Julia Chatzipanagioti-Sangmeister, «Netzwerke, Informationskanäle und Rezeption des Anderen in Reiseberichten des 18. Jahrhunderts über Zypern», στο: R. von Bendeman / A. Gerstenberg et al. (επιμ.), Konstruktionen mediterraner Insularitäten, Berlin: Fink/Schöningh, 2016, σ. 161-173. (original) (raw)
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2021
Gustave Dorés Illustrationen von Werken weltliterarischen Rangs wie Dantes Divina Commedia, Cervantes Don Quijote, Miltons Paradise Lost und der Bibel gehören zu den bekanntesten der Buchkunst des neunzehnten Jahrhunderts. Mit seiner Inszenierung von Licht und Schatten, dem seichten Glühen von Helligkeit im Zentrum der Szene, in der sich die Figuren befinden und den starken Schraffierungen, die stets den Hintergrund in den Vordergrund bedrohlich einfallen lassen, entsteht ein Wechselspiel des Göttlichen und Teuflischen (Abb. 1). Mit seiner plastischen Illustrationstechnik erweckte Doré nicht nur die epischen Verse von Dante und Milton zu neuem Leben, er verwandelte auch den Roman Atala von Chateaubriand in ein Naturgemälde, in dem die Figuren wie in einem urzeitlich-verwachsenen, grünen Kokon eingehüllt sind (Abb. 2). Dem Betrachtenden wird durch die visuelle reécriture eine romantische, schaurig-schöne und einsame Inselwelt vor Augen gestellt. Bernardins de Saint-Pierres Paul et Virginie, ein Roman, dem Chateaubriand große Aufmerksamkeit schenkte und sich explizit auf ihn in seiner Poetologie berief, erfuhr ebenfalls eine Neuinterpretation durch den Maler Henri Pierre Léon Pharamond Blanchard, der 1844 ein imposantes, wenn auch relativ kleines Ölgemälde anfertigte, das die beiden Liebenden inmitten einer warmleuchtenden Aura von verschiedenen Grüntönen und pastellfarbenem Himmel zeigt (Abb. 3). Dass sich Buchillustrationen und die Malerei mit dem subtropischen Insel-Sujet der beiden Autoren auseinandersetzten, ist kein Zufall. Ihren Romanen ist das Bildliche eingeschrieben. Chateaubriands poetologische Reflexionen über die Dichtung gründen auf der Analogie zur Malerei, ebenso Bernardin de Saint-Pierres, auch wenn diese sich eher intrinsisch aus dem literarischen Werk erschließen. Im Folgenden soll gezeigt werden, wie sich kunsttheoretische Reflexionen in der schriftstellerischen Tätigkeit beider Autoren niederschlagen. Die These ist, dass sich ihre Romanpoetik an dem Handwerk von Zeichnern und Malern orientiert. Ich werde mich insbesondere auf die Überlegungen Diderots und Watelets zur Skizze stützen, um zu zeigen, dass in den Romanen Atala und Paul et Virginie nicht die Poetik eines Naturgemäldes im Sinne des Tableaus zum Tragen kommt, sondern dass das Changieren zwischen skizziertem Entwurf und vollendetem Bild auf der Ebene des Erzählten verhandelt wird.
