Strategic Unionism???Aus der Krise zur Erneuerung der Gewerkschaften. Umrisse eines Forschungsprogramms (original) (raw)

Die strategische Wahl der Gewerkschaften - Erneuerung durch Organizing?

WSI-Mitteilungen, 2008

Vor dem Hintergrund einer tiefen Krise gewerkschaftlicher Repräsentation fragt der Beitrag nach Ansatzpunkten einer Erneuerung von Organisationsmacht. Gewerkschaften werden als Akteure betrachtet, die eine strategische Wahl bei der Erschließung neuer Machtressourcen besitzen. Organizing-Konzepte, wie sie inzwischen auch hierzulande erprobt werden, sind kein Patentrezept zur Überwindung der Mitgliederkrise. Den deutschen Gewerkschaften können sie aber wichtige Anregungen für eine strategische Neuausrichtung bieten.

Die veränderte Geschäftsgrundlage gewerkschaftlicher Politik: Von der Einheitsgewerkschaft zur Konkurrenzgewerkschaft

Solidargemeinschaft und fragmentierte Gesellschaft: Parteien, Milieus und Verbände im Vergleich, 1999

Das System der industriellen Beziehungen in der Bundesrepublik galt bis vor nicht allzu langer Zeit auf grund seines hohen Verrechtlichungsgrades, seines sozialpartnerschaftlichen Grundprinzips mit weitreichender Friedenspflicht und seiner entwickelten Tarifautonomie als besonders stabil. Dazu Klaus Dörre: "Als das (west-)deutsche System industrieller Beziehungen am Ende der 80er Jahre sozialwissenschaftlichen ,Stabilitätstests' unterzogen wurde, fielen die Ergebnisse überwiegend positiv aus. Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern oder auch den USA wirkten kollektive Akteure und Institutionen der Kapital-Arbeit-Beziehungen überaus lern-und anpassungsfahig. Daß Gewerkschaften, Industrieverbände, Tarifverträge und Modi der Konfliktregulierung trotz wirtschaftlicher Krisen weitgehend intakt blieben, bestimmte den Tenor sozialwissenschaftlicher Analysen wie politischer Wertungen. Der deutsche Weg zur Institutionalisierung des industriellen Konflikts schien gerade deshalb vielversprechend, weil ein relativ rigides Regulierungssystem mit hohen sozialen Standards und einflußreichen Gewerkschaften die Modernisierung in Unternehmen und Gesellschaft eher zu fördern als zu blockieren schien. Aufgrund dieses durchaus erfolgreichen Kontrastprogramms zu radikalen Deregulierungspolitiken anderer Länder wurde dem deutschen System industrieller Beziehungen in der Außenperspektive sogar Modellcharakter attestiert."1 Die deutsche Einheit von 1990 und die Transformation der westdeutschen Marktwirtschaft beziehungsweise des rheinischen Kapitalismus in die neuen Bundesländer wird in der politikwissenschaftlichen und soziologischen Forschung recht einhellig als Bewährungsprobe fiir das System der industriellen Beziehungen und das Tarifsystem angesehen. Dabei geht es um die zentrale Frage, ob das "deutsche Modell"-oder besser: das "westdeutsche Modell"

(Auszug) INTEGRATION ODER KLASSENKAMPF – FÜHRERBILDUNG ODER BASISDEMOKRATIE? Das Bildungsangebot der syndikalistischen Freien Arbeiter-Union Deutschlands

Bildung und Demokratie in der Weimarer Republik, 2022

Die FAUD unterschied sich mit ihrer anti-kapitalistischen und anti-parlamentarischen Agenda von ihren Konkurrenzorganisationen vor allem durch einen basisdemokratischen Ansatz: ArbeiterInnen sollten, ob im Betrieb, in der Gewerkschaft oder gesamtgesellschaftlich, eigenmächtig handeln und entscheiden. Ein repräsentatives Demokratieverständnis lehnten die SyndikalistInnen ab: „Jede Entscheidung soll, so weit das nur immer möglich ist, von Leuten ausgehen, die den Beschluß selbst auszuführen haben.“ Die Erziehung zu einer solchen Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit war für die SyndikalistInnen eine der wichtigsten Stützen im Aufbau einer befreiten Gesellschaft. Gemäß dieses Prinzips hatte sich die FAUD eine dezentrale und basisdemokratische Struktur gegeben, die auf die Einbindung und Emanzipation der Mitgliederbasis angewiesen war. Um dies zu gewährleisten, bemühten sich die SyndikalistInnen um ein entsprechendes Bildungsangebot, welches den eigenen Mitgliedern die ideologischen Grundlagen des Syndikalismus vermitteln und sie für ihre praktische Gewerkschaftsarbeit ausrüsten sollte. Mein Beitrag widmet sich eben diesem, inner-gewerkschaftlichen Bildungsangebot. Im Mittelpunkt steht die Frage inwiefern sich die syndikalistische Vorstellung von demokratischer Teilhabe und Emanzipation in der Bildungspolitik der FAUD wiederfindet.

Einleitung. Kulturelle Abwehrformationen gegen die "Krise der Arbeitsgesellschaft" und ihre Lösung: Die Demokratisierung der geistesaristokratischen Muße

2010

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. 15 Ich beziehe mich hier auf die in den Sozialwissenschaften einschlägige Unterscheidung von »Gemeinschaft« und »Gesellschaft«, wie sie sich von Ferdinand Tönnies herleitet (Tönnies 1991). Im Unterschied zu Tönnies, der Gemeinschaften per se als traditionale und eher auf einer lokalen Ebene angesiedelte Gebilde auffasst, die in der modernen Gesellschaft zurückgedrängt werden, begreife ich auch moderne politische, nationalstaatliche verfasste Gemeinwesen als Gemeinschaften im vollen Sinne.

Die Dekade der Herausforderungen: Deutsche Gewerkschaften zwischen europäischer Integration und nationalstaatlicher Reorganisation in den 1990er Jahren

2009

During the 1990s, mainly two processes challenged German trade unions: The German unification process at the national level on the one hand and the accelerated dynamics of integration at the European level on the other. While the unions were able to develop adequate organisational and functional strategies for coping with the national unification, they can be regarded as latecomers within the European integration process, which developed a new dynamic at the beginning of the 1990s. This dynamic was fostered by the legal framework for the development of a social dimension and the single market – in fact crucial questions for the unions. However, the German unions’ reactions were rather sceptical and reluctant while they had to concentrate their attention on the German unification process at the same time. According to these developments the article deals with the question how far German trade union’s resources were occupied by the German unification process and to what extent this ci...

Gewerkschaften im deutschen Einheitsprozess

Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, 2017

Die Rolle der Gewerkschaften im Prozess der deutschen Einheit fand bislang wenig Beachtung. Dabei gehörten sie von Anfang an zu den Kräften, die die gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformation Ostdeutschlands mitgestalteten. In den Beiträgen des Bandes betrachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie ehemals Aktive aus Ost und West - ausgehend von ihren jeweils unterschiedlichen Perspektiven - die Möglichkeiten, Erfolge und Grenzen gewerkschaftlicher Politik und gewerkschaftlichen Handelns. Im Fokus stehen gewerkschaftliche Kontakte vor 1989, die Phasen von Umbruch und Vereinigung, die Arbeit der Treuhandanstalt und die Tarifpolitik. Herausgearbeitet werden dabei auch die Nachwirkungen des Transformationsprozesses.