Dividuell aktiviert. Zur dividualisierenden Dynamik „aktivierender“ Arbeitsmarktpolitik und ihren subjektiven Auswirkungen am Beispiel von Jugendlichen in einer Pilotmaßnahme (Kurzzusammenfassung/short summary) (original) (raw)

Die Arbeit untersucht aus einer machtkritischen soziologischen Perspektive die auf die Bearbeitung der Subjektivität ihrer Adressatinnen gerichteten Wirkmechanismen und die subjektiven Auswirkungen von " aktivierenden " arbeitsmarktpolitischen Interventionen. Ausgehend von einer theoretischen Konzepti-on, die sich an begrifflichen Instrumenten Pierre Bourdieus (Feld, Habitus) und Michel Foucaults (Dis-positiv) orientiert, wird am empirischen Beispiel einer " aktivierenden " Pilotmaßnahme für junge Arbeitslose rekonstruiert, welchen Rationalitäten einer machtförmigen Erzeugung 'erwünschter', den Anforderungen des Arbeitsmarkts entsprechender subjektiver Dispositionen diese Maßnahme auf pro-grammatischer Ebene folgt, wie sich diese unter den je spezifischen lokalen Umsetzungsbedingungen der Pilotregionen in (teilweise ganz anderen Rationalitäten folgende) Praktiken übersetzten, und welche Auswirkungen dieser Praktiken auf das Handeln und und die subjektive Verfasstheit der Teilnehmen-den sich nachweisen lassen. Leitlinie der empirischen Analysen ist dabei die These, dass " Aktivierungs " programme Instrument und Träger der Durchsetzung einer Dynamik der Zerlegung menschlicher Arbeitskraft in Einzelkompetenzen als sub-individuelle (Handels-)Einheiten und des raum-zeitlich diskontinuierlichen Zugriffs auf dieselben ist, die sich als Dividualisierung kennzeichnen lässt. Historisch-soziologisch begründet wird diese These in einem hinführenden Kapitel (Kap. 2), das Gegenstand und Fragestellung der Arbeit unter Rückgriff auf regulationstheoretische und postoperais-tische Argumentationsmuster sowie auf Bourdieus Analysen zur Klassenreproduktion in den Kontext einer Deutung der Formveränderungen des Kapitalismus in den letzten ca. 40 Jahren stellt. Daran anschließend wird in der Auseinandersetzung mit Bourdieu zunächst ausgelotet, inwieweit sein Begriff des Feldes für eine soziologische Diagnose gegenwärtiger Veränderungsprozesse im Arbeitsmarkt nütz-lich ist. Es spricht einiges dafür, dass Arbeitsmärkte in den letzten Jahrzehnten verstärkt Eigenschaften von Feldern im Bourdieuschen Sinne entwickelt haben und dass die Position soziale Akteure in diesen Feldern besonders eng an deren Stellung im sozialen Raum, also in der Klassenstruktur, gekoppelt ist (Kap. 3). Diese Perspektive kann damit die Relevanz einer auf die Veränderung der Positionierungen von Akteuren in Arbeitsmärkten und damit mittelbar auf Verschiebungen in der Positionsstruktur die-ser Felder angelegten politischen Strategie wie " Aktivierung " für die Zusammensetzung sozialer Klas-sen, also für gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse, aufzeigen. Um die von einer solchen Strategie organisierte Arbeit an der Subjektivität – die Versuche, mit unter-schiedlichen Mitteln das Angebot an Arbeitskraft an die vorhandene oder potentielle Nachfrage nach ihr anzupassen – zu untersuchen, wird dann Foucaults Dispositivbegriff (Kap. 4) ausgehend von seiner operativen Anwendung im ersten Band seiner Geschichte der Sexualität in der wenig zur Kenntnis genommenen Bestimmung als strategische Verkettung taktischer Machtverhältnisse rekonstruiert und analy-tisch fruchtbar gemacht. Analog zu Foucaults Analyse des " Dispositivs der Sexualität " wird gezeigt, dass " Arbeitskraft " ebensowenig wie " Sexualität " etwas natürlich Gegebenes, sondern in ihren empirisch erkennbaren Formen ebenso wie in den herrschenden Vorstellungen von ihr historisch erzeugt ist. Dahinter steht die Annahme einer gegenwärtig vor sich gehenden Überlagerungsbewegung historischen Maßstabs, in der das Dispositiv des Berufs als Verfassungsform von Arbeitskraft überlagert wird von einem kleinteiligeren, 'flexibilisierten' und durch individuelle Fähigkeitsrepertoires und personalisierte Verantwortungszuweisungen gekennzeichneten Kompetenzdispositiv. In der Verbindung dieser beiden Perspektiven werden dann die aus der Verkettung von Machtverhält