Neue Wissensordnungen um 1900 (original) (raw)
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(Plan)Sprachen und Wissen(-sordungen) um 1900
(Plan)Sprachen und Wissen(-sordungen) um 1900, 2023
Bernhard Struck (Plan) Sprachen und Wissen (-sordnungen) um 1900 Warum und seit wann dominiert Englisch als globale Sprache generell, vor allem in den Wissenschaften und zur Vermittlung von Wissen? Der Aufstieg von Englisch als globaler (Wissens-) Sprache ist ein relativ junges Phänomen, dem der erste und einleitende Teil dieses Beitrags nachgeht und der zugleich Fragen zur historisch bedingten Dominanz einer Sprache und von Sprachgerechtigkeit aufwirft. Die beiden Hauptteile des Kapitels widmen sich der Zeit zwischen 1880 und etwa 1910. Um 1900 dominierten und konkurrierten Englisch, Französisch und Deutsch als eine Trias der Wissenschaftssprachen. Gleichzeit wurde eine Reihe von Plansprachprojekten vorgelegt und zwischen 1901 und 1907 von der Delegation for the Adoption of an International Auxiliary Language geprüft. Anhand des Nachlasses von Wilhelm Ostwald, der den Vorsitz der Delegation führte, und auf der Basis von verschiedenen Wissenschaftsjournalen, die vor 1914 auf Esperanto erschienen, geht der Beitrag Diskussionen der Zeit nach der Frage und Notwendigkeit von Sprache und Kommunikation um 1900 nach. Dabei kam diesen Esperantojournalen primär die Rolle zu, das fachspezifische Vokabular der noch jungen Plansprache auszubauen, um so Wissen zu bündeln und über nationale Sprachen hinaus zu entgrenzen.
Trancemedien und Neue Medien um 1900
2012
Mitte des 19. Jahrhunderts breiten sich in Europa und Nordamerika an unterschiedlichen Orten spiritistische Glaubensund Denksysteme aus, die auch mit einer immensen Zunahme von meist weiblichen Medien einhergehen. Medien, die vorgeben, zwischen Diesseits und Jenseits verschalten zu können, um die Stimmen der Toten zu übertragen und zu vermitteln. Damit ist in aller Kürze auf einen wichtigen frauen-, sozial-, diskursund mediengeschichtlichen Umstand verwiesen, der gerade für die heutigen Medienwissenschaften von großer Bedeutung ist, weil sie es nach wie vor mit (informationstheoretischer) Übertragung, (kybernetischer) Verschaltung und (diskursiv-kommunikativer) Vermittlung zu tun haben, wenn sie ihren Gegenstandsbereich bestimmen und begrenzen wollen. Denn in die wissenschaftliche Konstruktion von technischen Medien wie Telegraf oder Telefon gingen von Beginn an auch Diskurse und Wissensformen wie jene der Telepathie ein, die gleichsam das psychoanalytisch Verdrängte des akademische...
Meilensteine der Soziologie, 2019
Für die eilige Leserin Man kann, ohne auf Vollständigkeit erpicht zu sein, Aussagen danach klassifizieren, ob sie beschreibend (deskriptiv), wertend (evaluativ) oder empfehlend (präskriptiv) sind. Das gilt auch für Sätze in Texten von Sozialwissenschaftlerinnen. Bei genauerer Betrachtung stößt man rasch auf Beispiele, die mehrdeutig sind, jedoch herrscht weitgehend Übereinstimmung, dass die Unterscheidung von Seins-und Sollsätzen prinzipiell möglich und sinnvoll ist. Seinssätze sind demzufolge deskriptiv, Sollsätze entweder evaluativ oder präskriptiv. Weniger Übereinstimmung herrscht über zwei damit eng verbundene Fragen: Kann man aus Sein ein Sollen ableiten? Dürfen Wissenschaftlerinnen, insbesondere in der Lehre, wertende Aussagen machen, und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Meinungsverschiedenheiten über die hier angedeuteten Fragen begleiten die Geschichte der Soziologie (und anderer Sozialwissenschaften) nahezu seit ihren Anfängen. Am Beginn des 20. Jahrhunderts verfocht Max Weber (1864-1920), ein damals schon sehr angesehener Autor, in unterschiedlichen Zusammenhängen seine Position der Werturteilsfreiheit. Demnach sollten Wissenschaftler, Professoren insbesondere, versuchen, sich ihrer eigenen Werthaltungen bewusst zu sein und ihre öffentlich, vor allem in der universitären Lehre gemachten Äußerungen möglichst davon frei zu halten; wo das nicht möglich ist, müsse der Lehrer so redlich sein und darauf hinweisen, was empirisches Wissen und was bewertendes Urteilen sei. Trotz des großen Einflusses Webers blieb die Frage der Werturteilsfreiheit in den Jahrzehnten seither weiterhin umstritten.
