Kulturtheorie Herders auf ihren "theologischen Begründungszusammenhang" hin zu beleuchten (S. 2). Aus dieser Rekonstruktion gehe ein Herder hervor, der als Denker von Format bezeichnet werden könne, selbst im Vergleich zu Friedrich Schleiermacher, der ihn rezeptionsgeschichtlich in der Theologie immer noch überstrahle. Die Arbeit gliedert sich sehr klar in vier Kapitel: I. Herders Anthropologie, II. Die metaphysische Fundierung von Herders Natur-und Kulturtheorie, III. Humanität und Religion und IV. Humanität und Christologie. Dem wird noch ein Rückblick und Ausblick betiteltes Schlußkapitel angefügt. Für Cordemann ist die These leitend, daß Herder in seiner Kultur-und Naturtheorie auf einer "spinozanisch inspirierten Metaphysik" gründet, die Herder selbst als eine "erfahrungstheoretische Neuformulierung der Logos-christologie" verstanden habe (S. 4). Herders Humanitätsvorstellung sei als Versuch einer Retheologisierung zu deuten, weil Humanität von Herder als
IFB-Rezension Heidegger-Handbuch
Heidegger-Handbuch : Leben -Werk -Wirkung / Dieter Thomä (Hrsg.). Unter Mitarb. von Florian Grosser ... -2., überarb. und erw. Aufl. -Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2013. -XX, 604 S. ; 25 cm. -ISBN 978-3-476-02268-4 : EUR 59.95 [#3220] Das von Diether Thomä herausgegebene Heidegger-Handbuch war schon in der ersten Auflage, die vor zehn Jahren erschien, 1 ein höchst wertvolles und informatives Kompendium des Wissens über Heidegger und seine Rezeption. Die zweite Auflage ist nun noch besser, da sie einige Umstrukturierungen vorgenommen hat, auch ergänzt und erweitert wurde. Vor allem ist auch dem seither weitergehenden Interesse der Forschung an Heideggers Philosophie mittel durchgängig aktualisierter Bibliographien Rechnung getragen worden, so daß man sich mit dem Handbuch sehr gut über den aktuellen Forschungsstand informieren kann. Eine Neuauflage des verdienstvollen Informationsmittels war aus mehreren Gründen notwendig geworden. Denn erstens sind seither eine stattliche Zahl von Briefwechseln, aber auch weitere Bände der Gesamtausgabe mit Vorlesungs-und Seminartexten Heideggers publiziert worden, die das Gesamtbild des Denkers in seiner Zeit weiter differenzieren und erhellen. Dazu gehören etwa die Briefwechsel mit Kurt Bauch oder Rudolf Bultmann, um nur zwei Beispiele zu nennen. 2 An Seminartexten sind etwa solche zu
IFB-Rezension Reimar Lacher, Gleim und sein König Friedrich II
der Halberstädter Canonikus, ist eine zentrale Figur des literarischen Lebens im 18. Jahrhundert. Davon zeugt sein ausgesprochen umfangreicher Briefwechsel mit zahlreichen Zeitgenossen, 1 seine Büchersammlung, 2 aber auch der berühmte Freundschaftstempel, eine eindrucksvolle Sammlung von Porträts zeitgenössischer Dichter und Gelehrter, die in Verbindung mit Gleim standen. 1719 geboren und 1803 gestorben, umspannt Gleims Leben das achtzehnte Jahrhundert in allen wesentlichen Aspekten. Er war Förderer vieler jüngerer Dichter und dabei oft verständnisvoller als etwa Wieland, wie im Falle Wilhelm Heinses. 3 1 Siehe dazu auch Johann Wilhelm Ludwig Gleim -der verkannte Briefschreiber / Uwe Hentschel. // In: Vom Lieblingsautor zum Außenseiter : ein Beitrag zur Kanondebatte des 18. Jahrhunderts / Uwe Hentschel. -Frankfurt am Main [u.a.] : PL Academic Research, 2015. -314 S. ; 21 cm. -ISBN 978-3-631-65782-9 : EUR 59.95 [#4019], S. 121 -142. -Rez.: IFB 15-1 http://ifb.bsz-bw.de/bsz425994031rez-1.pdf 2 Frühneuzeitliche Bibliotheken als Zentren des europäischen Kulturtransfers / Claudia Brinker-von der Heyde H (Hg.). -Stuttgart : Hirzel, 2014. -281 S. : Ill., graph. Darst., Kt. ; 24 cm. -(Germanistik). -ISBN 978-3-7776-2251-4 : EUR 49.00 [#3883]. -Rez.: IFB 14-4 http://ifb.bsz-bw.de/bsz403372224rez-1.pdf sowie weiterhin die grundlegende Studie Johann Wilhelm Ludwig Gleim und die gesellige Sammlungspraxis im 18. Jahrhundert / Diana Stört.
IFB-Rezension Hermann Gunkel / Konrad Hammann.
BIOGRAPHIE 14-2 Hermann Gunkel : eine Biographie / von Konrad Hammann. -Tübingen : Mohr Siebeck, 2014. -XII, 439 S. : Ill. ; 24 cm. -ISBN 978-3-16-150446-4 : EUR 49.00 [#3560] Der Münsteraner Professor für Systematische Theologie Konrad Hamann ist bereits mit der Biographie eines anderen bedeutenden Theologen hervorgetreten, die bereits in dritter Auflage vorliegt. Es handelt sich dabei um die Lebensbeschreibung Rudolf Bultmanns, der zweifellos einer der wirkungsmächtigsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts war. 1 Nun legt er mit einer Biographie zu Hermann Gunkel (1862 -1932) nach, 2 der in der Generation nach Julius Wellhausen, dessen Briefwechsel erst kürzlich ediert wurde, 3 zu den bedeutendsten Bibelwissenschaftlern evangelischer Konfession gehörte. 4 Wellhausen war es auch, der sich als Vertreter einer früheren Generation von Bibelwissenschaftlern höchst kritisch zu Methode und Ergebnis von Gunkels Forschungen äußerte. Die Notwendigkeit für Gunkel und seine Mitstreiter, sich von Wellhausen und dessen Schülern abzusetzen, wird noch lange spürbar bleiben (vgl. etwa S. 291).
IFB-Rezension Lenz Prütting Homo ridens
Lachen 16-4 Homo ridens : eine phänomenologische Studie über Wesen, Formen und Funktionen des Lachens / Lenz Prütting. -4. Aufl. als erw. Neuausg. -Freiburg ; München : Alber, 2016. -2019 S. ; 22 cm. -(Neue Phänomenologie ; 21). -ISBN 978-3-495-48829-4 : EUR 99.99 [#4857] Die Funktion des Lachens gehört zu jenen Phänomenen, die von besonderer kulturanthropologischer Bedeutung sind. Denn das Lachen ist keine einfache Sache, sondern erstaunlich komplex und von großer Aussagekraft über soziale Beziehungen und geistige Haltungen. Es ist sicher nötig, will man hier zu einer umfassenden Analyse gelangen, sich mit unterschiedlichsten Theorien und Erscheinungsformen des Lachens und der Komik zu beschäftigen. So gibt es bestimmte Interpretationsrichtungen wie die von Victor Raskin, die den Versuch unternommen haben, der Humorforschung eine solide Grundlage zu geben. 1 Dies kann aber in kürzerer essayistischer Form geschehen, wie etwa bei Frank Lisson 2 oder Friedrich Georg Jünger, 3 in Form von Spezialuntersuchungen zu literarischen Formen 4 oder auch in komparatistischer Perspektive, indem etwa das Komische in Literatur und Musik in den Blick genommen wird. 5