Bachelor Thesis, 2023
Zypern war die letzte Zwischenstation im Mittelmeer für Pilgerfahrten mit dem Schiff nach Jerusalem. Anhand einer Auswahl von 14 Texten aus dem deutsch- und französischsprachigen Raum soll untersucht werden, wie die Pilger ihren Aufenthalt auf Zypern wahrnahmen und verglichen werden, inwiefern dabei soziale und geographische Herkunft eine Rolle spielten. In der Forschung wurden mehrfach aus Reiseberichten Auszüge zu Zypern zusammengestellt. Diese wurden jedoch noch nicht systematisch ausgewertet, obwohl durch den organisierten Charakter der Schiffsreisen der äußere Rahmen wie Aufenthaltsdauer und Routen gut vergleichbar ist. Aus der sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts häufenden Anzahl an Pilgerberichten wurde mit den Jahren 1460-90 ein Zeitfenster von 30 Jahren ausgewählt; eine Zeit, in der Zypern vom Lusignan-Königreich zum Teil der Seerepublik Venedig wurde und das Osmanische Reich expandierte. Aus einem alltagsgeschichtlichen Blickwinkel werden die Reisebedingungen, d.h. Routen, Fortbewegung, Verpflegung und das Thema Krankheit untersucht. Anschließend werden die Interessen der Pilger verfolgt: Wallfahrtsorte, der Hof und die Politik, die Rezeption von Geschichte und Mythologie sowie Handel und Wirtschaft nahmen einen hohen Stellenwert ein. Dabei zeigt sich, dass die Berichte keineswegs stereotyp sind, zumindest was die Schilderung des Aufenthalts auf Zypern betrifft. Für die Wahrnehmung der Insel Zypern spielte das eigene soziale und sprachliche Umfeld der Pilger nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen waren Neugier, Offenheit für Neues und das eigene Interesse leitend für die unterschiedlichen Beobachtungen und Berichte, obwohl die Pilger auf vergleichbaren Routen unterwegs waren. Cyprus was the last stop in the Mediterranean for pilgrimages by ship to Jerusalem. Based on 14 selected texts from the German and French-speaking regions, this study examines how the pilgrims perceived their stay in Cyprus and compares how far social and geographical background played a role. In research, excerpts on Cyprus have been compiled several times from travel reports. However, these have not yet been systematically analyzed, although the organized nature of the ship voyages makes the external framework, such as length of stay and routes, comparable. From the increasing number of pilgrimage reports in the second half of the 15th century, a period of 30 years was selected, covering the years 1460-90; a period in which Cyprus went from being a Lusignan kingdom to being part of the Maritime Republic of Venice and the Ottoman Empire was expanding. From an everyday historical perspective, the conditions of travel, i.e., routes, movement, food, and the issue of disease are examined. The interests of the pilgrims are then studied: Places of pilgrimage, the court and politics, the reception of history and mythology, as well as trade and economy were found to be important. It becomes apparent that the accounts are by no means stereotypical, at least regarding the description of the stay in Cyprus. The pilgrims' own social and linguistic context played only a subordinate role in their perception of the island of Cyprus. Instead, curiosity, openness to new things and their own interests were the guiding principles for the different observations and reports, although the pilgrims traveled along comparable routes.
in: Abrahams Erbe – Konkurrenz, Konflikt und Koexistenz der Religionen im europäischen Mittelalter, hrsg. von Klaus Oschema, Ludger Lieb und Johannes Heil (Das Mittelalter 2), Berlin/München/Boston 2014, S. 305-319.
Im spätmittelalterlichen Zypern, wo eine multikonfessionelle und transkulturelle Bevölkerung unter der Herrschaft der ursprünglich französischen Lusignan lebte, spielten die Mitglieder der vier großen Mendikantenorden, der Dominikaner, Franziskaner, Karmeliter und Augustiner-Eremiten, eine bedeutende Rolle als Seelsorger der lateinischen Christen sowie als Beichtväter, Berater und Diplomaten im Dienste der Könige. Zugleich erwarteten die Päpste wie auch die Ordensoberen und Ordensgelehrten, dass die Brüder die Missionierung der ‚griechischen Schismatiker' durchführten. Dieser Aufgabe widmeten sich jedoch offensichtlich ausschließlich auswärtige Prediger, die zeitweilig als päpstliche Legaten, Missionare oder Prälaten nach Zypern kamen. Des Öfteren kam es aufgrund ihres provokanten Vorgehens gegen die nicht-lateinischen Christen der Insel zu Eklats oder gar Aufständen. Demgegenüber scheinen sich die lokalen, aus der Region stammenden oder langfristig in Zypern lebenden Mendikanten nicht an Bekehrungsversuchen beteiligt zu haben. Vielmehr sprechen einige Indizien für gute Kontakte zur griechischen Bevölkerung. Zurückzuführen ist diese Konstellation auf die pragmatische Toleranz der Lusignankönige gegenüber ihren orthodoxen und ostkirchlichen Untertanen, die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts zu einer im lateinischen Osten singulären rechtlich abgesicherten, friedlichen Koexistenz der verschiedenen Glaubensgruppen geführt hatte und der sich die vom König großzügig geförderten Mendikanten anschlossen, während die auswärtigen Prediger ihre Missionsabsichten oft auf königliche Intervention hin aufgeben mussten.