Lamotrigin bei Frauen mit Epilepsie (original) (raw)

Lamotrigin bei Frauen

Der Nervenarzt, 2007

Durch die Einführung neuer Antiepileptika (AED) wurden die Therapiechancen bei Epilepsien kontinuierlich verbessert. AED unterscheiden sich hinsichtlich ihrer therapeutischen Breite (Wirksamkeit gegen verschiedene Anfallsformen), wodurch das für einen Patienten prinzipiell in Frage kommende AED-Repertoire definiert wird. Die Entscheidung für das individuell optimale Medikament richtet sich dann nach den Nebenwirkungsspektren, die bei AED sehr verschieden sind. Epilepsie ist in der Regel eine chronische Erkrankung, die eine meist jahrelange, manchmal lebenslange Behandlung erfordert. Studien zeigen, dass die Lebensqualität von Menschen mit Epilepsie stärker durch die Verträglichkeit bzw. Nebenwirkungen von AED bestimmt wird, als durch die Häufigkeit epileptischer Anfälle [1]. Deshalb ist die Langzeitverträglichkeit eines AED von besonderer Bedeutung für die individuelle Medikamentenwahl.

[Valproate for treatment of women with epilepsy: recommendations of the German Society for Epileptology]

Der Nervenarzt

Aktuelle Daten sprechen für eine dosisabhängige komplexe Teratogenität von Valproat (VPA). Neben dem langjährig bekannten Risiko für große Fehlbildungen deuten neuere Untersuchungen darauf hin, dass VPA auch zu einer Intelligenzminderung des Kindes beitragen kann. Auch wenn die Daten zur kognitiven Teratogenität von VPA noch als vorläufig einzuschätzen sind, ergibt sich eine strenge Indikationsstellung für VPA bei Frauen im gebärfähigen Alter in der Epilepsiebehandlung. Die Situation ist besonders dann schwierig, wenn Frauen unter VPA langjährig anfallsfrei waren, und die Risiken einer Umstellung gegen das teratogene Potenzial der Substanz abgewogen werden müssen. Ein Anfallsrezidiv ist bei zuvor anfallsfreien Patienten mit diversen u. a. psychosozialen Problemen assoziiert, über das im Vorfeld sorgfältig aufgeklärt werden muss. Diese Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie fasst die aktuellen Daten zur Teratogenität von VPA zusammen und gibt Empfehlungen für den Einsatz von VPA in verschiedenen klinischen Situationen unter Berücksichtigung des Epilepsiesyndroms, der VPA-Dosis, der medikamentösen Alternativen und der individuellen psychosozialen Situation. Gleichzeitig wird auf die Bedeutung des EURAP-Projektes hingewiesen, das neben großen Fehlbildungen auch die kognitive Entwicklung nach intrauteriner Antiepileptika-Exposition untersucht.

Soziofamiliäre und epilepsiespezifische Belastungen von Frauen mit Epilepsie

Der Nervenarzt, 2001

ABSTRACT Von 1976 bis 1998 wurde in Berlin eine prospektive Längsschnittstudie zur Entwicklung von Kindern von an Epilepsie erkrankten Frauen durchgeführt. Nach im Mittel 18 Jahren nach der Geburt der Studienkinder wurden die somatischen, psychischen und sozialen Beeinträchtigungen auch der Mütter (n=59) im Vergleich zu der Kontrollgruppe (n=44) untersucht. In den Familien der Epilepsie- und der Kontrollgruppe gab es keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit von Trennungen, Scheidungen oder Arbeitslosigkeit der Partner. Auch in der aktuellen psychischen Lebensqualität (SF-36) sowie den internalen oder externalen Kontrollüberzeugungen (FKK) waren die Mütter in beiden Gruppen statistisch vergleichbar. Signifikante Unterschiede zeigten sich aber in krankheitsnäheren Aspekten der Lebensqualität. Trotz Verbesserung des Krankheitsstatus bei etlichen Müttern (Rückbildung der Epilepsie bei 28% der ehemaligen Epilepsiegruppe) klagten die Mütter der Epilepsiegruppe signifikant häufiger über körperliche Beschwerden (GBB) und niedrigere körperbezogene Lebensqualität (SF-36). Sie berichteten häufiger von ungünstigen familiären Ereignissen (FAI) und zeigten ein niedrigeres Selbstwertgefühl und ungünstigere Kompetenzüberzeugungen (FSKN). Auch hatten sie eine niedrigere Schul- und Berufsausbildung und waren seltener erwerbstätig. Sowohl in einem epilepsiebezogenen als auch in einem allgemeinen Fragebogen zur Lebensqualität (QOLIE-10 und SF-36) erwiesen sich die Schwere der Anfälle (NHS3) sowie ein früher Beginn der Epilepsie als bedeutsamste Risikofaktoren bei Frauen mit aktiver Epilepsie. The Berlin longitudinal study on teratogenic effects of maternal epilepsy was conducted on children in 1976. Approximately 18 years later, 103 of these children's mothers were reassessed with regard to somatic, psychological, and social well-being or impairment. The families with previously diagnosed epileptic mothers (n=59) and control families (n=44) did not statistically differ in rates of family separation, divorce, or unemployment of the partners. There were also no significant differences in the mothers' current psychological quality-of-life status (SF-36) or their beliefs on internal or external disease control (FKK). There were, however, group differences in more closely illness-related aspects. In spite of an appreciable remission rate of 28% over the past 17 years, significantly more mothers in the epilepsy group still reported physical infirmities (GBB), reduced body-related quality of life (SF-36), and more family stress events (FAI). Their self-esteem and competence-related beliefs (FSKN) were significantly lower. They also tended to have a lower level of education or professional training, and some had never been employed. When measuring quality of life, severity of seizure (NHS3) and early epilepsy onset are the major risk factors, regardless of whether one uses epilepsy-specific (QOLIE-10) or general quality-of-life questionnaires (SF-36).