Aussenseiter. Cecile und Oskar Vogts Hirnforschung um 1900
2011
von Paris nach Berlin, um in der Linienstraße 121 ganz in der Nähe der Charité ein »provisorisches Laboratorium« einzurichten. Nur wenige Monate später ließ er sich in der Magdeburger Straße 12, heute Kluckstraße, in der Nähe des Lützowplatzes mit einem anatomischen Laboratorium und privater nervenärztlicher Praxis in einem Mietshaus nieder. 1898 begann er hier die lebenslange Zusammenarbeit mit der in Paris als Neurologin ausgebildeten Cécile Mugnier (1875−1962); die beiden heirateten 1899 in Berlin. In den folgenden drei Jahrzehnten entwickelten sie in der Magdeburger Straße aus der zunächst privatwirtschaftlichen Neurologischen Centralstation das 1930 welt weit größte Institut zur Erforschung des Gehirns, das Kaiser-Wilhem-Institut für Hirnforschung, wofür in Berlin-Buch ein Neubau errichtet wurde und aus dem wiederum nach 1945 die Max-Planck-Institute für Hirnforschung hervorgingen. Diese standen dann aber nicht mehr unter der Leitung ihrer Gründer, denn die beiden Vogts wurden 1936 von den Nationalsozialisten gezwungen, ihr Institut zu verlassen. 1 Als Cécile und Oskar Vogt nach Berlin kamen, waren sie beide überhaupt noch nicht wissenschaftlich ausgewiesen. Dennoch scheinen sie Gründe gehabt zu haben, auf günstige Rahmenbedingungen für ihr gemeinsames Vorhaben hoffen zu können. 1897 war für das medizinische Berlin ein Jahr des Aufbruchs, der Staat investierte massiv in die Entwicklung einer naturwissenschaftlichen Medizin; dazu gehörte die Runderneuerung der Charité, von der auch im Beitrag von Thomas Beddies die Rede ist. Für ihren Neubau und die Neuordnung des Botanischen Gartens wurden im Jahr 1897 nahezu zehn Millionen Reichsmark zur Verfügung gestellt.
Medizin und Aberglaube, um 1900
Langfassung des Kommentars zu David Paul Hansemann: Der Aberglaube in der Medizin und seine Gefahr für Gesundheit und Leben, 1905, in: Bernhard Kleeberg (Hg.): Schlechte Angewohnheiten. Eine Anthologie 1750-1900, stw Frankfurt a.M. 2012.
Neue Weltinformationsordnung reloaded?
Global commons form a comparatively new part of international law, since the term appeared in international discussions and codifications only in the second half of the 20th century. The Common Heritage of Mankind is the corres- ponding legal principle that can establish an international regime to determine the legal status of non-sovereign territories and to allocate exploitation rights. Its main aim is to balance competing national claims by emphasising mankind’s common interest in the preservation and controlled exploitation of natural re- sources. Against this background, the chapter sheds a critical light on attempts to transfer the institute of the Common Heritage of Mankind to the sphere of com- munication. Taking debates revolving around the New World Information and Communication Order in the framework of UNESCO since the late 1970s as a start- ing point, the author analyses the pitfalls and limits of attempts to establish gov- ernance structures for a global information order, including recent attempts to govern the internet.