Museumsgeschichte 1750–1950 Kommentierte Quellentexte (original) (raw)

„Ein alter Besitz des Museums“ – Die Geschichte einer Wiederentdeckung [S. 9–14], in: A. Dostert – N. Franken – U. Peltz, „Ein seltenes und interessantes Stück“. Die erste antike Großbronze der königlichen Kunstsammlungen in Berlin und Potsdam, Jahrbuch der Berliner Museen 50, 2008, 9–24.

Summary: A bronze boy's head from the holdings of the Antikensammlung - Staatliche Museen zu Berlin forms the subject of the present study. Long regarded as a Greek original of the Severe Style, the head has been considered a classicist work of the Roman period for a little more than thirty years. In addition to the changes in its historical classification in the course of more than one hundred years of archaeological art studies, the question of its origin will be examined here. The collection history of the hitherto provenanceless head proves to be extremely interesting and complex. Following the preliminary work of Norbert Franken, who traces the history of the head back to the year 1801, Astrid Dostert succeeds in proving that the bronze, which was supplemented as a female bust at the time, was once part of the important collection of antique sculptures owned by the French cardinal, diplomat and scholar Melchior de Polignac (1661 - 1741), which was acquired by Frederick II for the Royal Prussian Art Collections one year after the collector's death. The study ends with a technical description of the condition and the interpretation of technical manufacturing features by the metal conservator of the Collection of Classical Antiquities, Uwe Peltz. Zusammenfassung: Ein bronzener Knabenkopf aus dem Bestand der Antikensammlung – Staatliche Museen zu Berlin bildet den Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Der lange als ein griechisches Original des Strengen Stils angesehene Kopf gilt seit etwas mehr als dreißig Jahren als ein klassizistisches Werk römischer Zeit. Neben dem Wandel seiner historischen Einordnung im Verlauf von über einhundert Jahren archäologischer Kunstwissenschaft soll hier vor allem die Frage seiner Herkunft untersucht werden. Dabei erweist sich die Sammlungsgeschichte des bislang provenienzlosen Kopfes als überaus interessant und vielschichtig. Nach den Vorarbeiten von Norbert Franken, der die Geschichte des Kopfes bis in das Jahr 1801 zurückverfolgt, gelingt Astrid Dostert der Nachweis, daß die seinerzeit als Frauenbüste ergänzte Bronze einst Teil der bedeutenden Sammlung antiker Skulpturen aus dem Besitz des französischen Kardinals, Diplomaten und Gelehrten Melchior de Polignac (1661 – 1741) war, die ein Jahr nach dem Tode des Sammlers durch Friedrich II. für die königlich-preußischen Kunstsammlungen erworben wurde. Die Untersuchung endet mit einer technischen Zustandsbeschreibung und der Interpretation herstellungstechnischer Merkmale durch den Metallrestaurator der Antikensammlung Uwe Peltz.

Einführung: Zeitgeschichte im Museum (2021)

Die Publikation ist in drei Kapitel unterteilt: „Menschen ins Museum bringen. Barrieren abbauen“ beinhaltet zwei Beiträge, die grundlegende Fragen aufwerfen. Der erste Beitrag erkundet, warum Menschen nicht ins Museum kommen, während der zweite am Beispiel von Bibliotheken zeigt, was Kulturinstitutionen tun können, um sich neu zu erfinden. „Das 20. und 21. Jahrhundert ausstellen. Relevanz erzeugen“ stellt drei Projekte vor, die von den Erfahrungen berichten, Zeitgeschichte in den Kern einer Dauerausstellung zu stellen. Das dritte Kapitel „Das Publikum im Blick. Vermittlung und Partizipation“ führt die Frage fort, wie Museen mit ihren Inhalten Menschen erreichen und emotional berühren können. Wie können Menschen einbezogen und begeistert werden? Die Artikel widmen sich den Fragen der Partizipation, Interaktion und Inklusion. Die Projektvorstellungen erzählen viel aus der Praxis des Alltags und dem direkten Austausch mit Besucher*innen jeden Alters. Diese Erfahrungen enthalten viele Erkenntniswerte, die sich auf zahlreiche Bereiche der Museumsarbeit übertragen lassen: auf Augenhöhe dem Gegenüber begegnen, einen persönlichen Bezug herstellen und nachhaltige Erlebnisse gestalten.

3. Das Museum als bürgerliche Bildungs- und Sammlungsinstitution (1821–1850)

Dinge sammeln, Wissen schaffen, 2017

Mit der Eröffnung des Naturwissenschaftlichen Museums bestand im Kanton Basel erstmals eine öffentliche Sammlungsinstitution, deren Hauptzweck in der Lehre und Forschung in den naturwissenschaftlichen Fächern auf Basis von Sammlungen und Sammlungsgegenständen bestand. Bernoulli und Merian waren nicht nur die ersten Professoren für naturwissenschaftliche Fächer an der Universität, sie waren auch die ersten Personen in der Stadt Basel, die beruflich für die Verwaltung eines Museums zu sorgen hatten. Als solches trugen sie die Verantwortung für den Unterhalt und die Aufbewahrung der ihnen anvertrauten Sammlungen und Objekte. Dafür bedurfte es aber eine Professionalisierung der Arbeit im Museum. Die erste Maßnahme hierzu bildete die Formulierung eines Museumsgesetzes, durch welche der Betrieb im Museum, sein Zweck und sein Verhältnis zu den bestehenden Bildungsinstitutionen geregelt und schriftlich festgehalten werden sollte. Eine weitere Maßnahme der Museumsverantwortlichen war es, die Öffentlichkeit, das heißt die Bürgerschaft, zur Förderung des Musemsbetriebs zu mobilisieren. Die gewünschte Unterstützung bestand zum einen in der finanziellen und materiellen Unterstützung des Museums durch Schenkungen von Geld, Büchern oder Sammlungsgegenständen. Zum anderen sollte die Bürgerschaft aktiv an dem sich aus dem Naturwissenschaftlichen Museum entwickelnden Diskurs über den Nutzen und die Notwendigkeit des naturwissenschaftlichen Wissens partizipieren. Dies konnte aber nur erreicht werden, wenn die Öffentlichkeit vom allgemeinen Nutzen des Museums und den durch sie repräsentierten Wissensbereichen für die ganze Gesellschaft überzeugt werden konnte. Die Überzeugungsarbeit war umso mehr nötig, als dass der allgemeine Nutzen der Naturwissenschaften unter der Bürgerschaft Basels nach wie vor infrage gestellt wurde. Im folgenden Teil geht es somit um jene Prozesse, Strategien und Praktiken, durch welche die Museumsverantwortlichen das Museum als die zentrale Sammlungs-und öffentliche Bildungsinstitution in den Naturwissenschaften zu etablieren und gleichzeitig die Öffentlichkeit vom Nutzen der Wissenschaften für die ganze Gesellschaft zu überzeugen versuchten.