Weblogs: Logbucher der Forschung und Foren fur den wissenschaftlichen Diskurs (original) (raw)
Weblogs stellen eine neue Möglichkeit dar, über Wissenschaften zu schreiben. Wissenschaftsbezogene Weblogs sind eine kleine, liebevoll gepflegte Publikationsform. Sie unterscheiden sich von anderen populärwissenschaftlichen und wissenschaftsjournalistischen Annäherungen an die Forschung, auch wenn sie Anleihen von diesen Publikationsformen nehmen. Das betrifft etwa das Bemühen, sich für ein breiteres Publikum verständlich auszudrücken. Es gibt aber Kennzeichen, die Weblogs als Publikationsform auszeichnen: Diese haben insbesondere mit ihrer Diskursivität zu tun. Dadurch werden Blogpostings zu Texten einer ganz speziellen Art. Die Kennzeichen und die daraus folgenden textlichen Merkmale werde ich im Folgenden skizzieren. Da ist zunächst die typische Subjektivität von Weblogs. Der Autor oder die Autorin reiten ein Steckenpferd. Wissenschaftsblogger suchen sich ein Thema, wie etwa den Klimawandel, die Chronobiologie, die Hirnforschung oder den Diskurs zwischen den ›zwei Kulturen‹, um sich ihm nach Lust und Laune anzunähern. Kein Agent, kein Lektor und kein Verlagsprogramm sind dazwischengeschaltet, um die Äußerungswilligkeit des Schreibers zu formen. Das ist für das traditionelle Verlags-und Mediengeschäft zunächst einmal irritierend, denn damit fallen auch die üblichen Formen der Qualitätskontrolle weg: das Lektorieren, das Redigieren oder das Vier-Augen-Prinzip im Journalismus. Blogs missachten also systematisch eigentlich genau jene Erfahrung, die jeder Schreiber macht: dass Texte besser werden, wenn vor Veröffentlichung noch einmal jemand gegenliest und kommentiert.